Wohnraum ohne Neubauten

Ökonom in Paderborn fordert: „Verbietet das Bauen“

Der Wohnwendeökonom Daniel Fuhrhop erläuterte in einem Vortrag, wie Paderborn auch ohne weitere Baustellen mehr Wohnraum generieren könnte.

Mehr Wohnraum ohne Neubauten. Ist das möglich? | © Pixabay (Symbolfoto)

04.12.2023 | 04.12.2023, 17:28

Paderborn. Daniel Fuhrhops Buch „Verbietet das Bauen“ kommt mit einer heutzutage bizarren Forderung und These daher. Mehr Wohnraum ohne Neubauten. Ist das möglich? Wohnraummangel, demografischer Wandel und Klimaveränderungen – der Wohnwendeökonom Fuhrhop ist sich sicher, dass die drei Krisen der heutigen Zeit nicht einfach mit mehr Baustellen gelöst werden können.

„Wir wollen die Bauwende voranbringen. Dafür benötigen wir Revolutionäre, die zeigen, was wir anders machen können, denn Neubau allein wird nicht reichen, um den dringend benötigten Wohnraum in Paderborn klimakonform zu schaffen“, sagt cum ratione Geschäftsführerin Kerstin Haarmann während eines Vortrags von Fuhrhops.

So geht es ohne Neubauten

Fuhrhop hat seine Ideen in der neuen Aufstockung des Geschäftsgebäudes von Westfalenwind dargestellt. Mit geeigneten Instrumenten könnten jährlich bundesweit etwa 160.000 Wohnungen im Bestand durch Aufstockungen, Umbau, Ausbau, Umnutzung oder Aktivierung des Leerstands geschaffen werden.

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Ein großer Teil der restlichen 140.000 Wohnungen, wenn Neubau möglichst vermieden werden soll, könnte durch den von Fuhrhop vorgestellten, sogenannten „unsichtbaren“ Wohnraum geschaffen werden. Dabei handelt es sich um ungenutzte Wohnflächen in größeren Wohnungen oder Häusern, die durch soziale Maßnahmen mobilisiert werden könnten, wie Untermiete, Umzug, Umbau, Vermietung oder gemeinschaftliches Wohnen.

Beim Vortrag mit dabei: Kerstin Haarmann (v.l. Geschäftsführerin cum ratione gGmbH), Daniel Fuhrhop (Wohnwendeökonom), Lara Schröder (Referentin für Nachhaltigkeit, cum ratione) sowie Daniel Saage (Geschäftsführer WestfalenWind Gruppe). - © cum ratione
Beim Vortrag mit dabei: Kerstin Haarmann (v.l. Geschäftsführerin cum ratione gGmbH), Daniel Fuhrhop (Wohnwendeökonom), Lara Schröder (Referentin für Nachhaltigkeit, cum ratione) sowie Daniel Saage (Geschäftsführer WestfalenWind Gruppe). | © cum ratione

In Bezug auf die Vermietung von Wohnungen, schrecken viele Menschen häufig davor zurück, weil sie Probleme mit den Mietenden befürchteten, mit denen sie dann auf sich allein gestellt seien. Einen Lösungsansatz stelle hier die soziale Wohnraumvermittlung dar, die geeignete Mieter und Vermieter zusammenführe, häufig Mietgarantien biete und bei Ärger mit den Mietenden kontaktiert werden könne.

Das wäre in Paderborn möglich

Insgesamt bestehe nach Berechnungen von Fuhrhop in Deutschland ein Potenzial von etwa 100.000 Wohnungen bundesweit, die auf diese Weise geschaffen werden könnten und damit die Notwendigkeit des Neubaus auf ein Minimum reduzieren würde. Mit Blick auf die Zahlen für Paderborn wäre hier durch die Mobilisierung des unsichtbaren Wohnraums theoretisch Platz für etwa 20.000 zusätzliche Menschen, rechnet Fuhrhop vor. Doch wo könnte konkret in Paderborn angefangen werden? Und welche Kosten sind damit verbunden?

Dies wurde in der Diskussion erörtert. Wichtig sei zu wissen, dass natürlich Kosten anfallen, wenn eine Wohnraumvermittlung professionell erfolgen solle. Im Vergleich mit Baugebieten seien die Kosten laut Fuhrhop allerdings deutlich geringer. In jeder Stadt müsse vor Ort geschaut werden, welche Potenziale bestehen und welche Akteure bereits im Bereich tätig sind, erläutert er weiter.

Daniel Saage, Geschäftsführer von Westfalenwind, verdeutlichte am Beispiel des Veranstaltungsraums, wie Bauherren selbst vorangehen könnten. Mit der Aufstockung auf eine bereits bestehende Lagerfläche wurde die Bürofläche von 1.200 auf 2.700 Quadratmeter mehr als verdoppelt – ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Dass gleichzeitig auf eine Holzbauweise gesetzt wurde, führte dazu, dass etwa 1.500 Tonnen CO2 im Vergleich zur Massivbauweise eingespart werden konnten.