Städtepartnerschaft mit Istanbuler Stadtteil: Entscheidung in Paderborn steht bevor

Paderborn. Die Entscheidung, ob Paderborn eine Partnerschaft mit dem Istanbuler Stadtteil Beylikdüzü eingeht, rückt näher. Am Donnerstag, 16. November, soll sich nach jetzigem Stand der Rat mit dem Antrag beschäftigen. Recep Alpan, stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Gesellschaft (DTG), rechnet nach der zurückliegenden Diskussion über das Thema mit einer knappen Entscheidung. Für ihn ist zugleich klar: "Einen Plan B gibt es gibt nicht." Vor allem Vertreter aus der Ratsfraktion der CDU äußerten bis zuletzt Bedenken. Aus ihrer Sicht fehlt der geplanten Partnerschaft ein Fundament, getragen von "Vereinen, Verbänden, Schulen, Unternehmen oder anderen Institutionen" aus Paderborn und Beylikdüzü. Zudem sehen sie die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisch. Ungeachtet dessen liegt eine erste Abstimmung bereits vor: Wie berichtet, stimmte der Integrationsrat Mitte September mehrheitlich für den Antrag. Insgesamt seit fünf Jahren beschäftigt sich die DTG mit der Städtepartnerschaft. Spürbare Zuversicht, dass der Stadtrat dem Votum des Integrationsrates folgt, zeigen DTG-Vorsitzender Wolfgang Weigel und sein Stellvertreter Alpan nicht. "Das wird eine ganz knappe Kiste", sagt Alpan, der auch Vorsitzender des Integrationsrates ist. Er rechnet damit, dass "ein bis zwei Stimmen entscheidend" sein werden. Was eine Ablehnung seitens des Stadtrates aus Sicht der DTG bedeuten würde, verdeutlicht Weigel: "Das wäre ein Schlag ins Gesicht des Integrationsrates." Zudem würde es einen "Schatten" auf die bereits bestehenden Beziehungen zu verschiedenen Vertretern in Beylikdüzü werfen. Zugleich nehmen Weigel und Alpan die Kritik an der politischen Haltung Erdogangs ernst – sehen aber keinen Bezug zum aktuellen Antrag. "Auch wir kritisieren die Außenpolitik der Türkei", sagt Weigel. Zudem sehe die DTG Positionen zu Themen wie der Meinungs- und Pressefreiheit kritisch. "Wir sehen die Partnerschaft aber auf der Seite der Zivilgesellschaft in Beylikdüzü", so Weigel. Dort leben nach DTG-Angaben etwa 350.000 Menschen, die westlich orientiert und an der EU interessiert seien. Ein großer Teil sei gut ausgebildet, der Bereich Informationstechnologie (IT) bedeutend. Weitere Unterstützer Den Antrag hatten die Gruppen DTG, Die Unabhängigen, Deutsch-Russische Gesellschaft, Volt WG sowie die Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen eingebracht. Um ihrem Anliegen Gewicht zu verleihen, verweist die DTG nun auf weitere Unterstützer. So befürworte der Freundeskreis Paderborn/Przemysl eine Partnerschaft, lässt dessen Präsident Janusz Bugaj mitteilen. Damit würden die "in Paderborn lebenden Menschen aus der Türkei (...) eine besondere Wertschätzung ihrer Herkunft erfahren", so Bugaj. Auch Siegfried Rojahn, Oberstudiendirektor am Reismann-Gymnasium, das nach Angaben auf der Schulinternetseite eine Partnerschaft mit der Istanbuler Eliteschule TED Atakent Koleji pflegt, befürwortet den Antrag zur Städtepartnerschaft. Demnach leiste der bestehende Austausch einen "wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen Völkern". Als weitere Unterstützer nennt die DTG beispielsweise Arif Hakan Yeter, Generalkonsul der Türkei in Münster, von dem ein Schreiben vorliegt, und Roland Hüser, Geschäftsführer des Flughafens Paderborn/Lippstadt. Als Paderborner mit Bezug zur Türkei sprechen sich zudem Ümüt Yurdaer (Ditib-Fatih-Moschee), Hüseyin Tosun (Alevitische Gemeinde) und Murat Isenc (Türk Gücü Fußball-Club) für die Partnerschaft aus. Von insgesamt etwa 6.000 Paderbornern mit türkischer Migrationsgeschichte geht Alpan aus. "Ich bin Paderborner und integriert. Es würde mich aber sehr verletzen, wenn die Partnerschaft abgelehnt würde", sagt Yurdaer.

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