Müll auf der Blauen Burg? Vier Geheimnisse rund um die Ruine in Bad Lippspringe

Bad Lippspringe. Ihre schwarze Plastikkladde hat Annalena Müller immer dabei. Ab und zu blättert sie durch die vielen, handgeschriebenen Seiten und liest ein paar Zahlen nach – doch eigentlich kennt Müller alle Fakten aus dem Effeff. Wohl niemand ist in den vergangenen Wochen so häufig auf der Blauen Burg gewesen wie die Museumspädagogin. Mehr als einhundertmal ist sie seit Beginn des Kunstprojekts von HA Schult hier gewesen und hat Schulklassen, Gruppen und Einzelpersonen durch die in ein Ultramarinblau getunkte Ruine geführt – und viele weitere Führungen werden bis zum 24. September noch folgen. Dabei lüftet die 37-Jährige immer auch ein paar Geheimnisse. Geheimnis 1: Weiße Stellen an der Burg Ganz so blau wie noch zu Beginn des Projekts ist die Burg nicht mehr. An einigen Stellen haben sich kleine, aber doch gut sichtbare weiße Stellen gebildet. Hat der Regen etwa die Farbe von der Burg gespült? Nein, sagt Müller und verrät: &bdquo;Zwischen dem Gestein und der Graffitischutzschicht hat sich durch den starken Regen beim Auftragen Luft und Wasser festgesetzt.“ Das sei nun verdunstet, wodurch auch die Farbpigmente verschwunden seien.“ Generell aber störe Regen nicht – auch nicht die kräftigen Schauer und Unwetter der vergangenen Tage. Denn damit die Farbe wieder abgeht, müssten zwei Faktoren zusammenkommen: hoher Wasserdruck und Hitze. Deshalb wird die Farbe ab Ende September mit einem Hochdruckreiniger und heißem Wasser abgespült. Der Clou: Die Farbpigmente und das Wasser trennen sich automatisch wieder, wie Wasser und Öl. Müller: &bdquo;Das Wasser kann anschließend bedenkenlos in die Kanalisation gegossen werde und im Prinzip kann die Farbe wiederverwendet werden.“ Geheimnis 2: Unbemalte Innenwände Wer an der Lutterquelle steht und zur Burgruine hinauf guckt, sieht zwar blaues, aber eben auch viel beiges Gestein. Denn die Innenwände der Burg wurden nicht bemalt. Aber warum? Hat die Farbe etwa nicht gereicht? Auch hier antwortet Müller mit einem klaren Nein. &bdquo;Die Innenwände wurden vor zwei Jahren aufwendig restauriert und stehen deswegen nicht zur Verfügung“, sagt sie. Denn beim Abkärchern würden kleine, lose Teile abplatzen, die es drinnen nicht mehr gebe. Die Gefahr, etwas kaputtzumachen, sei zu groß. Draußen dagegen werde der letzte Schritt des Kunstprojekts, den ersten Schritt der Außen-Restauration einläuten. Durchgeführt von der Paderborner Spezialfirma Nüthen. Geheimnis 3: Viel Müll auf der Burg Trotz der fehlenden Farbe führt Müller die Besucher auch in den Innenhof der Burg. Denn hier ist der zweite Teil von HA Schults Kunstprojekt zu sehen: die Trash-People, zu deutsch Müllmenschen. Während das blau für Wasser steht und durch die Quelle der Lippe direkt vor der Burg thematisch perfekt passt, stellt sich die Frage: Was hat die Ruine mit dem Thema Müll zu tun? Heute nur noch wenig, sagt Müller, aber im Mittelalter ne ganze Menge. An der kleinen Brücke, die über die Lippe führt, befand sich früher ein Mühlenbetrieb mit zwei Wasserrädern. Heute noch gut erkennbar durch einen Metallstreifen, der die Grenzen des ehemaligen Mühlen-Grundstücks markiert. &bdquo;Jeden Abend blieben Mehlreste übrig“, sagt Müller. Und für Künstler Schult gelte der soziologische Grundsatz: &bdquo;In dem Moment, in dem der Mensch etwas benutzt, beginnt er Müll zu produzieren.“ Müller: &bdquo;Die Mühlen sind geradezu ein Paradebeispiel für Müll und das direkt vor der Burg.“ Geheimnis 4: HA Schult und sein Name Viel wird über HA Schult geschrieben, doch nur wenige kennen seinen ganzen Namen: Hans-Jürgen Schult heißt der 1939 in Parchim geborene Künstler komplett. Müller ist ein großer Fan von Schult. In der Presse werde er oft als exzentrisch dargestellt, doch gerade das sei sein Ziel. &bdquo;Privat ist er ein super Mensch. Freundlich, witzig und charmant. Ich bin froh, ihn kennengelernt zu haben“, sagt Müller. &bdquo;Ich stehe voll und ganz hinter diesem Projekt.“ Am Samstag, 16. September, wird, mit einem farblich angepassten Feuerwerk, die finale Woche der Kunstinstallation eingeläutet. Um 20.15 Uhr beginnt das zwölfminütige Feuerwerk, das Programm startet aber schon um 19 Uhr mit einem musikalischen Auftritt der &bdquo;Nimmzweiband“. Parallel dazu wird es ein erweitertes gastronomisches Angebot des Cafés &bdquo;Vero Gusto“ geben.

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