Nach fast 250 Jahren: Einzige Hebammenschule in Paderborn schließt

Paderborn. Ende einer Ära: Nach 244 Jahren und mehr als 5.000 ausgebildeten Geburtshelfern schließt die Hebammenschule Paderborn an diesem Mittwoch ihre Türen. Bereits seit Jahren steht das Aus für die zweitgrößte Einrichtung in Nordrhein-Westfalen fest – nun bekommt der letzte Azubi-Jahrgang seine Zeugnisse. &bdquo;Es ist ein trauriger, aber gleichzeitig auch ein unumgänglicher Schritt“, sagt Schulleiterin Michaela Bremsteller. Denn statt einer Ausbildung müssen angehende Hebammen künftig ein Studium absolvieren. Sie sollen so noch besser auf den Beruf vorbereitet werden. Anders als in vielen anderen Regionen Deutschlands können Bremsteller und ihre Kollegen allerdings ihre Jobs behalten. Angefangen hat alles im Jahre 1779. Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Asseburg und Hofmedikus Jacqueretz, die beiden Gründungsväter der Schule, waren der Ansicht, dass die &bdquo;Unerfahrenheit der Hebammen“ zum Tod von zahlreichen Müttern und Kindern geführt habe, weshalb es einer geregelten, wenn auch mit drei Monaten eher kurzen, Ausbildung bedürfe. Erst seit 1983 wird die Ausbildung nach heutigen Standards, dreijährig angeboten. Im selben Jahr ging die Hebammenschule in die Vincenz-Trägerschaft über. Zentraler Meilenstein: Eröffnung des neuen Gesundheitscampus Eine der Frauen, die die Hebammenschule maßgeblich mitgeprägt hat, ist Margareta Köhle. 1983 übernahm sie zusammen mit dem damaligen Chefarzt der Frauenklinik und einer Vertreterin des Trägers die Leitung der Schule, ab 2005 bis 2017 führte sie die Bildungsstätte allein. &bdquo;Das ist eine unglaublich lange Zeit“, sagt ihre Nachfolgerin Bremsteller, die selbst in den Jahren 86 bis 89 von Köhle ausgebildet wurde. &bdquo;Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ihre Nachfolgerin werde“, so Bremsteller, die die Schule nun schon im sechsten Jahr leitet. In den Beginn ihrer Amtszeit fällt ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Schule: der Umzug in das neue Campus-Gebäude. Hier wurden in vier verschiedenen Gesundheitsfachberufen jährlich bis zu 260 Ausbildungsplätze bereitgestellt. Mit der Akademisierung der Ausbildung wird die Schule überflüssig. Deutschland ist mit einiger Verspätung das letzte Land in der Europäischen Union, welches diesen Schritt vollzieht. Mit Folgen: Bereits seit 2016 werden die hierzulande ausgebildete Hebammen in der EU nicht mehr anerkannt, sie müssen erst Zusatzzertifikate erwerben – das hat jetzt ein Ende. 2022 haben die ersten Studis den Bachelor of Science Midwifer/ Hebamme mit 25 an der Hochschule Bielefeld begonnen. Hebammen werden auch künftig in der Region ausgebildet Lange Zeit blieb unklar, wo genau die landesweit auf wenige Hundert begrenzten Studienplätze angeboten werden. &bdquo;Ich bin froh, dass wir die Ausbildung hier in OWL halten konnten“, sagt Bremsteller. &bdquo;Es ist sehr viel wert, dass wir auch weiterhin genauso viele Hebammen in der Region ausbilden, wie wir das bisher getan haben.“ In der Hebammenschule sind aktuell etwa 25 Plätze für Studierende pro Jahr vorgesehen, die im St. Vincenz-Krankenhaus an den Standorten Paderborn und Salzkotten eingesetzt werden. Geprüft werden auch Einsätze in weiteren OWL-Kliniken. Das Bemerkenswerte: Anders als die Azubis kommen die Studierenden viel häufiger hier aus der Region. &bdquo;Das hängt auch damit zusammen, weil es viel mehr Unis als Hebammenschulen gibt“, sagt Bremsteller. Niemand müsse mehr für seinen Berufswunsch den Wohnort wechseln. Generell sieht die Schulleiterin die Stadt und den Kreis gut aufgestellt, was die Zahl der aktiven Hebammen betrifft. &bdquo;Einen Hebammenmangel haben wir, anders als in Höxter oder Bielefeld, nicht“, sagt Bremsteller. &bdquo;Wir haben hier eine sehr gute Versorgung.“ Auch, weil viele Schüler nach ihrer Ausbildung hier hängengeblieben sind. Praxiszentrum statt Hebammenschule - Organisieren statt Lehren Michaela Bremsteller und ihr Team werden auch künftig die Hebammen in ihrer Ausbildung unterstützen. Statt als Schule stehen sie den Studierenden als Praxiszentrum zur Seite und koordinieren etwa die Einsatzpläne und den praktischen Teil des Studiums. Zusammen mit Andreas Riekötter leitet Bremsteller das Zentrum seit 2021. Sie sorgen beispielsweise für die gleichmäßige Verteilung der Studis in den Krankenhäusern. &bdquo;Wir können ja nicht alle gleichzeitig in ein und denselben Kreißsaal schicken“, sagt Bremsteller.

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