Paderborner Frauenhaus muss in Notlagen immer häufiger ablehnen

Paderborn. Eine eigene Wohnung, der nächste und wichtige Schritt in ein unabhängigeres Leben. Nichts hätte Angela N. (Name von der Redaktion geändert) lieber als das. Wie gerne würde sie auf eigenen Beinen stehen. Ganz viel Zeit und Kraft investiert sie, damit ihr Wunsch in Erfüllung geht, mit ihren beiden Kindern an einem anderen Ort zu leben. Zurzeit wohnt sie im Paderborner Frauenhaus, wo ihr sehr geholfen wurde. Raus möchte sie denn auch nicht nur, um für sich und ihre Kinder eine neue Perspektive zu haben. Sie möchte auch ihr Zimmer frei machen, weil aufgrund der Vollbelegung Plätze für Frauen in akuten Gefahrensituationen fehlen. Seit rund zweieinhalb Jahren lebt die 36-Jährige in Paderborn. Nach einem ersten Aufenthalt im Frauenhaus kehrte sie kurzzeitig zu ihrem Mann zurück. Dachte, dass sich die schlimmen Erlebnisse nicht wiederholen würden. Sie wurde eines Schlechteren belehrt. Was sie genau über sich ergehen lassen musste, möchte sie nicht sagen. Nur so viel: Es geht um körperliche, psychische und emotionale Gewalt. Im Durchschnitt bleiben die Frauen heute sechs Monate, sagt Rabea Zimmermann, Sozialarbeiterin im Frauenhaus. Früher waren es drei Monate. &bdquo;Einige Frauen sind nur einen Tag bei uns oder auch nur ein paar Stunden. Aber schon das ändere etwas, weil die Frau in der Situation in die aktive Rolle gegangen ist.“ Wohnungssuche im Internet Bei ihrem ersten Aufenthalt konnte Angela N. noch kein Deutsch. Jetzt besucht sie Sprachkurse und ist persönlich viel weiter. Eine weitere Chance, wie sie diese ihrem Ex-Partner noch vor überschaubarer Zeit gegeben hat, wird es nicht mehr geben. &bdquo;Ich fühle mich selbst stark, sehe mich als starke Frau“, sagt sie. &bdquo;Das Frauenhaus ist gut und hat mir sehr geholfen.“ Unter anderem durch wichtige Unterstützung bei Ämtergängen. Täglich durchsucht sie im Internet Wohnungsangebote bei Ebay Kleinanzeigen oder Immoscout24. Mindestens 15 Wohnungen habe sie sich auch schon angesehen. Doch sobald sie sagt, dass sie im Frauenhaus wohnt, derzeit aber noch nicht arbeitet, war es das. Seit mittlerweile zehn Monaten läuft das so. Die Vermieter seien halt in der komfortablen Lage, auswählen zu können, wen sie nehmen. Dabei würde das Jobcenter die Wohnung bezahlen. Auch auf einer Liste für Sozialwohnungen der Stadt Paderborn steht Angela N. – bisher vergebens. Im Paderborner Frauenhaus gibt es in sieben Wohnungen insgesamt 15 Plätze und 27 für Kinder. Frauen mit zwei Kindern wohnen in der Regel in einem Zimmer. Bei mehreren Kindern können es auch mehrere Zimmer sein. Eine Warteliste hat das Frauenhaus als Zufluchtsstätte für akute Fälle nicht. &bdquo;Es kommt höchstens mal vor, dass eine Frau mit Bedarf sich eine Woche später noch einmal melden soll, weil klar ist, dass ein Zimmer frei wird“, sagt Zimmermann. Immer mehr Frauen müssen abgelehnt werden Wenn es gut läuft, hat eine betroffene Frau zehn Tage Zeit, um sich einen Frauenhausplatz zu suchen. Zehn Tage sind der Zeitraum, für den ein Ehemann der Wohnung verwiesen wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Frau, die Kinder, Freunde oder Nachbarn die Polizei alarmiert haben. Leerstand im Frauenhaus ist eine Seltenheit. Oft sei ein am Morgen freigewordenes Zimmer am Abend schon wieder bewohnt. Im laufenden Jahr wurden bisher 21 Frauen mit 25 Kindern aufgenommen. 38 Frauen mit 50 Kindern waren es im Vorjahr und 47 Frauen mit 69 Kindern im Jahr 2021. Im gleichen Zeitraum stieg entsprechend der weniger aufgenommenen Frauen in Not die Zahl der Ablehnungen: Fanden 2021 gut 95 Frauen mit 128 Kindern keine Zuflucht, so waren es 2022 bereits rund 160 Frauen mit 140 Kindern. Und in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres wurden schon 113 Frauen mit 108 Kindern abgelehnt. All diese Zahlen zeigen: Es ist notwendig, dass Betroffene, die nach einer Übergangszeit im Frauenhaus wieder zurück in ein selbstständiges Leben wollen, auch bezahlbaren Wohnraum und offene Vermieter finden. Aus diesem Grund hatte das Paderborner Frauenhaus kürzlich bereits öffentlich Wohnungen gesucht. Danach habe es auch einige Rückmeldungen gegeben, so Zimmermann. Zu einer Vermietung sei es aber noch nicht gekommen. Interessierte Vermieter können sich weiterhin unter Tel. 05254 9322366 beim Frauenhaus melden. Besuche sind im Frauenhaus nicht möglich Viele Frauen seien hinsichtlich des Wohnorts flexibel. Ein Problem sei ein Umzug jedoch für diejenigen mit einer Arbeit in Paderborn und Kindern, die mittlerweile hier zur Schule gingen. Das gilt auch für Angela N. Da ihre Kinder in Paderborn zur Schule gehen, möchte sie gern hierbleiben. Wie sie sagt, würden auch ihre Kinder gern in einer eigenen Wohnung leben. Bisher können sie zwar Freunde und Freundinnen besuchen, selbst einladen können sie aber niemand. Es ist im Frauenhaus nicht möglich. Ein Fortzug in eine andere Region wird einer Frau auch nahegelegt, wenn ein Mann ihren Aufenthaltsort herausgefunden hätte und sowohl die Frau als auch die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen bedroht würden. Der Aufenthalt im Frauenhaus mit der Wohnsituation in nur einem Zimmer sei nur eine Zwischenlösung, sagt Rabea Zimmermann. Auch das Zusammenleben mit unterschiedlichen Menschen auf engstem Raum sei eine Belastung. Die Fluktuation sorge immer wieder zum Abbruch von gerade aufgebauten Beziehungen zu anderen Menschen. Von großer Bedeutung ist der Umzug in eine eigene Wohnung aber noch aus einem anderen Grund. Solange Frauen im Frauenhaus sind, haben sie zwei Optionen: die Eigenständigkeit mit einer eigenen Wohnung oder die Rückkehr zum Mann. Wenn die Frauen aber keine Wohnung finden, nage dies am Selbstbewusstsein und sie denken mitunter, dass sie den letzten Schritt nicht schaffen, sagt Zimmermann. Sie fühlten sich schwach und kehrten mitunter auch aufgrund der anhaltend belastenden Situation im Frauenhaus zu ihrem Ex-Partner zurück.

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