Leser-Meinung

Stadt Paderborn kürzt Freibad-Öffnungszeiten: So reagieren "NW"-Leser

Die Ankündigung der Stadt Paderborn, die Öffnungszeiten der Freibäder einzuschränken und die Saison zu verkürzen, kommt bei vielen Leserinnen und Lesern der "NW" nicht gut an.

Ein Blick ins Paderborner Rolandsbad. Die Saison wird in diesem Jahr vorzeitig beendet, weil die Stadt sparen muss. | © (Archivbild) Simon Schulz

17.08.2023 | 18.08.2023, 12:39

Paderborn. Die Stadt Paderborn hat sich dazu entschieden, die Öffnungszeit im Waldbad zu verkürzen und auch im Rolandsbad das Saisonende vorzuziehen. Begründet wird das mit Engpässen beim Personal und haushaltsbedingten Sparmaßnahmen. Zahlreiche Leserbriefe hat die Paderborner Lokalredaktion der "Neuen Westfälischen" zu dem Thema erhalten. Bei vielen Leserinnen und Lesern kommt die Entscheidung nicht gut an, sie halten ein Plädoyer für die Freibäder und den Schwimmsport. Hier eine Auswahl der Reaktionen:

Ein Armutszeugnis aller Verantwortlichen

Wie sehr hat diese Nachricht viele Nutzer des Freibades geschockt, frustriert und in ungläubiges Staunen versetzt. Fühlten sich viele noch sicher und gut gelaunt in der Aussicht auf ein langsames Ausklingen der Badesaison mit Übergang in den Herbstbetrieb (Ende Oktober), so wurden sie dieses Jahr eiskalt überrascht. Insbesondere den Nutzern einer Saisonkarte, denen kommentarlos zwei Monate Herbstbetrieb gestrichen wurden.

Schwimmen hält nicht nur fit und gesund, besonders das Freibad ist auch ein Ort, inmitten schönster Natur, an dem die Seele baumeln kann. Ein perfekter Ort, der für viele Menschen der Ersatz eines nicht bezahlbaren Urlaubs ist. Aber nicht nur dass– es ist auch ein Ort der Begegnung, des sozialen Miteinanders, an dem Freundschaften entstehen. Ein Ort, der Halt und Struktur gibt in unsicheren Zeiten, ein Ort des kulturellen Austausches – oft gewünscht und eingefordert, hier ist er selbstverständlich und friedlich. Es geht um ein Stück Kulturgut, im immateriellen Sinne und verdient damit seine Daseinsberechtigung.

Auch wenn sich öffentliche Schwimmbäder selten wirtschaftlich rechnen, so ist es ein Armutszeugnis aller Verantwortlichen, ausgerechnet an diesem Ort zu sparen. In einem reichen Staat wie Deutschland ist es nicht zu viel verlangt, Freibäder aufrechtzuerhalten, und zwar in ungekürzter Länge.

Andrea Siegmeyer, 33129 Delbrück

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Warum ausgerechnet an sportlicher Betätigung sparen?

Leider trifft es mal wieder die Sporttreibenden in der Sportstadt Paderborn. Natürlich nicht die Vereine, sondern den Breitensport unter freiem Himmel. Wegen der prekären Haushaltslage schließt die Stadt die Freibäder zehn Tage vor Beendigung der Schwimmsaison und der Herbstbetrieb über anderthalb Monate fällt komplett aus. Das überaus energiereiche Hallenbad (siehe Energiepass) bleibt aber geöffnet. Man spart also nichts. Kein Personal und auch kaum Energie.

Dafür wird ein teurer Neubau der Stadtverwaltung mitten in der Fußgängerzone der Innenstadt (ich sage nur: Autos raus aus der Innenstadt) realisiert – und unsere alte Infanteriekaserne an der Elsenerstraße, in die bereits 2019 die neue Stadtverwaltung eröffnet werden sollte, deren Ausbau übrigens mit reichlich Mitteln von Bund und Land gefördert worden wäre – weil es sich ja um einen denkmalgeschützten Gebäudekomplex handelt – steht immer noch leer, verfallen und total zugewachsen mit Bäumen im Mauerwerk – aber streng und teuer bewacht herum. Es gäbe noch über vielfältige Geldverschwendungen der Stadt zu berichten. In der Vergangenheit und in der Zukunft. Warum spart man jetzt ausgerechnet an sportlicher Betätigung und wieviel? Wo man doch den Synergieeffekt hat durch die weitere Betreibung der Kleinstschwimmhalle.

Gabi Abe, 33102 Paderborn

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Das Waldbad als erste Sparmaßnahme

Im Waldbad werden demnach die Öffnungszeiten deutlich eingeschränkt. Die Badesaison wird am 31. Augustbeendet. Begründet wird dies mit dem begonnenen Schulschwimmen im Residenzbad und krankheitsbedingten Personalausfällen. Der Beginn des Schuljahres ist immer frühzeitig bekannt. Es wäre sicher leicht möglich, das Schulschwimmen erst ab Mitte September, also zwei Wochen später, in die Stundenpläne zu integrieren. In vormaligen Schülergenerationen war es auch durchaus üblich, das Schulschwimmen im Freibad stattfinden zu lassen.

Zumindest den regelmäßigen Badbesuchern ist bereits seit Öffnung des Bades am 1. Juni ein längerfristiger krankheitsbedingter Personalausfall bekannt. Während der Öffnungszeiten sind pro Schicht auch in publikumsschwachen Zeiten jeweils drei bis vier Aufsichtskräfte vor Ort. Eine flexiblere Dienstplanung würde sicher zu finanziellen Einsparungen und zur Reduzierung der anfallenden Überstunden führen. Stattdessen wird wieder einmal das Schulschwimmen gegen die durchaus ebenso berechtigten Interessen von Freizeitschwimmern abgewogen.

Berufstätige Menschen haben jetzt in den meisten Fällen kaum eine Chance vor oder nach der Berufstätigkeit ihrem Hobby nachzugehen und nebenbei etwas Gutes für den Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit zu tun. Das Rolandsbad und die Schwimmoper können lt. Inhalt vieler geführter Gespräche mit Badegästen aus dem Einzugsgebiet des Waldbads oft aus mobilitätstechnischen Gründen nicht erreicht werden. [...] Im Rückblick auf die letzten Jahre erscheint es mir als offensichtlich, dass den Entscheidern in der Paderborner Politik und Verwaltung bei finanziellen Schieflagen das Waldbad so ziemlich als erstes für Sparmaßnahmen einfällt. Die Öffnung erst ab dem 1. Juni des jeweiligen Jahres, das frühere Ende der Badesaison und die zeitweise Kürzung der täglichen Öffnungszeiten belegen dies seit Jahren. [...]

Klaudia Buschmeier, 33104 Paderborn

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Steuergelder, die an anderer Stelle fehlen

Als tägliche Schwimmerin bedauere ich sehr, dass das Rolandsbad aus Kostengründen so früh schließt.

Mich wundert, dass es Geld für perfekt gesprüht Kunst für Kinder einer Künstlerin aus der Schweiz gibt. Die zur Zeit erstellte Kunst am Sprungturm, besonders an den Unterseiten, ist eigentlich nur von Rückenschwimmern zu bestaunen, die da aber nicht schwimmen sollten.

Eine weitere Geldausgabe kann ich auch nicht nachvollziehen. Warum sollen drei Planungsbüros Vorschläge für die doch überschaubare Grünfläche des Geißelschen Garten erstellen? Das wäre doch eine interessante Semesterarbeit für Landschaftsplaner gewesen.

Und dann noch die permanente Aufzählung der Behörden wie viel Zuschüsse es für Projekte vom Land gibt... Ja, sind das nicht allgemeine Steuergelder, die an anderer Stelle fehlen?

Edith Bauer-Glindemann, 33102 Paderborn

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Freibäder haben Nutzen für die Volkswirtschaft

Ganz lapidar war jüngst zu lesen, dass die Paderborner Freibäder erneut die Saison vorzeitig beenden. Dies sei der angespannten Haushaltslage geschuldet. Kein Wort zu Abwägungen, Alternativen oder Zahlen dazu. Diese Entscheidung ist dermaßen kurzsichtig, dass ich mich einfach dazu äußern muss.

Der Betrieb solcher Institutionen wie Freibädern darf niemals rein betriebswirtschaftlich sondern muss zwingend auch volkswirtschaftlich betrachtet werden. Freibad ist viel mehr als Wiese, Sonne und soziale Begegnungsstätte, obwohl auch dies enorm wichtig ist.

Als regelmäßiger Schwimmer sehe ich zu allen Tageszeiten meine Mitbürger in ihren privaten Reha-Sport-Programmen. Es wird auf Ausdauer geschwommen, der private Auftriebsgürtel wird für Aqua-Jogging umgelegt, umfangreiche Trainingsprogramme für Triathlon werden absolviert, lange Wassergymnastikeinheiten am Beckenrand sind zu beobachten. Von morgens 6 bis abends 7 sind bei jedem Wetter immer solche sportlichen Badbesucher im Becken. Immer wieder sehe ich auch extrem übergewichtige Menschen, die außerhalb des Wassers kaum Sport treiben können. All dies ist in einem Freibad durch den Aufenthalt an der frischen Luft natürlich deutlich effizienter als in einem Hallenbad.

Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Aktivitäten zeigt sich in vermiedenen Kosten durch Krankheit, Berufsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit und natürlich auch vermeidbarem Tod. Zudem wird so manche Pille eben nicht benötigt. Dies ist in etlichen Studien belastbar nachgewiesen.

Dass Paderborn sparen muss, um eine drohende Haushaltssicherung noch zu vermeiden, ist völlig klar. Dann muss man aber erst an die großen Brocken im Haushalt, bevor man die Brotkrumen einsammelt. Die Einsparung durch ein vorzeitiges Saisonende steht in keinem Verhältnis zum volkswirtschaftlichen Schaden. Ist eigentlich an eine anteilige Rückerstattung an die Dauerkarteninhaber gedacht?

Michael Diwo, 33102 Paderborn

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Schließung des Rolandsbades als erste Sparmaßnahme

Bei jeder sich bietenden Gelegenheit lächeln die Offiziellen unserer Stadt in die Kamera und betonen wie sehr die Sportstadt Paderborn überzeugt. Tut sich aber plötzlich und unerwartet ein millionenschweres finanzielles Loch im Stadthaushalt auf, ist die vorzeitige Schließung des Rolandsbades die erste Sparmaßnahme der Stadtverwaltung. Wie wichtig die sportliche Betätigung für die Gesundheit der Bevölkerung ist, stand bereits in vorherigen Leserbriefen und ist auch fast täglich in den Medien zu lesen.

Auch wenn der Vergleich hinkt; bei der Umplanung der paar Quadratmeter Grünfläche des Geisselscher Garten wird Zeit und Geld verpulvert, als müsse die ganze Innenstadt umgeplant werden. Auch eingeplante Landesmittel fallen nicht vom Himmel, sondern sind Steuergelder, die bei uns Bürgern eingesammelt wurden.

Da haben wir in Paderborn ein tolles Freibad mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und lassen es zwei zusätzliche Monate unbenutzt. Vielleicht überdenken die Verantwortlichen ihre Entscheidung noch mal und lassen das Rolandsbad, einschließlich des Herbstbetriebes, geöffnet.

Werner Brüseke, 33098 Paderborn

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Für Graffiti ist Geld da?!

Als am Wochenende unter den Freibadschwimmern durchsickert, dass die Saison, mal eben so, vorzeitig beendet wird, und die Nachsaison ganz ausfällt, kocht die Schwimmerseele hoch. Im Waldbad trifft es Berufstätige mit eingeschränkten Öffnungszeiten noch härter. […] Klar ist die Haushaltslage angespannt – aber warum? Weil in Paderborn Unsummen an Steuergeldern regelrecht versenkt werden – aber nicht für uns Schwimmer, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, denn da wäre es gut investiert. […]

Warum werden zigtausende für die Graffiti im Rolandsbad ausgegeben, wo doch Ebbe im Haushalt herrscht? Wir Schwimmer brauchen weder einen bunten Sprungturm noch bunte Wände. Wir wollen einfach nur draußen schwimmen. Aber für uns ist kein Geld mehr da – das „pappt“ ja inzwischen an der Wand.

Zusätzliche Irritation löst [die Nachricht] aus, dass die Wassertemperatur in den Hallenbädern ab sofort wieder auf 28,5 beziehungsweise 29 Grad (30 Grad am Warmbadetag) angehoben wird. […] Hier braucht jetzt plötzlich nicht mehr gespart werden? Mit gesundem Menschenverstand hat das Alles nichts mehr zu tun. Außerdem wer will denn in so einer Krampfaderfördernden, warmen Brühe schwimmen? Wir Freibadschwimmer jedenfalls nicht. Wir wollen unser „normales“ Saisonende und unsere Nachsaison, da zahlen wir gerne den täglichen Eintritt.

Ulli Rode, 33104 Paderborn

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Theaterstücke sollten im Freibad aufgeführt werden

Die Stadt Paderborn schließt Freibäder vorzeitig. Damit will die Stadt Paderborn Geld sparen. 100.000 Euro. Zudem fehlt Personal. Tja, ihr lieben treuen Schwimmbadbesucher, leider steht die Stadt Paderborn kurz vor der Haushaltssicherung. Da muss jeder sein Opfer bringen. Die drohende Haushaltssicherung und Überschuldung der Stadt Paderborn ist zwar seit Jahren Thema, immer wieder wurde gewarnt, aber interessiert hat es scheinbar niemanden in Rat und Verwaltung.

Immer neue Projekte, für die Haushaltsmittel gebraucht, und Personal eingestellt werden muss. Zum Beispiel der Neubau der Stadtverwaltung, Gigantismus in zentraler Lage. Wäre ein weiterer, vermutlich nicht so repräsentativer Verwaltungsturm am Hoppenhof nicht günstiger gewesen? Und in der Stadt nur noch ein Bürgerbüro? Wie hoch war der Druck wirklich? Verwaltungsangestellte, die mangels Büro, mit ihrem Schreibtisch auf offener Straße Dienst verrichten mussten, sind mir nicht bekannt.

Öffentlichkeitswirksam hat der Bürgermeister die Einstellung des Projektes „Neuer Werbespruch für Paderborn“ verkündet und 300.000 Euro gespart. Dafür gesorgt haben aber die Bürger vorher mit heftiger Kritik. Jetzt soll die Verwaltung Vorschläge zur Kostenreduzierung erarbeiten und Sparpotenziale aufzeigen. Wer glaubt, dass dies gelingt, glaubt auch, das der Storch den Sumpf selber trocken legt, der ihn ernährt. Da dies nichts wird, werden bestimmt teure Consulting Agenturen beauftragt, Einsparpotenziale aufzuzeigen. [...] Aber ich mecker nicht nur, ich habe zumindest eine Lösung für die Freibadbesucher. Vielleicht sollte man im Freibad hin und wieder Theaterstücke aufführen. Längere Öffnungszeiten, bei gleichzeitigen Subventionen wären überhaupt kein Problem. [...]

Andreas Mengeringhaus, 33102 Paderborn

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