Internationale und heimische Graffitikünstler verschönern Fassaden in Paderborn

Paderborn. Bunt, riesig und einzigartig: Knapp 30 Sprayerinnen und Sprayer gestalten aktuell zahlreiche Fassaden in der Stadt neu. Ob Hochhäuser, Sprungtürme oder Trafostationen – die Graffitikünstler nehmen jede Herausforderung an. Es ist bereits die dritte Auflage vom Fassadenfestival &bdquo;Secret City“ und mit dabei sind nicht nur lokale Künstler, viele kommen von weit her, teils vom anderen Ende der Welt. Und erstmals sind rund 60 Prozent der Sprayerinnen weiblich. Elisa Wolke – Spannungsgeladene Unterwasserwelt Elisa Wolke hat ihre rund 80 Spraydosen am Umspannwerk Talle ausgebreitet. Unter dem Motto Wasser und Sonne sprüht sie ihre Kunstwerke auf die blau grundierten Wände. Wolke hat Design und Illustration studiert und möchte mit ihrer Kunst vor allem aus dem eintönigen Alltag entfliehen. &bdquo;Nur am Schreibtisch sitzen und meine Skizzen am Computer anfertigen ist nichts für mich“, sagt sie. Sie liebt die Bewegung, das Arbeiten im Freien. Nicht immer kann sie ihre Skizzen aber auch eins zu eins umsetzen. Immer wieder muss sie ihre Vorstellungen abwandeln. &bdquo;Eigentlich wollte ich die eine Wand in Pflanzenoptik besprühen, aber als ich vor ihr stand, habe ich gemerkt, das passt nicht“, sagt Wolke. Nun hat sie sich für eine Seekuh und einen großen heimischen Fisch entschieden. Jede Sprühdose ist unterschiedlich Doch wie schafft sie es, die Konturen so perfekt auf die Wand zu sprühen? Der Trick: Jede Sprühdose ist anders – etwa was den Druck betrifft. &bdquo;Mit einem höheren Druck lassen sich schnell große Fläche besprühen, je niedriger er ist, desto besser lassen sich Feinheiten sprayen“, sagt die Künstlerin. Zudem gibt es verschiedene Sprühköpfe. So sind die Köpfe, die kleine Öffnungen haben, perfekt für Details geeignet. Rund zehn Stunden pro Tag arbeitet sie an ihrem Werk – auch bei Regen. &bdquo;Die Farbe trocknet so schnell, dass sie auch bei Nässe nicht verläuft“, sagt sie. MAN.de – Blumenparadies in 30 Metern Höhe Für Mandy Schöne-Salter, Künstlername MAN.de, geht es derweil hoch hinaus. Sie besprüht das Hochhaus an der Bielefelder Straße 5 in Schloß Neuhaus. Auf rund 30 Metern Höhe sprüht die 46-Jährige deutsche Wildblumen auf die Fassade. Dabei hat MAN.de eigentlich Höhenangst. &bdquo;Wenn ich morgens mit dem Kran hochfahre, brauche ich immer erst eine halbe Stunde, um mich an die Höhe zu gewönnen“, sagt sie. Erst dann kann sie mit der Arbeit anfangen. Die Inspiration für ihre Motive findet die Australierin in ihrer Heimat – den Blue Mountains. Dennoch ist es ihr wichtig, lokale Bezüge zu schaffen. &bdquo;Ich hätte auch australische Pflanzen malen können, aber das würde hier nicht hinpassen“, sagt MAN.de. Als Künstlerin müsse sie sich immer auf das Objekt und die Umgebung einstellen, sie selbst muss immer auch erst ein Gefühl für die Fassade bekommen. Nicht immer passen dabei ihre Ideen zur Fassade. &bdquo;Ich hatte gedacht die Wand wäre grau und wollte weiße Blumen sprayen“, sagt sie. &bdquo;Aber die Wand ist weiß. Da geht das nicht. Also musste ich umplanen.“ Jetzt sind die Blumen alle bunt geworden. Auch wenn sie während ihrer Arbeit niemand von der Straße aus ansprechen kann, bekommt sie viel positives Feedback. Menschen bleiben stehen, machen Fotos. Und auch die Bewohner des Hauses sind begeistert. Sie öffnen ihre Fenster, machen Selfies mit der Australierin und bieten ihr Getränke an. Die lehnt sie aber meistens ab. Nicht weil sie keinen Durst hat, sondern nicht zur Toilette kann. Das hoch und runterfahren würde zu viel Zeit kosten. ELF – Aus dem Rolandsbad wird das Elfbad Ebenfalls von weit her kommt die Sprayerin Elf. Zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn wohnt die 46-Jährige in Zürich. Elf ist bereits zum zweiten Mal beim Festival dabei. Diesmal aber hat sie sich eine ganz besondere Fläche ausgesucht: den Sprungturm vom Rolandsbad. Die Herausforderung: Sie muss kopfüber arbeiten. &bdquo;Das ist Nackensport pur“, sagt sie. Unter dem 5-Meter-Brett etwa hat sie einen riesigen Koifisch gesprayt, an dem Turm selbst hat sie einen Seestern verewigt. Derzeit arbeitet sie an einem Wassertier für das 10-Meter-Brett. Bei gutem Wetter kommt sie täglich von morgens 9 bis abends 21 Uhr in das Freibad. Dem Sprung ins kühle Nass konnte sie bisher noch widerstehen. &bdquo;Wenn ich fertig bin, hält mich aber nichts mehr auf“, sagt sie. Dass der Ruf ihres Berufs als professionelle Graffitikünstlerin durch illegale Sprayer geschädigt wird, findet sie nicht. &bdquo;Ich finde das hat auch seine Berechtigung. Das ist nicht nur schlimm, so wie es häufig dargestellt wird, vieles ist politisch, macht die Straßen schöner“, sagt Elf, die bereits seit zwölf Jahren sprayt. Auch 2022 war Elf im Rolandsbad. Damals hat sie eine große Wand mit putzigen Tieren besprüht. &bdquo;Das wird mein Elfbad“, scherzt sie und sagt: &bdquo;Im nächsten Jahr komme ich auf jeden Fall wieder.“ Spidertag – Neon-Graffiti zum Selbstgestalten Ein ganz besonderes Kunstwerk bringt ab Anfang nächster Woche der spanische Künstler Spidertag an die Wand des Streetone-Gebäudes am Marienplatz: mit speziellen Neonschläuchen, die flexibel an der Fassade angebracht werden, erschafft Spidertag ein im dunkeln leuchtendes Neon-Graffiti. Das Besondere: Jeder der möchte, kann per Handy-App die Farben beeinflussen und steuern. Dafür findet sich vor Ort ein QR-Code, der direkt zu der Applikation führt.

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