So viel kostet ein Besuch auf der Paderborner Libori-Kirmes

Paderborn. Es ist eine Gratwanderung, auf der sich die Libori-Schausteller befinden. Auf der einen Seite haben sie mit stetig steigenden Kosten, etwa für Strom, den Transport oder die Lebensmittel, zu kämpfen, auf der anderen Seite können sie ihre Preise aber nicht beliebig nach oben anpassen. &bdquo;Libori ist immer noch ein Familienfest“, sagt Crêpes-Verkäufer Reinhold Niekisch. &bdquo;Damit das so bleibt, muss unser Angebot bezahlbar bleiben.“ Die &bdquo;NW“ hat sich auf der rund 1,5 Kilometer langen Kirmes-Meile umgehört und macht den Preischeck. Wie viel muss eine Familie im Durchschnitt zahlen und können sich die Eltern das trotz Inflation noch leisten? Riesenrad, Autoscooter und Co. Bunt blinkende Licher, laute Musik und das Kreischen der Kinder wirken wie Magnete. Vor vielen Fahrgeschäften ballen sich schon zur Mittagszeit größere Menschentrauben. So auch vor der Wildwasserbahn. Eine Fahrt kostet 6 Euro pro Person. &bdquo;Wir würden gerne weniger nehmen. Aber wir können es einfach nicht“, sagt Fahrkartenverkäuferin Klara Blume. Vor allem die Spritkosten trieben den Preis in die Höhe. 16 Transporter braucht es, um die Wasserbahn von Berlin nach Paderborn zu schaffen. &bdquo;Das läppert sich“, sagt Blume. Eine Runde im Kinderkarussell schlägt derweil mit 2,50 Euro zu buche. Wer mehrere Fahrkarten kauft, kann sparen: Drei Chips kosten 6 Euro, sechs Chips sogar nur 10 Euro. Um Frösche fliegen zu lassen, braucht es 5 Euro. Für ältere Kinder gibt es den Autoscooter (eine Fahrt kostet 4 Euro, drei Fahrten 10 Euro) und den Hexentanz (4,50 Euro). Der Panorama-Ausblick über die Stadt kann im 55 Meter hohen Riesenrad für 8 Euro bestaunt werden – Kinder bis elf Jahre zahlen nur sechs Euro. "Es ist einfach sehr, sehr teuer": Gesetzte Limits schnell aufgebraucht &bdquo;Unser Limit von 10 Euro pro Kind haben wir längst überschritten“, sagt Wolfram Tewes, der mit seinen beiden Enkelinnen Frieda (11) und Lotte (9) unterwegs ist. &bdquo;Es ist einfach sehr, sehr teuer hier“, sagt er. Ihrer Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Bereits seit Sonntag kommt das Familientrio täglich auf den Liboriberg. Allein für die Fahrgeschäfte haben sie schon mehr als 60 Euro ausgegeben – insgesamt kostet ihr Besuch bis jetzt knapp 100 Euro. Ein ganz besonderes Geschenk macht derweil eine Tante ihren beiden Neffen. Sie bezahlt ihnen alles, was sie wollen. Egal welches Fahrgeschäft sie ausprobieren möchten, sie dürfen es – Geld spiele für Frau Benz, die ihren Vornamen nicht nennen möchte, heute keine Rolle. &bdquo;Wir genießen es hier einfach und gönnen uns was“, sagt sie. Innerhalb von nur wenigen Stunden hat sie so mehr als 100 Euro ausgegeben und der Tag ist noch längst nicht vorbei. Bratwurst, Pommes und Co. &bdquo;Wir mussten unsere Preise im Vergleich zum Lunapark und zum Weihnachtsmarkt nicht erhöhen“, sagt Sabrina Thelen. Heißt also: Bratwürste gibt es weiterhin für 3,50 Euro, die Currywurst kostet 4 Euro und Pommes gibt’s für 3,50 Euro – inklusive Mayo oder Ketchup. Einfach hat sich die Familie, die seit 2002 mit ihrem Stand &bdquo;Wurst Bethel“ durch das Land reist, die Entscheidung nicht gemacht. Denn allein der Preis für Bratfett habe sich zuletzt knapp verdoppelt. &bdquo;Wir mussten gut kalkulieren und mit unseren Lieferanten lange verhandeln“, sagt Thelen. Anders als in Großstädten, wo die Wurst auch mal 4 oder 4,50 Euro kostet, sei der Preis in Paderborn noch niedrig. &bdquo;Wir schlucken auch die eine oder andere Kostensteigerung“, sagt Bethel Thelen, Vorsitzender der Paderborner Schausteller. &bdquo;Es muss für die Menschen bezahlbar bleiben." Ein weiteres Muss für viele Besucher: gebrannte Mandeln. Für manche aber mittlerweile zu teuer. 4 Euro kostet eine 100-Gramm-Tüte. Auch hier gilt, wer mehr kauft, spart: 200 Gramm kosten 7 Euro, 300 Gramm nur noch 9 Euro. Reinhold Niekisch verkauft seit mehr als 30 Jahren Crêpes auf Jahrmärkten. Mittlerweile kostet ein Crêpe mit Zimt und Zucker 3 Euro, einer mit Nutella 4 Euro. Wenn die Preise weiter steigen, werde er im kommenden Jahr mindestens 50 Cent draufschlagen müssen. &bdquo;Ich setze alles daran, das zu vermeiden, aber irgendwann geht es einfach nicht mehr“, sagt er. Bier, Aperol, Cola und Co. Großen Respekt zollt Hans-Otto Bröckling seinen Schaustellerkollegen und sich selbst. Dass sie die höheren Kosten nicht einfach auf die Besucher abwälzen, sei nicht selbstverständlich, so der ehemalige Sprecher der Paderborner Schausteller. Auch er selbst habe die Preise in seinem Liboritreff nicht angehoben. Bereits seit Jahren hält er sie konstant. Ein 0,25 Liter großes Bier kostet 3 Euro, eine Cola (0,2) 2,50 Euro, eine gleichgroße Erdbeerbowle kostet allerdings 5 Euro. Das Mode-Getränk des Sommers, Aperol, gibt’s für 6,50 Euro (0,2). &bdquo;Ich bin der Überzeugung, dass die Menschen nicht nur einmal zu uns kommen, sondern mehrfach“, sagt Bröckling. Damit das aber passiert, muss der Preis stimmen. &bdquo;Teuer ist nicht gleich mehr Gewinn“, sagt er. Nämlich dann, wenn niemand komme. Fazit: 99 Euro Minimum Zusammengerechnet zahlt eine Familie mit zwei Kindern demnach für Essen, Spaß und Snacks mindestens 99 Euro für den Besuch auf Libori. Wenn die Eltern nicht mit ins Riesenrad oder der Wasserwildbahn gehen, wird es etwas günstiger. Deutlich teurer wird der Besuch für Familie Iwan. Die drei Geschwister sind mit insgesamt sieben Kindern auf der Kirmes-Meile unterwegs. &bdquo;Wir müssen auf jeden Fall in den nächsten Tagen Abstriche machen“, sagt die Familie. Wo genau, wissen sie zwar noch nicht, aber gespart werden muss auf jeden Fall. Und trotzdem: &bdquo;Missen möchten wir unseren Besuch nicht. Dafür macht es uns einfach zu viel Spaß. Wir kommen immer wieder gerne hierhin“, sagen sie.

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