"Paderborn überzeugt" überzeugt nicht: Stadt entwickelt für 300.000 Euro neue Marke

Paderborn. 2003, als die Image-Kampagne für Paderborn vorgestellt wurde, gab es Applaus - von einem Großteil der Lokalpolitik wie auch von Unternehmen. 20 Jahre später sieht das ganz anders aus: "Paderborn überzeugt" überzeugt nicht. Der Slogan sei "austauschbar und beliebig", sagt Lea Horstmann vom Stadtmarketing. "Wir wollen davon weg. Eine Überarbeitung ist dringend geboten." Die Stadtverwaltung will daher für 300.000 Euro eine neue Marke entwickeln. Schon kurz nachdem die Stadt anfing, mit "Paderborn überzeugt" zu werben, gab es Kritik. Manche Marketingexperten meinten, der Slogan sei zu allgemein. Schlecht schnitt er vor einem Jahrzehnt auch bei einer Umfrage ab: Unter den Slogans von 20 deutschen Städten landete Paderborn auf einem der letzten Plätze. Der Slogan mit dem P-Logo hat sich aber weiter gehalten und ist auch heute noch an einigen Stellen im Stadtbild zu sehen. Beispielsweise auf Stelen in der City. Die Stadt nutzt die Marke auch für Werbebanner, in Broschüren, auf Briefköpfen, in den sozialen Medien und auf ihrem Internetportal. Spätestens ab dem dritten Quartal 2024 soll "Paderborn überzeugt" sukzessive mit einem neuen Markenauftritt ausgetauscht werden, sagt Horstmann gegenüber der "NW". Der Konzern "Stadt Paderborn" soll dann wieder einheitlicher auftreten. Denn es sei "ein bisschen Wildwuchs" entstanden. Befragung und Workshops Wie das neue Corporate Design aussehen wird, soll sich in einem mehrstufigen Verfahren herauskristallisieren. In einer ersten Phase soll ein neuer Markenkern definiert werden, da sich laut Verwaltung die Stadt seit Anfang der 2000er Jahre "sehr dynamisch und rasant" entwickelt habe: Was macht Paderborn heute aus? Die Stadtverwaltung will nach eigener Aussage die Marke "Paderborn" neu hinterfragen und messen. Dazu will sie die Bürgerinnen und Bürger, die Politik über einen Beirat und Experten mit ins Boot holen. Es sollen eine Befragung und bis zu fünf Workshops durchgeführt werden. Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing reagiert damit auf einen Umstand, der bei "Paderborn überzeugt" versäumt worden sei. Als eine Agentur den Slogan 2002 entwarf, wurde die Bevölkerung nicht nach ihren Wünschen oder Meinungen befragt. "Wir hoffen, dass durch die Bürgerbeteiligung die neue Markenbotschaft eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung finden wird", sagt Horstmann. Für diese erste Phase ist ein Budget von 150.000 Euro angesetzt. Mit weiteren 150.000 Euro kalkuliert die Stadt für Phase 2 im kommenden Jahr. Dann soll eine Grafikagentur auf Basis des neuen Markenkerns das passende Corporate Design inklusive neuem Logo entwickeln. Eine Werbekampagne soll diese dann bekannt machen. Zweifel an Mehrwert einer neuen Marke Im Haupt- und Finanzausschuss des Rates, wo Horstmann die Pläne jetzt vorstellte, war man sich einig, dass die aktuelle Marke nicht überzeugt. "Es ist dringend nötig, sie zu überarbeiten", sagte Klaus Schröder (Bündnis 90/Die Grünen). Paderborn müsse "nach außen hin glänzen", meinte SPD-Ratsfrau Beate Röttger-Liepmann. Wehmütig blickte Markus Mertens (CDU) auf den vorherigen Slogan "Leben an den Quellen", der mehr zu Paderborn gepasst hätte. "Leben an den Quellen" war seit 1998 nur wenige Jahre in Benutzung. Laut Mertens seien 300.000 Euro im Vergleich zu anderen Städten günstig. Ob diese 300.000 Euro gut investiert sind und der Stadt einen Mehrwert bringen, bezweifelte hingegen Alexander Senn (FDP). Auch Reinhard Borgmeier von der Linksfraktion kritisierte den geplanten Markenprozess. "Keine Stadt in der Republik wirkt durch ihre Marke, sondern durch das, was sie tut", meinte er. Der SC Paderborn etwa trage mehr zum Image der Stadt bei. "Ich schließe mich der Linksfraktion an", sagte Marvin Weber (AfD). "Wir müssen kein großes Bohei darum machen." Der Stadtverwaltung zufolge gebe es aber "gute Gründe dafür, das Image aktiv zu gestalten". Eine starke Marke bedeute mehr Investitionen, mehr Touristen, mehr Fachkräfte und mehr Identifikation der Menschen, die bereits in der Stadt wohnen. Mehrheitlich stimmte der Haupt- und Finanzausschuss für die Pläne der Verwaltung. Das letzte Wort hat der Stadtrat am Mittwoch, 21. Juni. Auswirkungen auf den Verein "Paderborn überzeugt" hat der Markenprozess übrigens nicht.

Meistgelesen