Aufarbeitung nach Sexismus-Vorwürfen: Padersprinter-Chef sucht Gespräch mit Mitarbeitern

Paderborn. Nachdem das Unternehmen Padersprinter die Vorwürfe rund um sexistisches und rassistisches Verhalten eines Mitarbeiters zunächst zurückgewiesen hatte, tritt nun ein Wandel in der Unternehmenskultur ein. Geschäftsführer Oliver Eikenberg ist dabei aktiv an die Belegschaft herangetreten und hat Gespräche angeboten. Das bestätigt gegenüber der "Neuen Westfälischen" auch Hülya U. (Name geändert). Im Rahmen ihrer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung hatte sie sich wegen der Vorfälle an die Öffentlichkeit gewand. Vonseiten des Unternehmens war U. deshalb wegen Störung des Betriebsfriedens abgemahnt worden. Laut Gerichtsentscheid musste der Padersprinter die Abmahnung zurücknehmen, eine Entschädigung für die Klägerin war allerdings abgewiesen worden. Erst nach der Verhandlung gestand das Unternehmen ein, dass die von U. und anderen Mitarbeitenden geschilderten Sexismus-Vorfälle nicht auszuschließen gewesen seien. Veränderungen in der Unternehmenskultur waren angekündigt worden. Die Geschäftsführung sei deshalb aktiv auf aktuelle und ehemalige Beschäftigte zugegangen, bestätigt das Unternehmen auf Anfrage. Einige Mitarbeitende hätten von sich aus Initiative gezeigt und das Gespräch gesucht. Vor etwa zwei Wochen habe ihr Termin mit Eikenberg stattgefunden, berichtet Hülya U., der Geschäftsführer habe sie telefonisch dazu eingeladen. Zu dem Gespräch habe sie eine Begleitung mitbringen dürfen und hinsichtlich der weiteren Padersprinter-Gesprächspartner habe sie Wünsche äußern dürfen. U. habe sich erbeten, dass der kaufmännische Leiter Andreas Frank nicht dabei sein sollte. Ein Wunsch, den laut Hülya U. wohl auch andere Beschäftigte geäußert hätten. Frank ist seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen, während Eikenberg erst seit Jahresanfang die Geschäfte führt. Bei Eikenberg habe U. Vertrauen, dass er für Veränderungen eintreten könne. Dieser habe inzwischen das bisherige System erkannt und wolle neue Maßstäbe anlegen. Hülya U. betrachtet die bisherigen Strukturen jedoch als sehr festgefahren. Persönliche Entschuldigung war Betroffener wichtig Im Rahmen der Vorgänge und vor Gericht waren U. Lügen vorgeworfen worden, diesbezüglich sei ihr im Gespräch mit der Geschäftsführung eine persönliche Entschuldigung wichtig gewesen, berichtet sie. Offen sei vorerst noch die Frage eines möglichen Ausgleichs, auf den U. hofft. Die Vorgänge hätten sie stark belastet. Derzeit ist sie weiterhin krankgeschrieben. Das Gespräch mit dem Geschäftsführer bewertet Hülya U. insgesamt als aufschlussreich, den Eindruck habe auch ihre Begleitung, die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann, geteilt. Als gut und konstruktiv betrachtet auch die Unternehmensführung die bisher geführten Gespräche. Die Aufarbeitung der Vorwürfe und die Umsetzung der Maßnahmen hinsichtlich des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes würden allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Die wolle man sich für das wichtige Thema aber auch nehmen, heißt es vom Unternehmen. Der Mitarbeiter, dem die sexistischen und teilweise rassistischen Handlungen und Äußerungen vorgeworfen werden, ist derzeit weiterhin freigestellt. Das bestätigte der Padersprinter. Politik will weitere Entwicklung beobachten Reinhard Borgmeier (Linke) hat sich anhand des Protokolls der letzten Aufsichtsratssitzung einen Überblick zu den angestoßenen Veränderungen beim Padersprinter verschafft. Nach seinem Eindruck habe das Unternehmen intensiv aus den Vorgängen gelernt und die Konsequenzen daraus würden vorangetrieben. Man wolle aber die Entwicklung weiter beobachten. Wichtig sei zudem ein Signal auch über den Padersprinter hinaus, dass Sexismus nicht hinnehmbar sei. Franz-Josef Henze (SPD) habe in der Sitzung den Eindruck gewonnen, dass die Geschäftsführung Interesse an einer Veränderung habe und gewillt sei, diese umzusetzen. Wichtig sei, dass das Thema aufgearbeitet werde und sich nicht wiederholen dürfe, fasst Henze zusammen. Die SPD-Fraktion hatte auch hinsichtlich der Kommunikationspolitik gegenüber der Öffentlichkeit und bei der Information an den Aufsichtsrat deutliche Kritik am Unternehmen geübt. Mit Blick auf die jüngste Sitzung sieht Henze eine Verbesserung. Die Fraktion werde die entsprechenden Veränderungen aber noch diskutieren und beurteilen. Ähnlich blickt auch Stefan Hoppe (FÜR) auf die Situation. Er sieht mit Oliver Eikenberg die passende Person in der richtigen Position, um notwendige Veränderungen beim Padersprinter herbeizuführen.

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