War ein Paderborner an brutalem Überfall auf Altenpfleger beteiligt?

Paderborn. Denis N. (alle Namen geändert) ist vor ein paar Jahren mit der Justiz mächtig in Konflikt geraten. Mit gerade mal 15 Jahren fiel er mit Gewalt Mitschülern gegenüber auf, zwei Jahre später drangsalierte er zusammen mit zwei Freunden einen Senior, den sie auf der Straße zufällig getroffen hatten. Der alte Herr fürchtete um sein Leben. Für diese Taten musste er 29 Monate im Gefängnis verbringen. Aber ist der Paderborner, der in diesen Tagen 22 Jahre wird, im November 2020 an einem Überfall in Münster beteiligt gewesen? Damals wurde ein Altenpfleger in seiner eigenen Wohnung von maskierten Männern mit einer Schreckschusspistole bedroht und beträchtlich verletzt, das Eigentum des 25-Jährigen wurde zu großen Teilen zerstört und unter anderem wurden 500 Euro Bargeld mitgenommen. Dass sich die 5. Große Strafkammer mit diesem Fall beschäftigen muss, hat seinen guten Grund, denn Denis N. war zur Tatzeit erst 19 Jahre alt und galt damit noch als Heranwachsender. Bei so jungen Angeklagten sieht das Gesetz vor, dass das für seinen Wohnort zuständige Landgericht Recht sprechen muss. Außerdem ist Denis N. nach dem Münsteraner Vorfall nochmals aufgefallen. Er wurde im Sommer des vergangenen Jahres auf dem Hatzfelder Platz in Schloß Neuhaus mit fast 6,5 Gramm Marihuana erwischt. War Denis N. bei dem Überfall tatsächlich dabei? Ein Vorwurf, den Verteidiger Martin Mauntel als erstes vom Tischen haben will. Er findet, dass dieses Verfahren eingestellt werden muss. Schließlich werde ja daran gearbeitet, dass sich die Gesetzeslage ändere. Der Besitz einer so kleinen Marihuana-Menge werde künftig nicht mehr strafbar sein, ist Verteidiger Mauntel überzeugt und prognostiziert, dass das noch &bdquo;im Laufe dieses Verfahrens“ der Fall sein werde. Tatsächlich wird es wohl ein bisschen dauern, bis geklärt ist, ob Denis N. vor mehr als zweieinhalb Jahren bei dem Überfall auf Ivo I. dabei war. Der 22-Jährige behauptet, sich damals draußen vor dem Wohnhaus aufgehalten zu haben, in dem sich das brutale Geschehen abspielte. Glaubt man ihm, so suchte sein Freund Leon T. zusammen mit einem anderen Kumpel den Münsteraner heim. Wenig hilfreich ist auch die Aussage von Ivo I. Zwar bezeichnet er Leon T. ganz klar als den Mann, der den Überfall auf ihn maßgeblich bestimmte, Denis N. hingegen könne er nicht als Täter identifizieren. Ganz im Gegenteil bemüht sich Ivo I., den jungen Angeklagten zu entlasten. &bdquo;Ich habe ihn noch nie gesehen“, beteuert er. Leon T. schaltet auf stur Völlig auf stur schaltet erst einmal Leon T., er wurde bereits wegen des Überfalls zu einer mehrjährigen Haftstrafe und einem Aufenthalt in einer Entziehungsanstalt verurteilt. Dass diese Entscheidung schon längst Rechtskraft erhalten hat und er damit verpflichtet ist, als Zeuge auszusagen, schert den 27-jährigen Paderborner nicht im Geringsten. Er werde nichts sagen, betont Leon T. &bdquo;Ich habe kein Interesse daran.“ Dass ihm Richterin Nicole Klein eine möglicherweise auch mehrmonatige Beugehaft androht und Staatsanwältin Klüter ein Ordnungsgeld in Höhe von 1.500 Euro verlangt, lässt ihn gleichfalls kalt. &bdquo;Eine Woche Ordnungshaft sitze ich gern ab“, sagt er. Als aber nach einer fast einstündigen Unterbrechung die Vorsitzende einen Beschluss verliest, in dem nicht nur 600 Euro Ordnungsgeld, sondern vor allem eine sechsmonatige Beugehaft angeordnet werden, wird der Paderborner, der zurzeit in einem forensischen Krankenhaus gegen seine Drogensucht angeht, sehr nachdenklich. &bdquo;Bedeutet das, dass meine Therapie unterbrochen wird“, fragt er und findet nach dem klaren &bdquo;Ja“ der Richterin umgehend zu der Entscheidung &bdquo;Dann sage ich aus“. Erhellend ist seine Schilderung trotzdem nicht. Er sei an dem Tattag heftig berauscht gewesen, beteuert Leon T. Und deshalb könne er heute auch nichts dazu sagen, was für eine Rolle Denis N. bei dem Überfall spielte. Wenn dieser dabei gewesen wäre, könne er sich wohl daran erinnern, vermutet der 27-Jährige. Schließlich seien sie beide ja Freunde. Zum guten Schluss fragt Leon T. nochmals nach, wie es jetzt ausschaut in Sachen Beugehaft. Seine Therapie sei ihm nämlich wichtig. &bdquo;Sie hilft mir“, sagt er. Die Vorsitzende Nicole Klein kann ihn da beruhigen. Sie habe die gefassten Beschlüsse aufgehoben, erklärt sie. Es könne also weitergehen. Die Verhandlung wird am Mittwoch, 31. Mai, fortgesetzt.

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