Paderborns Landrat zum Tornado: „Müssen uns auf solche Ereignisse einstellen“

Herr Landrat, wie haben Sie vor einem Jahr den Tornado und die Tage danach persönlich erlebt? Ich war mit dem Verwaltungsvorstand im Kreishaus und habe den Tornado unmittelbar erlebt. Es ist schon erstaunlich und erschreckend, welche Zerstörungskraft in so kurzer Zeit gewirkt hat. Beeindruckt und stolz war ich angesichts der unmittelbar nach dem Tornado wahrgenommenen Hilfsbereitschaft der Menschen und der Tatkraft, die sich direkt nach dem Ereignis entfaltete. Leider gab es aber auch einige Personen, die im Sinne eines nicht nachvollziehbaren Katastrophentourismus die Rettungsarbeiten behindert haben. Dies war aber Gott sei Dank nur eine Minderheit. Im Kreis Paderborn wird derzeit der Katastrophenschutz neu aufgestellt. Welche Rolle haben dabei die Erfahrungen aus dem Tornado-Ereignis gespielt? Der Tornado in Paderborn war eines der Beispiele, die dazu beigetragen haben, die Bedeutung des Katastrophenschutzes neu zu bewerten. Mit Corona, den Hochwassern 2021 an Rhein und Mosel, den Cyber-Angriffen auf verschiedene öffentliche Verwaltungen und der ukrainischen Flüchtlingswelle wurde ersichtlich, dass wir uns zunehmend auf solche Ereignisses, auch mehrere gleichzeitig, werden einstellen müssen. Ist damals auch etwas falsch gelaufen, worauf lässt sich aufbauen? Gut geklappt haben insbesondere die Einrichtung des SAE (Stab für außergewöhnliche Ereignisse) in der Stadt Paderborn, die Kommunikation zwischen Stadt und Kreis sowie die umfangreiche solidarische Unterstützung der Hilfs- und Rettungskräfte aus dem Kreis sowie der Zivilgesellschaft. Deutlich wurde, dass derartige – lokale – Wetterereignisse nur schwer vorherzusagen sind und die sogenannte Vorwarnzeit für die zielgerichtete Warnung beziehungsweise Information der Bevölkerung daher nur sehr kurz ist. Bei großen Naturereignissen ist die Zusammenarbeit der Behörden besonders wichtig. Wo lauern mögliche Fallstricke? Besondere Schwierigkeiten der Kommunikation lauern bei großflächigen Stromausfällen. Die Vorbereitungen auf einen möglichen Blackout am Ende des vergangenen Jahres haben uns in der Kommunikationsfähigkeit weit vorangebracht. Was haben Sie aus dem Tornado gelernt? Dass die Einrichtung von SAE’s kreisweit sowie regelmäßige Übungen mit diesen eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen Städten und Gemeinde sind. Welche Erkenntnisse hat die neu gegründete Arbeitsgruppe für Naturkatastrophen bislang gewonnen? Die Arbeiten der AG’s im Zusammenhang mit dem Katastrophenschutzbedarfsplan sind noch im Fluss und lassen sich auf einzelne &bdquo;herausgehobene“ Erkenntnisse nicht beschränken. Die Feuerwehren und die Hilfsorganisationen sind den Stäben und dem Krisenstab durch ständige Übungen voraus. Es gilt, in Zukunft auch durch ständige Übungen die Stäbe in der Zusammenarbeit zu stärken. Was erhoffen Sie sich in diesem Zusammenhang vom NRW-Katastrophenschutztag am 26. August in Paderborn? Die Krisenkompetenz fängt bei dem einzelnen Bürger an. Ihn zu sensibilisieren und damit die Krisenkompetenz und Eigenverantwortung zu stärken, ist eine der wesentlichen Aufgaben, die wir mit dem Katastrophenschutztag in Paderborn verbinden. Wie steht es um die Suche nach dem künftigen Katastrophenschutz-Amtsleiter? Wir werden ihn sobald wie möglich vorstellen. Lesen Sie hier alle Artikel zum Tornado-Jahrestag: Bilder im Vergleich: Die Spuren des Sturms im Stadtbild Leben nach dem Tornado: Eine Tour der Erinnerung Betriebe spüren die Tornado-Schäden immer noch Langer Wiederaufbau nach kurzer Zerstörung durch Tornado Mammutaufgabe: Wiederaufbau nach dem Tornado Die Katastrophe greifbar machen: Schneidebrettchen aus Tornado-Holz

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