Betriebe in Paderborn leiden noch immer unter den Tornado-Schäden

Paderborn. Die Schneise der Verwüstung, die der Tornado durch das Gewerbegebiet Dörener Feld gezogen hat, hat Schäden in Millionenhöhe bei den einzelnen Betrieben hinterlassen. Und doch überwiegen im Rückblick positive Erinnerungen an die Hilfsbereitschaft untereinander und die Erleichterung, dass kein Mensch in den Unternehmen ernsthaft verletzt wurde. Völlig zerstört war Multipolster im Gewerbegebiet auf dem Dören. Noch steht hier kein Sofa - doch das wird sich bald ändern. "Wir werden irgendwann im Juni wieder Möbel einräumen können und dann auch zeitnah eröffnen", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Dirk Wellmann. Spätestens zum 1. August soll Wiedereröffnung sein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in der Zwischenzeit in anderen Filialen gearbeitet. Zur Wiedereröffnung wird die gesamte Paderborner Belegschaft an den Standort zurückkehren. Wellmann wäre gerne auch schon früher wieder drin gewesen. Doch es habe sich - unter anderem, weil die Versicherungen Handwerksangebote auswählten - hingezogen. Von dem Gebäude waren nur die Mauern stehen geblieben. Wellmann gesteht: "Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, dass es einen Sturm gibt, der einem eine Filiale wegbläst." Graffitikunst auf beschädigter Werbepylone Tobias Strake vom Autohaus Hecker in der Steubenstraße erinnert sich gut an den Tag des Tornados. Es war sein Geburtstag und seine Frau Solveig Strake, Standortleitung in Paderborn, hatte den Betrieb an diesem Tag eher geschlossen. "Ein Glück", sagt Tobias Strake. So war kein Mitarbeiter mehr im Haus, als Fassadenteile umhergewirbelt, Fensterscheiben zerstört und Lkw umgekippt wurden. Den entstandenen Schaden beziffert Strake mit knapp einer Million Euro. Beschädigt wurden das Bürogebäude, die Lkw-Werkstatt, 34 Fahrzeuge, die auf dem Hof standen und rund 70 Fensterscheiben. Trotzdem konnte der Betrieb am Montag nach dem Unglück wieder seine Arbeit aufnehmen. "Die Werkstatthalle ist stehen geblieben, es ist nur die Außenhülle beschädigt worden", so Tobias Strake. Besonders beeindruckt hat ihn die Hilfsbereitschaft seiner Belegschaft. "Am Samstag waren fast alle zum Aufräumen da. Das hat die Truppe gestärkt", ist er sich sicher. Eine Erinnerung an den Tornado ist ein meterhoher Werbepylon, der beim Sturm beschädigt wurde. Strake hat einen Graffitikünstler beauftragt, den Pylon zu gestalten. Für das Autohaus Krenz in der Steubenstraße sind die Nachwirkungen noch immer spürbar. "Für unsere Kunden ist das nicht mehr sichtbar", sagt Geschäftsführer Wolfgang Krenz. Doch Ersatz für die zahlreichen beschädigten Fahrzeuge zu bekommen, sei vor allem für sein Autohaus als freier Händler im Gegensatz zu Vertragshändlern sehr schwierig gewesen. Die Schadensregulierung durch die Versicherungen gehe langsam voran. Ein Problem sei, dass entstandene Handelsschäden schwer zu belegen seien. Über die Hilfsbereitschaft nach dem Unglück zeigt er sich dankbar. Jedoch: "Die Hilfe kam nur aus privater Hand, von der Stadt gab es keine Hilfe", resümiert er. Hilfe kam nur aus privater Hand Auch bei Euromaster hielten die Auswirkungen des Tornados lange an. Vier Monate habe man ohne Fensterscheiben arbeiten müssen, berichtet Tanja Murga, Verkaufsberaterin. Besonders schlimm war für den Lkw- und Pkw-Service, dass sie zehn Monate keine Achsmessungen vornehmen konnten. "Das ist unser täglich Brot", sagt Murga. Auch haben den ganzen Winter über die Tore in der Lkw-Halle gefehlt. "Es war einfach schwierig, an Handwerker zu kommen", so Murga. Eigentlich sollte am Jahrestag des Tornados eine kleine Wiedereröffnung gefeiert werden. Doch die sei nun für den 16. Juni geplant. Bis dahin sollen noch Maler- und Dachdeckerarbeiten gemacht werden. Die Arbeiten zur Wiederherstellung laufen auch beim Unternehmen Mettenmeier noch. Ende Juni sollen die oberen Büroetagen in dem Gebäude an der Klingenderstraße wieder benutzbar sein. Dieser Bereich musste komplett erneuert werden. Aber auch der zweite Gebäudeteil war vor allem an der Fassade stark beschädigt worden. Komplett fertig werde man dann wohl im August/September. Das Unternehmen habe die Gelegenheit außerdem genutzt, um alles grundsätzlich zu modernisieren. Hinzugekommen ist jetzt ein Aufzug, den es vorher nicht gab. Den Schaden an den Firmengebäuden schätzt Ulrich Mettenmeier auf 2,5 Millionen Euro. "Dafür haben ein paar Sekunden im Kern des Tornados ausgereicht", sagt er. Dies weiß er durch Videoaufnahmen, die die Zerstörung gefilmt hatten. Lesen Sie hier alle Artikel zum Tornado-Jahrestag: Bilder im Vergleich: Die Spuren des Sturms im Stadtbild Leben nach dem Tornado: Eine Tour der Erinnerung Landrat zum Tornado: &bdquo;Müssen uns auf solche Ereignisse einstellen“ Langer Wiederaufbau nach kurzer Zerstörung durch Tornado Mammutaufgabe: Wiederaufbau nach dem Tornado Die Katastrophe greifbar machen: Schneidebrettchen aus Tornado-Holz

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