Verkehrsversuch in Paderborn: Radfahrer rollen bald durch die Fußgängerzone

Paderborn. Grünes Licht für Paderborns Radfahrer: Sie dürfen demnächst die Fußgängerzone kreuzen – an einer der belebtesten Stellen in der Westernstraße. Der Mobilitätsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung einen auf ein halbes Jahr angelegten Verkehrsversuch beschlossen, der allerdings bereits jetzt Sorgen und Kritik hervorruft. Was soll erreicht werden? Gesucht wird eine optimale Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer durch die Innenstadt. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie hatte das beauftragte Planungsbüro eine Vorzugsvariante erarbeitet, die von der Königstraße am Kaufhof entlang über die Westernstraße in die Franziskanergasse führt, von wo es weiter in Richtung Rosentor geht. Selbst Eckhard Döring, stellvertretender Leiter des Paderborner Straßen- und Brückenbauamtes, gibt zu: &bdquo;Das ist ein Knackpunkt.“ In ihrer Beschlussvorlage schreibt selbst die Stadtverwaltung von einer &bdquo;hohen Konfliktdichte“ zwischen Fuß- und Radverkehr sowie Einzelhandel. Deshalb soll die Route zunächst in einem Verkehrsversuch getestet werden. So soll der Versuch aussehen Die Radfahrer sollen auf einem etwa vier bis fünf Meter breiten Korridor über die Westernstraße geführt werden. Dazu soll auf dem Pflaster eine Piktogrammkette angebracht werden: Alle paar Meter werben dann blaue Herzen, die ein Fahrrad sowie einen Passanten zeigen, um Rücksicht. Außerdem werden jeweils am Ausgang der Franziskanergasse und der Königstraße jene Sonderschilder aufgestellt, die auch schon am Marienplatz Radfahrer darum bitten, im Schritttempo zu fahren. Dann geht es los Laut Beschluss soll der Verkehrsversuch Ende Mai beginnen und dann ein halbes Jahr lang dauern. Der genaue Startpunkt ist davon abhängig, wann die noch laufenden Bauarbeiten in der Königstraße beendet sind. Eckhard Döring zeigt sich optimistisch, dass dies Mitte Mai soweit sein werde und dann mit den Vorbereitungen begonnen werden könne. So wird evaluiert Die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke erinnerte daran, dass &bdquo;es nicht das erste Mal ist, dass wir einen Versuch in der Fußgängerzone haben, darin sind wir in Paderborn erprobt.“ Beobachtet werden soll die Situation von den Mitarbeitern der Boss-Wache sowie von Kameras. Die Argumente Die Grünen freuten sich, dass das Projekt zeitnah umgesetzt werden soll. Es werde eine Route gesucht, um vom Rosentor zum Neuhäuser Tor zu kommen, ohne über die Friedrichstraße zu müssen. &bdquo;Dieser Platz bietet sich an“, sagte Ulrich Möhl, der sich optimistisch zeigte, dass es funktionieren werde. Die kreuzenden Radler seien zu Gast in der Fußgängerzone und würden sich bei ihrer Geschwindigkeit an die schwächeren Verkehrsteilnehmer – also die Fußgänger halten. &bdquo;So wie wir Radfahrer das auch von den Autos erwarten“, betonte Möhl. Die Querung der Westernstraße sei ein wichtiger Punkt, um die Stadt attraktiver für den Radverkehr zu machen. Wesentlich verhaltener äußerte sich der Koalitionspartner von der CDU. &bdquo;Das steht im Koalitionsvertrag und wird jetzt umgesetzt“, gab sich Fraktionschef Markus Mertens sachlich. Er sprach aber auch von vielen Sorgen und gar Ängsten aufseiten der Bevölkerung. &bdquo;Die muss man ernst nehmen.“ Ihm fehle teilweise die Vorstellungskraft, wie das Zusammenspiel von Fußgänger und Radfahrern gerade an extrem vollen Samstagen funktionieren solle. Die CDU hätte eine andere Route bevorzugt. &bdquo;Aber die haben sich nicht dargestellt“, bedauerte Mertens, der hervorhob, dass es sich nur um einen Versuch handele, der &bdquo;offen, aber auch kritisch“ beobachtet werden solle. Franz Gerhard Todt von der Linken zeigte sich zwar skeptisch, stimmte aber ebenfalls zu, weil man nur durch einen Versuch belastbare Ergebnisse bekommen könnte. Außerdem betonte er: &bdquo;Auch Radfahrer bringen Kaufkraft in die Stadt.“ Rainer Lummer (Für Paderborn) unterstützte den Versuch ebenfalls, kritisierte jedoch die seiner Meinung nach nicht ausreichenden Angaben zur Evaluierung. Mit deutlichen Worten begründete SPD-Fraktionschef Franz-Josef Henze die Ablehnung der Sozialdemokraten. Für ihn ist der Verkehrsversuch &bdquo;zum Scheitern verurteilt“. Der Attraktivität der Innenstadt werde dadurch ein &bdquo;Bärendienst“ erwiesen, ist Henze überzeugt. &bdquo;Ein derartiges Konfliktpotenzial an zentraler Stelle in unserer Einkaufsmeile zu installieren, ist mehr als fraglich.“ Auch die FDP-Ratsfrau Anke Zillmann (&bdquo;sehr vage Kriterien“) und Andreas Siegmund (Die Fraktion) kritisierten das Vorhaben. Die Anregung von AfD-Ratsherr Alexander Lex, die Westernstraße für den Radverkehr zu untertunneln, fand bei den anderen Ausschussmitgliedern keine Beachtung. Abstimmung und Ausblick Letztlich wurde der Vorschlag der Vorschlag der Stadtverwaltung mit großer Mehrheit beschlossen. Gegen den Verkehrsversuch stimmten SPD, FDP, AfD und die Fraktion. Beginnt der Versuch wie geplant, würde er bis zum Jahresende laufen. Anschließend soll dem Mobilitätsausschuss berichtet werden. Und wenn es doch einmal heftig krachen sollte? &bdquo;Bei einem Unfallgeschehen müsste man kurzfristig reagieren“, sagte Warnecke. An vergleichbaren Stellen wie dem Marienplatz sind der Stadtverwaltung allerdings keine Unfälle bekannt.

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