Kreis Paderborn/Kreis Höxter. Sie könne sich noch gut an ihren ersten Atomkraft-nein-danke-Button erinnern. Damals war Norika Creuzmann 13 Jahre alt. Mittlerweile ist die Bad Lippspringerin Mitglied des Landtages und Anti-Atompolitische Sprecherin der Grünen. Daher begrüße sie das endgültige Aus der Kernkraft in Deutschland, wie sie in einer Pressemitteilung betont.
Aber richtige Freude will bei ihr dennoch nicht aufkommen. Denn jetzt beginne erst in den Anlagen Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg die lange dauernde Abklingphase der hochradioaktiven Brennelemente, der dann ein Jahrzehnte währender und Milliarden Euro verschlingender Rückbau erfolgen werde.
Die einstigen Reaktorteile und Massen an Beton und Schutt müssen mühsam getrennt, verpackt und mittels spezieller Sicherheitsbehälter – so genannte Konrad-Container – transportierbar gemacht werden. Gleichzeitig wird der Abfall in schwer, mittelstark und leicht strahlende Anteile separiert. An dieser Stelle kommt das 1995 stillgelegte Kernkraftwerk Würgassen im Kreis Höxter ins Spiel: An seinem Standort soll das zentrale Eingangslager für das Endlager Konrad, das 2027 fertig gestellt sein soll, errichtet werden.
Zwischenlager im Hochstift ist nicht geeignet
„Ein Aberwitz“, so Creuzmann, die als grüne Landtagsabgeordnete neben dem Kreis Paderborn auch für den Kreis Höxter zuständig ist. Dabei meine sie nicht allein den Bau eines verdächtig großen Logistikzentrums, sondern vor allem die ungeeigneten Transportwege. Bei zehn Zügen pro Tag in den kommenden 30 Jahren blieben auf Abstellgleisen wartende Transportzüge voller Konrad-Container nicht aus, so ihre Befürchtung. Das Problem würde dann wohl nicht den Kreis Höxter allein betreffen. „Dann stehen Züge voller strahlendem Abfall auch in Altenbeken“, mutmaßt die Anti-Atompolitische Sprecherin.
Die ungeklärte Zwischen- und Endlagerfrage mit all ihren schwer wiegenden Problemen müssten endlich auch die akzeptieren, die sich bislang für die Atomkraft ausgesprochen haben. Kurz nach dem Tschernobyl-Gedenktag am 26. April wird die Entsorgungskommission nach Höxter kommen, um eine Anhörung zum geplanten zentralen Bereitstellungslager in Würgassen durchzuführen. Das sei einer von vielen weiteren zahllosen Schritten, die die Standortsuchen, Gutachten und Genehmigungsverfahren nach sich ziehen, so Creuzmann.