Übergang zur weiterführenden Schule: So finden Eltern die richtige Schulform

Paderborn. Mit den Halbjahreszeugnissen, die Ende Januar in Paderborn an den Grundschulen verteilt werden, erhalten die Viertklässlerinnen und Viertklässler auch ihre Empfehlungen zu passenden weiterführenden Schulformen. In NRW ist diese Empfehlung nicht verbindlich. Warum Schulen raten, diese zu berücksichtigen und in welchen Fällen es sinnvoll ist, dass Eltern das letzte Wort haben. Laut Kirsten Zünkler, Mitarbeiterin bei der Schulberatungsstelle im Kreis Paderborn, sind neben den Schulnoten auch die Beobachtungen der Lehrerinnen und Lehrer zum allgemeinen Verhalten des Kindes entscheidend dafür, welche Schulform ihnen empfohlen wird. Schon Ende 2022 hätten Lehrkräfte und Eltern an den Grundschulen die üblichen Beratungsgespräche geführt. "Allgemein raten wir von der Schulberatungsstelle, die Hinweise der Pädagoginnen und Pädagogen auch ernstzunehmen", sagt Zünkler. Direktorin Maxi Brautmeier-Ulrich von der Grundschule in Sande betont, dass das Arbeits- und Sozialverhalten Lehrkräften Aufschluss darüber gibt, wie eigenständig Kinder arbeiten können. Kinder, die besonders selbstständig seien, etwa einen guten Überblick über die Schulwoche hätten und ihre Materialien selbstständig organisieren könnten, seien für eine höhere Schulform wie das Gymnasium gut geeignet, sagt Zünkler. Hilfreiche Informationen über die einzelnen Schulformen würden Eltern auf der Seite des Schulministeriums unter www.schulministerium.nrw erhalten. Laut Schulberatungsstelle würden die meisten Eltern sich an die Empfehlung der Grundschulen halten. "Ich schätze mal, über die Hälfte nehmen die Einschätzung der Grundschulen sehr ernst. Einige schicken ihre Kinder aber dann doch auf die nächsthöhere Schulform", so Zünkler. Oftmals seien es aber auch die Kinder selbst, die gerne aufs Gymnasium wollen würden. "Es spricht sich unter den Viertklässlern rum, dass das Gymnasium recht beliebt ist. Auch Kinder, denen das Lernen nicht richtig liegt, wollen dahin, wo ihre Freunde sind", vermutet Zünkler. Lehrkräfte liefern Prognose Was die Einhaltung der Empfehlungen betrifft, sind die Erfahrungen an den Gymnasien recht unterschiedlich. Direktorin Manuela Ziemer vom Goerdeler-Gymnasium kann von 120 Anmeldungen an ihrer Schule im vergangenen Jahr nur fünf Schülerinnen und Schüler mit Realschulempfehlung aufzählen. Am Reismann-Gymnasium in Paderborn wollten sich im vergangenen Jahr hingegen auch zahlreiche Realschüler anmelden. "Wir mussten tatsächlich auch einige Kinder ablehnen, weil wir nicht so viele Klassen bilden konnten wie beispielsweise andere Schulen", sagt der Direktor - darunter auch einige Realschüler. Für den Aufnahmetest für die zwei Sportklassen habe es allerdings eine Rangliste gegeben. "Da ging es allein ums Sportliche, nicht um die Empfehlungen." Laut Brautmeier-Ulrich könne es in manchen Fällen durchaus sinnvoll sein, das Kind beispielsweise entgegen einer Empfehlung für die Realschule aufs Gymnasium zu schicken. "Die Lehrkräfte können eine Prognose liefern, die basierend auf ihrer Erfahrung den richtigen Weg weisen kann. Aber der weitere Weg ist auch vom Kind selbst abhängig und von der Schule, die das Kind auf seinem Weg begleitet", sagt die Direktorin. Kinder nicht unter Druck setzen Auch Kinder, die wenig gefördert und trotzdem solide Noten schreiben würden, könnten auf dem Gymnasium mit ein wenig mehr Förderung aufblühen, obwohl sie eine Realschulempfehlung haben, sagt Kirsten Zünkler von der Schulberatungsstelle. Eltern, die ihren Sprösslingen den Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule erleichtern wollen, empfehlen Zünkler und Brautmeier-Ulrich, ihre Kinder zu stärken. "Eltern sollten ihre Kinder nicht unter Druck setzen, sondern mitnehmen", so die Direktorin der Grundschule Sande. Laut Zünkler sei es hilfreich, die Schule vorab zu besuchen und Kontakt mit Kindern aufzunehmen, die ebenfalls Interesse an der Schule haben. Brautmeier-Ulrich weist auch auf Beratungsstellen und den Tag der Offenen Tür hin, an dem Schulen sich vorstellen und Eltern und Kinder Informationen zum Schulalltag erhalten. Erfahrungsgemäß, so Zünkler, dauere es immer ein wenig, bis die Kinder in der neuen Schule "ankommen". Empfehlen könne sie, alte Routinen zu bewahren und neue Routinen zu entwickeln. "Die geben dem Kind Sicherheit und Struktur." Wichtig sei es, neben dem Lernen einen Ausgleich zu schaffen, um etwa Zeit für Freunde einzuplanen. "Kinder, die entspannt sind, lernen auch am besten", so die Schulberaterin.

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