Erinnerungen an Papst Benedikt XVI.: Als Joseph Ratzinger Paderborn besuchte

Paderborn. Im Alter von 95 Jahren ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. gestorben. Als er 2005 in das höchste Amt der katholischen Kirche gewählt wurde, galt er in Paderborn beinahe als alter Bekannter. Denn mehrfach war Joseph Ratzinger an der Pader zu Gast. Sein letzter Besuch liegt zwei Jahrzehnte zurück. Im Sommer 2002 reiste Ratzinger für die Trauerfeier des verstorbenen Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt an. 3.000 Menschen, darunter Dutzende Geistliche aus aller Welt, verabschiedeten sich im Dom von dem damaligen Paderborner Oberhirten. Ratzinger, zu diesem Zeitpunkt Kardinal, leitete den Trauergottesdienst und verrichtete in der Bischofsgruft die letzten Gebete. Die Trauerfeierlichkeiten fielen 2002 mitten in die Libori-Zeit. Für Ratzinger war es aber nicht das erste Mal, dass er während Libori in Paderborn war. Bereits 1985 besuchte er anlässlich des Liborifestes die Stadt, damals in der Funktion des Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation. An der 1.200-Jahr-Feier der Diözese Paderborn nahm er Anfang 1999 als Sondergesandter des Papstes teil. 1996 war Joseph Ratzinger Teil eines wahrhaftig historischen Besuches. 1.197 Jahre nach dem ersten und bis dato letzten Besuch eines Papstes landete am 21. Juni Johannes Paul II. auf dem Flughafen Paderborn-Lippstadt. Drei Tage weilte der damalige Papst in Paderborn und hatte Ratzinger mit im Gefolge. Dass dieser ein knappes Jahrzehnt später seine Nachfolge antreten würde, vermutete da wohl noch niemand. Ein Papst-Mantel aus Paderborn Als Oberhaupt der katholischen Kirche verschlug es Benedikt XVI. nicht mehr nach Paderborn. Und dennoch gibt es auch während seiner Amtszeit Verbindungen hierhin. Während der Jubiläumstour zum 175. Geburtstag des Paderborner Bürgerschützenvereins erlebten etwa 400 Menschen aus der Region eine Papst-Audienz auf dem Petersplatz. "Auf die Schützen kann man sich verlassen", habe Papst Benedikt XVI. bei einer persönlichen Begrüßung gesagt, berichteten die Schützen anschließend. Während seiner Brasilien-Reise im Jahr 2007 war für ihn eine Station der "Bauernhof der Hoffnung", den der aus Paderborn stammende Franziskanerpater Hans Stapel gegründet hatte. Lesen Sie auch: Papst Benedikt und das Missbrauchsgutachten Nachweislich mindestens einmal wurde Ratzinger sogar von Paderbornern eingekleidet. "Einen Mantel für Papst Benedikt XVI. bitte", lautete der ungewöhnliche Auftrag, den die Paramenten- und Fahnenstickerei Cassau im Jahr 2011 erhielt. Vier Monate arbeitete der Familienbetrieb, der seinen Sitz in der Grube hat, an dem dreiteiligen Chormantel in leuchtenden Farben. Während seines Deutschland-Besuchs trug Papst Benedikt XVI. dann das edle Gewand aus schwerem Goldbrokat und feinster roter Seide. So trauert das Erzbistum Paderborn Der Paderborner Diözesanadministrator Monsignore Michael Bredeck hat den Verstorbenen in einem Nachruf gewürdigt und dabei auch an dessen Verbindungen nach Paderborn erinnert. Der Bistums-Verwalter erklärte, die Kirche verliere mit Papst emeritus Benedikt XVI. "einen Menschen, dessen Vielfalt an Begabungen und Interessen unserer Kirche und darüber hinaus der Weltgemeinschaft geschenkt wurde". Sein ganzes Denken habe um die Kirche und den Glauben gekreist, den die Kirche als Schatz zu bewahren und weiterzugeben habe. Bredeck geht in seinem Nachruf aber auch auf die negativen Seiten im Wirken Ratzingers ein. Häufig sei der Vorwurf laut geworden, dass ihm die &bdquo;reine Lehre“ wichtiger sei als die Menschen, die diese Lehre verkünden. Auch seine Reaktionen auf Vorwürfe von möglichem Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising beim Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger hätten Gläubige irritiert und verunsichert, so Bredeck. Benedikts Worte und Handeln ließen sich möglicherweise deuten durch einen Blick in seine päpstliche Enzyklika "Deus et Caritas est". Darin mache er deutlich, wozu die Kirche aus seiner Sicht letztlich dienen solle: Nämlich in der Welt eine Zeugin für die Liebe des Vaters zu sein, "der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen Familie machen will". Viele Menschen im Erzbistum Paderborn seien mit dem emeritierten Papst verbunden, weil sie ihn aus seiner Zeit als Professor und Bischof in Deutschland kennen würden oder weil sie ihm als junge Menschen bei einem Weltjugendtag begegnet seien, schreibt Bredeck, dem besonders das Requiem für Kardinal Degenhardt in Erinnerung bleibt, dass Ratzinger "auf bewegende Art" geleitet habe. Flaggen auf halbmast und Totenglocke Im Gedenken an den früheren Papst hat das Erzbistum die Flaggen auf halbmast gesetzt und am Silvestertag die Totenglocken am Paderborner Dom geläutet. Auch alle Pfarrgemeinden wurden eingeladen, die Glocke zu läuten. Bereits nach Bekanntwerden des nahenden Todes Ratzingers war im Dom ein Bild Ratzingers aufgestellt worden. Gläubige zündeten dort Kerzen für an und beteten für ihn. Außerdem legte das Erzbistum ein Kondolenzbuch in der Kathedrale aus; kondolieren können die Menschen im Erzbistum aber auch online. Am Montag, 2. Januar, wird Weihbischof Matthias König um 18 Uhr ein Requiem für den emeritierten Papst halten, das auch im Internet übertragen werden soll.

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