Anhaltender Trend Im Kreis Paderborn bekommen Frauen ihr erstes Kind immer später

Kreis Paderborn. Mütter sind bei Geburt des ersten Kindes auch im Kreis Paderborn inzwischen älter als noch vor einigen Jahren. Das zeigen aktuelle Daten der Regionaldatenbank Genesis. Demnach lag 2021 das Durchschnittsalter einer Mutter bei der Geburt des ersten Kindes bei 30,4 Jahren. Diese Zahl ist zuletzt stetig gestiegen. Zehn Jahre zuvor waren Frauen durchschnittlich erst 28,8 Jahre alt, als sie ihr erstes Kind bekamen. Der Kreis Paderborn liegt damit im bundesweiten Trend: Mit Blick auf ganz Deutschland lag das Alter von Müttern bei 30,5 - im Jahr 2011 betrug es noch 29,1. Zum Alter der Väter gibt es übrigens keine solch detaillierten Datenerhebungen. Immer mehr Frauen entscheiden sich also, ihr erstes Kind später zu bekommen. Rein medizinisch betrachtet ist das eine Entwicklung, die nicht ohne Risiko ist. Mit zunehmendem Alter wird es nicht einfacher, schwanger zu werden. Die biologische Uhr tickt "Je mehr Zeit vergeht, umso mehr tickt sowohl die persönliche wie auch die tatsächliche biologische Uhr", erläutert Christine Schmücker. Sie ist Leitende Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn. Je älter die Frau ist, wenn sie schwanger wird, desto häufiger habe sie rein biologisch auch schon internistische Vorerkrankungen: etwa Bluthochdruck, Diabetes, rheumatische Erkrankungen, aber auch Übergewicht. Das kann auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben. Rein medizinisch betrachtet liege laut Schmücker der ideale Zeitraum für die Fortpflanzung zwischen 20 und 35 Jahren. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider: Fast Dreiviertel der Gebärenden im Kreis Paderborn werden in dieser Altersspanne Mutter. Schaut man genauer auf die Verteilung nach Altersgruppen, sieht man, dass die meisten Mütter im Kreis Paderborn zwischen 30 und 35 Jahre alt sind. Das war auch in den vorherigen Jahren so. 2021 waren das insgesamt 1.291 Frauen, ein Anteil von 41 Prozent bei insgesamt 3.147 Geburten. Zwischen 25 und bis 30 Jahre alt waren rund ein Viertel. Die Altersgruppe zwischen 35 und unter 40 Jahre macht einen Anteil von 21 Prozent aus. Etwa 7 Prozent der Mütter sind zwischen 20 bis 25 Jahre alt. Ganz junge Mütter gibt es im Kreis Paderborn nur sehr wenige: Die wenigsten Frauen, nämlich nur 30, waren jünger als 20 Jahre (1 Prozent). Auch wenn Schwangerschaften mit zunehmendem Alter schwieriger und riskanter werden, gilt im Umkehrschluss nicht automatisch: Je jünger, desto besser. Denn sehr junge Schwangere seien medizinisch gesehen häufiger von einer kindlichen Wachstumseinschränkung betroffen, sagt Schmücker. Auch die Lebensumstände sehr junger Schwangerer können Auswirkungen auf die Gesundheit haben: "Wir sehen häufiger große Gewichtszunahmen der Schwangeren und eine psychische Belastung durch fehlende Ausbildung und ein sozial noch nicht gesichertes Umfeld", so die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ab 35 Jahre: Risikoschwangerschaft Ab dem 35. Lebensjahr wiederum steige das Risiko für eine chromosomale Fehlbildung deutlich an. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Downsyndrom. Zusätzlich steige auch hier das Risiko für schwangerschaftsbedingte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Unterversorgung des Kindes. Und Mehrlingsgeburten würden ebenfalls mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher, da Eisprünge nicht nur unregelmäßiger würden, sondern auch doppelt stattfinden könnten. Da zudem die natürliche Fortpflanzungsfähigkeit für Frauen nach dem 40. Lebensjahr sinke, gebe es in der Zeitspanne zwischen 35 und 40 Jahren häufig Frauen, die dann sehr intensiv versuchen würden, ihre Familienplanung umzusetzen. "Dies führt auch - wenn auch auf eine komplett andere Art und Weise - zu einer psychischen Belastung", beschreibt Schmücker ihre Erfahrungen. Tatsächlich ist die Zahl von Müttern im Kreis Paderborn, die älter als 40 Jahre sind, in den vergangenen Jahren angestiegen. 2011 waren das noch 89 Frauen, 2020 schon 134, was einem Anteil von mehr als vier Prozent an der Gesamtzahl der Geburten entspricht. Das hat auch Auswirkungen auf die Geburtshilfe. Denn mit steigendem Alter der Schwangeren wird auch die Schwangerschaftsüberwachung intensiver. Schmücker: "Das kann bei immer knapperen Ressourcen sowohl von den niedergelassenen Fachärzten, wie auch in den spezialisierten geburtshilflichen Abteilungen eine weitere Herausforderung werden."

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