Neue Chefärztin am Klinikum Herford-Bünde hat sich viel vorgenommen

Herford. Arbeitstage, an denen sie über eine längere Zeit Leerlauf hat, kennt Dominique Moise nicht. Wer die neue Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Kreiskliniken Herford-Bünde (KKHB) am Standort Herford im Gespräch erlebt, ahnt, dass ihr das auch sicher nicht gefallen würde. Die 44-jährige Medizinerin, offiziell seit dem 1. Oktober im Amt, sprüht vor Energie und verbreitet trotz der zahlreichen, vor ihr und ihrem Team liegenden Herausforderungen viel Zuversicht und hat sich einiges vorgenommen. So droht das Klinikum Herford laut der Krankenhausbedarfsplanung des Landes NRW den Status als Perinatalzentrum Level 1 und Level 2 zur Versorgung von Schwangeren, Früh- und Neugeborenen zu verlieren. Im Level 1 werden extrem kleine Frühchen versorgt, Level 2 muss auch vier Intensivplätze vorhalten, von denen zwei beatmet sein müssen. Zwar steht eine endgültige Entscheidung noch aus, aber ab dem 1. Januar kommenden Jahres könnte der Status als Perinatalzentrum aberkannt werden. Chefärztin Moise betont: &bdquo;Sind personell sehr gut besetzt“ Dieses Szenario will die neue Chefärztin nicht akzeptieren. &bdquo;Wir haben Widerspruch eingelegt und erfüllen bereits jetzt viele der Kriterien“, betont Moise. So gebe es eine sehr gut funktionierende Kooperation mit einem Kinderchirurgen in Osnabrück, &bdquo;zudem sind wir personell mit Schwestern, Hebammen und Ärztinnen und Ärzten sehr gut besetzt“, verweist die Medizinerin, die vor rund eineinhalb Jahren als leitende Oberärztin ans Klinikum kam, auf bestehende Strukturen. Lesen Sie auch: Neuer Klinikchef in Herford und Bünde: &bdquo;Ich bin ein Mensch für die Langstrecke“ Moise selbst absolviert in Kürze eine Prüfung zum Schwerpunkt Geburtshilfe und Peri Neonatologie, eine weitere Kollegin mit diesem Schwerpunkt tritt im Dezember ihre Stelle an. &bdquo;Dann haben wir ein weiteres Kriterium erfüllt“, betont Moise, die in Porta Westfalica wohnt und selbst zwei Kinder hat. Den Gedanken, ein Frühchen mit Komplikationen auf die A2 in Richtung Minden oder Bielefeld zu schicken, kann sich die Medizinerin nicht vorstellen. &bdquo;Das kann ich nicht akzeptieren. Es ist eine sehr hohe Belastung für die Familie, 20 bis 25 Wochen jeden Tag nach Bielefeld zu fahren, auch die Kosten werden von keiner Krankenkasse übernommen.“ Klinikum einzige Anlaufstelle im Kreis für Risikopatientinnen Für den Level-1-Status müssten im Jahr 25 Frühchen mit einem Gewicht von unter 1.500 Gramm versorgt werden. &bdquo;Am Klinikum haben wir auch Frühchen, die 2.000 Gramm wiegen, die müssen auch versorgt werden. Das sind bei uns 30 bis 40 Prozent, diese Zahlen interessieren aber niemanden“, ärgert sich die 44-Jährige und ergänzt: &bdquo;Wir versuchen hier, Frühgeburten zu vermeiden, davon spricht aber keiner, das wird nicht gesehen.“ Das Klinikum sei im Kreis die einzige Anlaufstelle für Risikopatientinnen bei Schwangerschaften, zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck. Organisatorisch und strukturell ist die Aberkennung des Status für die engagierte Medizinerin nicht vorstellbar, &bdquo;das wäre eine Katastrophe.“ Lesen Sie auch: Im Bünder Land beliebte Geburtshilfe und Gynäkologie schließen kurzfristig Gemeinsam mit Walter Koch, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ist Moise zudem damit beschäftigt, den Schwerpunkt Geburtshilfe zu reorganisieren. &bdquo;Wir wollen hier eine Maximalversorgung für alle Frauen und ihnen Sicherheit im Schwangerschaftsverlauf geben.“ Neues Beckenbodenzentrum soll eingerichtet werden Ein weiteres Ziel ist die Einrichtung eines Beckenbodenzentrums gemeinsam mit Professor Christian Meyer, Direktor der Universitätsklinik für Urologie der RUB auf dem Campus Medizin Ostwestfalen-Lippe (OWL) am Klinikum Herford. Viele Patientinnen litten vor allem nach Geburten an einer Beckenbodenschwäche. Zu Moises Team gehören derzeit vier Oberärzte und neun Assistenzärzte, drei bis vier zusätzliche Assistenzärzte sollen bald hinzukommen. Auch die Hebammenstellen seien sehr gut besetzt. &bdquo;Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar, die Hebammen bieten viele Kurse an, auch die Kreißsaalführungen sind immer sehr gut besucht“, sagt Moise. Auch geführte Geburten ohne Arzt seien möglich, die Schwangeren und ihre Kinder würden maximal gut betreut. Im vergangenen Jahr kamen am Klinikum 1.275 Kinder zur Welt, in diesem Jahr seien die Zahlen seit Juni stark angestiegen, hat Moise festgestellt. Empathie und gute Betreuung der Patientinnen beibehalten &bdquo;Mehr Arbeit, mehr Verantwortung und mehr Geduld“, das erwartet die 44-Jährige bei ihrer neuen Aufgabe. Eines ist ihr aber ganz wichtig: Ihre Empathie und die gute Betreuung der Patientinnen will sie weiter beibehalten. &bdquo;Ich freue mich drauf“, sagt Moise mit einem Lächeln.

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