Kinderklinik am Limit in Paderborn: Jetzt sollen Rentner und Freiwillige helfen

Paderborn. Die Infektionswelle rollt weiter. Die Kinderklinik St. Louise in Paderborn setzte deshalb einen Hilferuf ab: Aufgrund der derzeitigen Krankheitshäufungen und des Personalmangels wird händeringend nach medizinischen Kräften gesucht – mit Erfolg. Mehr als 80 Bewerberinnen und Bewerber haben sich bereits gemeldet. Nun laufen Gespräche zwischen Pflegedirektion und freiwilligen Helfern. Die Situation in der Kinderklinik St. Louise in Paderborn sei genauso dramatisch, wie es die Medien seit Tagen aus den Kinderkliniken Deutschlands schildern, heißt es in einer Pressemitteilung. Eine massive Infektwelle mit an RSV erkrankten Kindern trifft auf einen absoluten Personalnotstand in der Kinderkrankenpflege. "Viele Kinder haben aufgrund ihrer Virusinfektion einen hohen Sauerstoffbedarf, müssen teilweise beatmet werden. Wir haben es mit ernsthaft erkrankten kleinen Patienten zu tun. Gleichzeitig haben wir viel zu wenig Personal", schildert Chefarzt Friedrich Ebinger die Lage. "Zum bestehenden Fachkräftemangel in der Pflege kommt ein hoher und immer weiter ansteigender Krankenstand bei den Mitarbeitenden." Lesen Sie auch: Paderborner Kinderklinik hat akutes Raumproblem Die Kinderklinik hatte deshalb in ihrem Hilferuf dringend Fachkräfte darum gebeten, sich zu melden und aktuell zu helfen. Außerdem habe man bereits Mitarbeiter in Elternzeit und Ruhestand kontaktiert, berichtet Pflegedienstleiterin Pia Lages. "Der Aufruf am Wochenende hat zu einer großen Welle der Hilfsbereitschaft geführt: Über 80 E-Mails sind eingegangen und das Telefon steht nicht still. Darunter waren auch viele Hilfsangebote von Menschen mit Erfahrungen im Gesundheitswesen, als Sanitäter, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Krankepflegeassistenten und Altenpfleger", sagt Lages. "Diese Freiwilligen werden eine große Stütze sein, beispielsweise bei der Pflege der isolierten Patienten, bei der Gabe von Infusionen oder bei der Vorbereitung der Inhalationen." Ausgebildete Kinderkrankenpflegerinnen und Kinderkrankenpfleger könnten sehr schnell im Stationsdienst eingesetzt werden, medizinische Fachangestellte könnten Verwaltungsaufgaben wahrnehmen oder die Pflege unterstützen. Andere Helfer könnten in der Essensausgabe oder im Bettendienst eingesetzt werden. "Hier werden die Angebote derzeit strukturiert und erste Gespräche laufen, wie der Einsatz geplant werden kann. In der letzten Woche gab es schon Rückmeldungen von Mitarbeitern, die bereits in Rente gegangen sind oder sich gerade in Elternzeit befinden. Einige darunter können schon in dieser Woche ihren Dienst aufnehmen. Diese tolle Hilfsbereitschaft hat uns viel Mut und Zuversicht gegeben", betont Lages. Starke Inanspruchnahme der Kinder-Notaufnahme in Paderborn In vielen Fällen können auch die Eltern für Entlastung sorgen. Zu dem hohen Patientenaufkommen auf Station komme eine anhaltend starke Inanspruchnahme der Kinder-Notaufnahme: Spätestens ab 21 Uhr – also mit Schließen der Bereitschaftsdienstpraxis im Medico – steigt die Patientenzahl in der Notaufnahme sprunghaft an. Die Folge sind Wartezeiten von vier bis sechs und im Einzelfall bis zu acht Stunden für Eltern mit Kindern, die nur leicht erkrankt sind, schildert Oberarzt André Wilken die Situation. Dazu zählen einfache Infekte der oberen Luftwege mit Schnupfen, Husten oder erhöhter Temperatur. In der überwiegenden Zahl der Fälle reicht es aus, wenn sich die Eltern mit ihrem kranken Kind am Folgetag bei ihrem niedergelassenen Kinderarzt vorstellen. Sollten sie von ihrer Kinderärztin oder ihrem Kinderarzt eine Einweisung ins Krankenhaus erhalten, dann sollten sie sich damit zeitnah in der Kinderklinik vorstellen, rät der Mediziner. Wie die "Neue Westfälische" berichtete, kam es zuletzt vor dem Medico in Paderborn zu langen Warteschlangen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Paderborn organisierte man einen Wärmebus für die mit ihren Kindern wartenden Eltern. Die Idee hält auch Wilken grundsätzlich für sinnvoll, da man es keinem kranken, fiebernden Kind zumuten könne, draußen in der Kälte zu verharren. Daher sei das für die KV-Notfallambulanz eine gute Lösung im Sinne der Eltern. "Erfreulicherweise ist der Wartebereich der Notaufnahme der Kinderklinik ausreichend groß und beheizt, sodass wir einen solchen Wärmebus bislang nicht benötigen." Appell an die Eltern Das gesamte Team appelliere an die Eltern, rechtzeitig während der Öffnungszeit der niedergelassenen Kinderärzte dort vorstellig zu werden, wenn ein Infekt behandlungspflichtig zu werden droht, und nicht auf die Abendstunden oder das Wochenende zu warten. "Wir behandeln alle Kinder nach dem Schweregrad ihrer Erkrankung und nicht nach der Reihenfolge des Eintreffens in der Notaufnahme. Dazu wird jeder Patient bei Vorstellung durch eine Fachkraft beurteilt, um so besonders kranke Kinder mit Atemnot, Sauerstoffbedarf oder anderen schweren Infektionen wie einer Hirnhaut- oder Nierenbeckenentzündung bevorzugt behandeln zu können", erklärt Wilken und ist für jede Entlastung dankbar. Wer die Möglichkeit und das Interesse hat, in der Kinderklinik als ausgebildeter Krankenpfleger oder ausgebildete Krankenpflegerin oder Hilfskraft auszuhelfen, meldet sich per Mail unter p.lages@vincenz.de.

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