Der Trend in Paderborn geht zum frühen Weihnachtsbaum

Paderborn. Für Bernd Wewer sind die letzten Monate des Jahres nicht nur besinnlich, sondern auch arbeitsintensiv. Ab Mitte November beginnt er damit, Weihnachtsbäume zu fällen, um zum ersten Advent für das Weihnachtsgeschäft auf seinem landwirtschaftlichen Hof in Neuenbeken gerüstet zu sein und die Bäume unter die Leute zu bringen. Im Gespräch mit der NW verrät der 48-jährige Paderborner, welche Trends beim Baumkauf zu erkennen sind und wie man ihn zum Event für die ganze Familie machen kann. Welche Baumarten sind gefragt? Der Spitzenreiter überrascht nicht: Über 80 Prozent der verkauften Bäume am Hof seien Nordmanntannen. Dahinter folge mit etwa 15 Prozent die Blaufichte. "Manche Kundinnen und Kunden bestehen an Weihnachten auf ihre Kiefer, davon haben wir entsprechend auch einige im Sortiment", sagt Wewer. Der durchschnittliche Baum sei knapp 1,80 Meter hoch. Hier könne man den Trend hin zum etwas kleineren Baum erkennen, auch wenn speziell Hausbesitzer weiterhin oft größere Bäume präferieren würden. Wewer selbst bevorzuge daheim aufgrund des unverkennbaren Geruchs und der höheren Stabilität seit Jahren die Blaufichte. Aber auch die Nordmanntanne bringe ihre Vorteile mit sich: "Sie wächst gleichmäßiger und macht optisch etwas mehr her, außerdem pikst sie beim Schmücken nicht so", weiß der Baumexperte. Wie ist die Preisentwicklung? Am Hof Wewer ist der Baumpreis seit drei Jahren stabil, man zahlt 18 Euro pro Meter. Vor einigen Jahren noch sei der Preis bei 15 Euro pro Meter gewesen, doch das sei irgendwann nicht mehr zu halten gewesen. Zu beachten sei hier, dass nicht jeder Verkäufer einen eigenen Hofverkauf betreiben könne, sondern dass auch noch Standgebühren und Transportkosten hinzukommen könnten, die an die Käufer weitergegeben werden müssten. In NRW sei die Situation allerdings speziell. "Im Sauerland befindet sich das größte Anbaugebiet Deutschlands, was Weihnachtsbäume betrifft", sagt Wewer. Das sorge für verhältnismäßig günstige Preise in der Region. Besonders bei Händlern, die kurz vor Weihnachten dringend ihr Überangebot an Bäumen loswerden wollten. Zu welchem Zeitpunkt werden die meisten Bäume gekauft? Hier sei eine Entwicklung hin zum frühen Weihnachtsbaum zu erkennen. Sei es vor 30 Jahren noch normal gewesen, den Baum direkt vorm Weihnachtsfest zu holen, so gebe es mittlerweile viele Familien, die die Weihnachtsbaumzeit schon am ersten Advent einläuten. "Das wurde durch die Pandemie noch verstärkt. Als man kaum das Haus verlassen durfte, wollte man es sich zumindest zuhause gemütlich machen." Im Schnitt würden die meisten Menschen ihren Baum rund um den 15. Dezember kaufen, so Wewer. In den letzten Tagen vor Heiligabend sei es mittlerweile sehr ruhig und nur noch einige wenige würden sich ihren Last-Minute-Baum sichern. Abholbereit mitnehmen oder den Baum selbst fällen? Etwa 70 Prozent würden am Hof Wewer die bereits gefällten Bäume direkt mitnehmen wollen, ohne dafür selbst ins Schwitzen zu geraten. Die anderen 30 Prozenten würden ihren ausgewählten Baum vor Ort selbst schlagen. Das hätte für viele dann einen gewissen Eventcharakter. "Oft kommen Eltern mit ihren Kindern zu uns, die das dann als Familienausflug nutzen. Dann wird erst der Baum ausgesucht und im Anschluss werden die mitgebrachten Kekse und Getränke verzehrt", sagt Wewer. Um das zu unterstützen und das Erlebnis noch schöner zu machen, hat er sich zudem überlegt, an den Wochenenden im Dezember selbst Glühwein, Kinderpunsch und Bratwürstchen anzubieten. Wie wichtig vielen der Weihnachtsbaum ist, zeige sich bei der akribischen Auswahl. Einige Kundinnen und Kunden würden bereits im November einen Zettel mit ihrem Namen an den Wunschbaum kleben, um ihn zu reservieren. "In 95 Prozent der Fälle klappt das dann auch und der gewünschte Baum wird nicht weggekauft", sagt Wewer mit einem Schmunzeln. Wie geeignet ist die Kunststoff-Alternative? "Da hat sich die Qualität in den letzten Jahren deutlich gesteigert", findet Wewer. Optisch seien mittlerweile viele der Kunststoffbäume durchaus ansprechend. Speziell für Geschäfte sei dies somit interessant. Man würde sich die zusätzliche Reinigung des Ladens sparen. Bei einer Nutzungsdauer von etwa fünf Jahren und teurem Import aus Ländern wie China bleibt der normale Baum trotzdem seine präferierte Variante. Hier sei ein Recycling nach Nutzung möglich. Außerdem würde jeder extra für den Weihnachtszweck gepflanzte Baum zehn Jahre lang für mehr Nachhaltigkeit und Natur auf der Erde sorgen. Auch preislich sei der Unterschied groß, bei Kosten von etwa 300 Euro könne man sich für einen Kunststoffbaum fast zehn echt Weihnachtstannen leisten.

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