In Paderborn schließt das nächste Bekleidungsgeschäft seine Pforten

Paderborn. Für Pimkie war im Februar 2021 Schluss. Nach Orsay und Esprit ist in diesem Jahr auch noch s.Oliver an der Reihe. Die Filiale in der Westernstraße schließt zum Jahresende, der Räumungsverkauf ist schon in vollem Gange. Das nächste Textilunternehmen verlässt die Paderborner Innenstadt, wieder trifft es einen Filialisten. Citymanager Heiko Appelbaum bedauert das, blickt aber trotz allem positiv in die Zukunft und erwartet Veränderungen im Stadtbild. "Um den Marktanforderungen gerecht zu werden und langfristig erfolgreich zu sein, überprüft das Unternehmen regelmäßig sein Store-Portfolio und muss, wo bestehende Flächen nicht mit den künftigen Anforderungen unserer Marke übereinstimmen, entsprechende Maßnahmen setzen. In diesem Zusammenhang wird der s.Oliver-Store in Paderborn zum Jahresende geschlossen", begründet Verena Väth von der Unternehmenskommunikation des Modeherstellers den Schritt zur Filialschließung auf Nachfrage. Es würde jedoch weiterhin die Möglichkeit bestehen, Produkte der Marke bei Partnern in der Nähe oder in der Filiale in Gütersloh zu erwerben, so Väth weiter. Citymanager Heiko Appelbaum ist traurig über die Entscheidung: "Wie auch Esprit war die s.Oliver-Filiale ein wichtiger Bestandteil in der Paderborner Innenstadt." Besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun vor einer unsicheren Zukunft stehen würden, tue es ihm leid. Wie die Ladenfläche zukünftig genutzt wird, steht noch nicht fest. Hier sei man zwar im ständigen Austausch mit den Immobilienbesitzern, konkret sei bisher aber nichts. Online-Verkauf verschärft die Lage Vor der schwierigen Situation speziell für die Textilbranche verschließt der Citymanager nicht die Augen. Auch wenn er nicht für die Filialisten sprechen kann, so sieht er trotzdem vielfältige Gründe für die sich häufenden Schließungen. Besonders unter der Corona-Pandemie hätte der stationäre Handel sehr gelitten, viele Unternehmen hätten den Fokus auf den Online-Verkauf gelegt. "Heutzutage ist es bei fast allen Anbietern ohne Weiteres möglich, online bestellte Kleidung zuhause anzuprobieren und im Zweifel zurückzuschicken", sagt Appelbaum. Im Zuge des Kriegs in der Ukraine sei es in der Textilbranche zudem zu Lieferengpässen gekommen. Steigende Mieten und Personalprobleme kämen hinzu. Speziell Unternehmen mit vielen Filialen würden mittlerweile genau hinschauen, wo Einsparpotenziale bestehen. Zwischen der Eröffnung des TK-Maxx-Kaufhauses im Jahr 2019 und der Schließung einiger niedrigpreisiger Geschäfte wie Pimkie oder Orsay sieht Appelbaum keinen Zusammenhang. Dafür seien die Konzepte aus seiner Sicht zu unterschiedlich. "Bei TK Maxx geht man eher auf Schatzsuche und weiß vorher gar nicht genau, nach was man eigentlich sucht." sagt er und empfindet das Geschäft als Gewinn für die Stadt und bezeichnet es als Besuchermagneten. Auch weil es auf Online-Vertrieb verzichten und somit die Menschen in die Stadt locken würde. Schwierige Situation als Chance Die unbestreitbar schwierige Situation mit einigen Leerständen in der Innenstadt sieht Appelbaum als Chance. Gerade zuletzt wären die Einkaufsstraßen größerer Städte von den meisten Menschen als austauschbar und unpersönlich wahrgenommen worden. Oft seien die gleichen Filialen vieler Unternehmen in jeder Stadt vorzufinden, inhabergeführte Geschäfte immer mehr zur Ausnahme verkommen. Die Leute würden sich weniger Eintönigkeit und mehr Individualität für ihre Innenstadt wünschen. Allerdings hatte vor Kurzem in der Rosenstraße auch das Geschäft &bdquo;Made here“ mit seinem hybriden Konzept aus Textilmanufaktur und Online-Handel geschlossen. "Die Chance dafür ist jetzt da, genug freie Ladenflächen sind vorhanden" sagt Appelbaum. Zwar schätzt er die aktuellen Mietpreise als sehr hoch ein. In Zukunft müsse sich diesbezüglich aber etwas tun, denn dauerhaft ungenutzte Lokalitäten seien nicht im Interesse der Vermieterinnen und Vermieter. Er hofft auf geringere Mietpreise und eine buntere Mischung an Läden, um das Stadtbild weiter aufzuhübschen. "Wir haben mittlerweile viele Anfragen von potenziellen inhabergeführten Geschäften, die sich nach den Mietpreisen erkundigen", sagt der Citymanager. Zwar sei für viele die 1a-Lage rund um die Westernstraße aktuell unerschwinglich, andere Bereiche in der Innenstadt - wie beispielsweise die Grube mit vielen kleineren inhabergeführten Läden - würden aber aufzeigen, wohin die Reise gehen könnte. Insgesamt bleibt Appelbaum optimistisch, wenn er in die Zukunft blickt. "Das Drumherum hier in Paderborn stimmt, wir haben mit dem Paderquellgebiet, den vielen Kirchen und Museen einiges zu bieten", sagt er. Er hofft in absehbarer Zeit auf eine Entspannung der Preislage, um die Leerstände zu reduzieren und so die Innenstadt wieder aufzuwerten.

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