Für die Brennpunkte in Paderborn gibt es mehr Power im Streetwork

Paderborn. Eine neue Streetworker-Stelle wird geschaffen. Ab dem kommenden Jahr wird eine zusätzliche Stelle von der Stadt finanziert. Das hat der Sozialausschuss auf Antrag der Rathauskoalition beschlossen. "Die aufsuchende Sozialarbeit ist ein wichtiges Instrument zur Unterstützung von Menschen am sogenannten Rand der Gesellschaft“, so Brigitte Dierkes, sachkundige Bürgerin von Bündnis 90/Die Grünen. Damit rücken Problem-Orte der Stadt wieder in den Fokus. Seit Jahren finden Anwohner und Geschäftsleute rund ums Westerntor sehr deutliche Worte. Denn eine Szene, die von Drogenkriminalität und Alkohol geprägt ist, trifft sich unter anderem auf dem Platz vor der Herz-Jesu-Kirche und sorgt für Ärger. Das belegen auch die Zahlen der Polizei. Die Zahl von "hilflosen Personen" ist laut Sprecherin Corinna Koptik deutlich gestiegen. Darunter verstehe die Polizei Menschen, die sich selbst nicht helfen können, weil sie beispielsweise geistig verwirrt, berauscht oder betrunken sind. Im Jahr 2021 habe die Polizei im Bereich der Innenstadt 191 "hilflose Menschen" angetroffen. In diesem Jahr ist die Zahl bis September schon auf 295 gestiegen. Im Zusammenhang mit diesen Zahlen stünden dann auch oft Ruhestörungen. Der Anstieg ist aus Sicht von Corinna Koptik erklärbar. Es handele sich teilweise um Angehörige der Trinker- und Drogenszene, die sich zuvor an der ehemaligen Zentralstation aufhielten. Nun gebe es für sie aufgrund der Umbaumaßnahmen einen neuen Treffpunkt - beispielsweise vor der Herz-Jesu-Kirche. Überlegungen, die Filiale zu schließen Ist die Streetworker-Stelle eine Lösung für Orte wie diese? Da gehen die Meinungen auseinander. "Das ist schlichtweg zu wenig", sagt Jonas Vorbohle, Geschäftsführer der Filiale &bdquo;Dean & David“ am Westerntor. Er hatte unter anderem vorgeschlagen, den Platz für einen Aufenthalt unattraktiver zu machen - beispielsweise durch weniger Sitzgelegenheiten in dem Bereich. Vorbohle ist schon lange in Kontakt mit Polizei, Ordnungsamt und Stadtverwaltung. Aus seiner Sicht handelt es sich bei den Menschengruppen nicht um Obdachlose, sondern in erster Linie um Dealer. Er zieht in Betracht, diesen Kampf zu beenden. "Ich denke darüber nach, die Filiale am Westerntor zu schließen", sagt Vorbohle. Zwar laufe der Mietvertrag noch länger, über eine Schließung denke er trotzdem nach. "Das macht einfach keinen Spaß mehr. Ich fühle mich schon so lange allein gelassen", konstatiert Vorbohle. Er habe die Befürchtung, dass eine Streetworker-Stelle die Probleme nicht lösen wird. Es müssten weitere Schritte folgen In der Regel geht ein Streetworker nicht alleine los, sagt Joachim Veenhof, Geschäftsführer des Katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM). Seiner Einschätzung nach sei eine weitere Streetworker-Stelle "der erste richtige Schritt, aber weitere müssen folgen." Vor allem, da Paderborn seiner Einschätzung nach zu wenig Streetworker-Angebote hat. Nun muss noch geklärt werden, wo diese neue Stelle angebunden wird. Im Antrag der Rathauskoalition heißt es lediglich "bei einem geeigneten Träger". Wer das genau ist, bleibt noch offen. Grundsätzlich könne sich Veenhof vorstellen, dass der SKM dafür geeignet wäre. Doch zunächst stünden Gespräche mit KIM an. Denn auch der Verein KIM – Soziale Arbeit kann sich laut Geschäftsführerin Nicole Wiggers vorstellen, die von der Stadt bezahlten Stelle im eigenen Haus anzudocken. Dort ist Streetwork bereits Teil der Angebots, "aber nicht im ausreichenden Maße", so Wiggers. Nicht nur der Platz rund um das Westerntor habe Bedarf für weitere Angebote der aufsuchenden Sozialarbeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden im Streetwork beispielsweise Heißgetränke und Essen verteilen. Sie versuchten eine Verbindung zu den Menschen vor Ort aufzubauen, um ihnen weitergehende Hilfen - beispielsweise in der Suchtberatung - zu vermitteln. Das brauche Zeit.

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