Urteil gefallen: Brandstifter muss in die Psychiatrie

Paderborn. Als Nils S. (Name geändert) im Mai nach Paderborn kam, um auf dem Lunapark als Schausteller zu arbeiten, eilte ihm ein gewisser Ruf voraus. Möglicherweise, so erfuhr die Polizei von Kollegen aus Geseke, sei ein Brandstifter unter den Kirmesleuten. Hatte doch Anfang des Monats der 23-Jährige in der Stadt am Hellweg den nächtlichen Brand dreier Autos gemeldet und sich dabei sehr auffällig verhalten. Tatsächlich rief Nils S. auch in Paderborn in den frühen Morgenstunden des 16. Mai die Feuerwehr an. Im Rolandsweg habe er gesehen, dass unter einem Wagen einige Dosen brennen würden, so der Inhalt seines Notrufs. Tatsächlich konnte das Feuer rechtzeitig gelöscht werden, sodass an dem Auto lediglich ein vergleichsweise geringer Schaden in Höhe von 2.000 Euro entstand. Für beide Feuer will der 23-Jährige, der eigentlich im Raum Hamburg zu Hause ist, nicht verantwortlich sein. Er will nur der Entdecker sein. Das sieht das Landgericht Paderborn am Ende der viertägigen Verhandlung anders. Die Richter der 8. Großen Strafkammer halten die Anklage von Staatsanwalt Frank Stegen für zutreffend. Nils S., so ihre Überzeugung, habe die Feuer gelegt - um seine innere Anspannung abzubauen. Dass der junge Mann, dessen DNA sich auf dem im Rolandsweg verwendeten Brandsatz fand, mit einer schweren Persönlichkeitsstörung zu kämpfen hat, hat Gutachter Gerhard Dankwarth nach Abschluss der Beweisaufnahme dargelegt. Nils S., der schon in frühen Kindertagen auffälliges Verhalten zeigte und immer wieder in verschiedenen Heimen und Unterbringen leben musste, könne sein Verhalten und seine Impulse nicht kontrollieren. Verspüre er inneren, seelischen Druck, so greife er zu "inadäquaten Konfliktlösungen", sagt Dankwarth. 20 Monate Freiheitsstrafe Dann falle Nils S. etwa - wie in seiner Jugendzeit - durch Körperverletzungen auf oder, wie zuletzt, durch das Legen von Feuer. Dadurch versuche er, seinen seelischen Druck abzubauen, empfinde aber auch gleichzeitig eine innere Befriedigung, wenn er die Feuerwehr verständige, um sich damit als Retter zu präsentieren. Der Angeklagte sei nicht in der Lage, "angemessene Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln". Deshalb sei dieser in seiner Steuerungsfähigkeit eingeschränkt, nicht aber in seiner Schuldfähigkeit. Recht und Unrecht könne S. durchaus unterscheiden. Unbehandelt dürfe die Erkrankung nicht bleiben, betont der Experte. Nils S. müsse sich einer intensiven verhaltenstherapeutischen Maßnahme stellen. Anderenfalls seien weitere ähnlich gelagerte Taten zu erwarten. Und so spricht die 8. Kammer unter dem Vorsitz von Anne Zacharias den 23-Jährigen schuldig und verhängt eine 20-monatige Freiheitsstrafe. Die müsse Nils S. aber nicht im Gefängnis absitzen, so die Vorsitzende Richterin. Wie von Ankläger Stegen und Verteidigerin Stephanie Risse unisono gefordert, ordnet die Kammer die Unterbringung des jungen Mannes in der forensischen Psychiatrie an. "Sie brauchen ein klinisches Setting", sagt Anne Zacharias. "Sie leiden an einer Krankheit, die schon lange da ist und der Therapie bedarf." Klinik statt Gefängnis Eine Entscheidung, die Nils S. positiv aufnimmt, hat er doch die vergangenen Monate nach entsprechender Initiative seiner Verteidigerin Stephanie Risse nicht im Gefängnis, sondern in der Klinik Eickelborn verbracht. Dort kommt er nach eigenen Angaben gut zurecht. Einen Wunsch hat der 23-Jährige aber: Er wäre gern in einer Einrichtung im Raum Hamburg, in der Nähe seiner Mutter.

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