Angriff auf Paderborner Linken-Politikerin - Ex-AfDler vor Gericht

Paderborn. Den Auftritt des rechtsextremistischen AfD-Politikers Björn Höcke vor mehr als einem Jahr in Paderborn wird Martina Schu wohl nie vergessen. An diesem Tag wurde sie mitten in der Stadt und in Anwesenheit etlicher Polizisten Opfer einer körperlichen Attacke, als sie an einer Gegendemonstration auf dem Domplatz teilnahm. Ein Mann versetzte ihr damals mit seinem Ellenbogen einen heftigen Schlag gegen den Kopf. Jetzt muss sich Mikro F., der bis vor einiger Zeit die AfD-Fraktion im Soester Kreistag führte, vor dem Amtsgericht Paderborn verantworten. Auf der Anklagebank gibt sich der 51-Jährige als Saubermann. Er habe als Unternehmensberater in Sachen Sicherheit auch Ministerien betreut, will er gleich zu Beginn des Prozesses vor dem Amtsgericht Paderborn für Respekt und Anerkennung sorgen. Und für Anteilnahme. Denn der Soester Lokalpolitiker erzählt der Richterin, mittlerweile an einer schweren neurologischen Erkrankung zu leiden und nicht mehr erwerbsfähig zu sein. Mit der AfD habe er nichts mehr zu tun, sagt Mirko F., er gehöre dem Kreistag und dem Soester Stadtrat nur noch als parteiloses Mitglied an. Martina Schu habe er nicht gekannt Dass er Björn Höcke aber habe lauschen wollen im September vergangenen Jahres, liege daran, dass dieser Politiker ja im Fernsehen nie zu sehen sei. Da sei die Paderborner Veranstaltung eine gute Gelegenheit gewesen. Mit anderen Politikern will sich Mirko F. damals nicht beschäftigt haben. Deshalb habe er auch Martina Schu, die im September vergangenen Jahres für die Paderborner Linke als Bundestagskandidatin antrat, nicht gekannt. Er habe nicht einmal gewusst, wer sich damals für die Paderborner AfD zur Wahl gestellt habe, beteuert Mirko F. Deshalb weist er auch den Vorwurf eines gezielten Ellenbogenstoßes weit von sich. Vielmehr sei er im Gedrängel fast gestürzt, ein Polizeibeamter habe ihn gerade noch auffangen können. Und so hört die Amtsrichterin zuerst Martina Schu. Sie berichtet, dass der Angriff für sie völlig aus dem Nichts kam, bevor noch weitere Zeugen ihre Beobachtungen schildern. Fast alle haben einen Schlag gesehen, darunter auch ein Polizeibeamter, der von &bdquo;erheblicher Kraft“ spricht, mit der die Attacke ausgeführt wurde. AfD-Politiker als Zeuge: Nur ein Anrempeln Nur ein AfD-Politiker aus Lippstadt, der Mirko F. am 15. September vergangenen Jahres begleitete, mag davon gar nichts wissen, sondern schildert lieber sein Unwohlsein, das er empfunden haben will, als er an den Gegendemonstranten vorbeigehen musste, um den Domplatz zu verlassen. Er habe nur ein Anrempeln gesehen, ausgelöst von einer Seitwärtsbewegung der Paderbornerin. Das sei eine Provokation gewesen, sagt dieser Zeuge. Einen Ellenbogenhieb habe er nicht gesehen, nur ein Schwanken und Straucheln der Martina Schu. &bdquo;Sie sah sich als Opfer und präsentierte sich auch so“, kann sich der AfD-Politiker nicht verkneifen. Nach fast fünfstündiger Verhandlung regt Verteidiger Thomas Röckemann, der selbst in der AfD aktiv ist, an, das Verfahren einzustellen, wenn Mirko F. der Paderbornerin ein Schmerzensgeld zahlt. Erst seit Mai beschwerdefrei Er trifft damit aber bei Ankläger Fabian Klein auf taube Ohren. Das komme für ihn nicht in Betracht, sagt der Oberstaatsanwalt und dürfte dabei auch daran denken, dass es keine Kleinigkeit war, die Martina Schu einstecken musste. Sie erlitt Prellungen am Kopf, aber vor allem ein Halswirbelsäulensyndrom, das ihr noch lange Zeit zu schaffen machte. Erst seit Mai dieses Jahres sei sie beschwerdefrei, sagt die 58-jährige Paderborner Politikerin. Und so muss die Verhandlung am Montag, 28. November, fortgesetzt werden. Dann werden zwei weitere Polizeibeamte aussagen, die den Vorfall gleichfalls gesehen haben sollen.

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