Warum ein Paderborner Politiker nach mehr als 20 Jahren aus der FDP austritt

Paderborn. Rolf Zubler hat Schluss gemacht mit seiner alten Liebe. Der 59-Jährige hat die FDP nach mehr als 20 Jahren verlassen. Aus seiner Trennung will Zubler kein Geheimnis machen, aber auch keine schmutzige Wäsche waschen oder gar nachtreten. &bdquo;Ich möchte die Kräfte in der FDP wachrütteln, damit sie zur liberalen Politik zurückkehren.“ Um zu verstehen, warum Zubler der Partei, für die er etliche Jahre sowohl im Paderborner Stadtrat wie auch im Kreistag saß, jetzt Adieu sagt, muss man an den Beginn seiner Beziehung zu den Liberalen zurückkehren. Vor über 20 Jahren imponierte dem Beamten, der noch 2019 für die FDP bei der Europawahl antrat, das Konzept der Partei. &bdquo;Ich bin Mitglied geworden, weil mir die damalige liberale Politik von Dietrich Genscher und Guido Westerwelle gefallen hat“, sagt Rolf Zubler. Die Prinzipien des selbstständigen Denkens und Handelns, die unternehmerische Freiheit – all das war so ganz sein Ding. Davon sei nicht mehr viel übrig geblieben, findet der Paderborner und denkt da vor allem an die Politik auf Bundesebene. &bdquo;Die FDP hat die liberalen Grundwerte verlassen.“ Mit der Ampel-Koalition ist er mehr als unglücklich. &bdquo;Liberal, grün und sozialdemokratisch – das geht nicht zusammen“, macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube. Es seien &bdquo;faule Kompromisse“ geschlossen worden, sagt er zum Koalitionsvertrag und erinnert an die Bilanz, die Christian Lindner 2017 nach den gescheiterten Verhandlungen der sogenannten Jamaika-Koalition zog. &bdquo;Besser nicht als falsch regieren“, das entspricht der Linie Zublers, der Koalitionszwang ebenso ablehnt wie Kadavergehorsam. Ein Parteisoldat mag er nicht sein. Was ihm zu schaffen macht Und so hadert er mit vielen Beschlüssen, die in den vergangenen Monaten gefasst wurden. Vor allem das Agieren mit Sondervermögen macht ihm zu schaffen angesichts des bislang angehäuften Schuldenbergs. Sicher sei es gut, dass die &bdquo;kaputt gesparte Bundeswehr“ endlich besser ausgestattet wird, kann Zubler als stellvertretender Vorsitzender des NRW-Reservistenverbandes zumindest dieser politischen Entscheidung etwas Positives abgewinnen. Aber was ist mit dem Bildungsbereich, was mit der Pflege, fragt er sich. Auch da müsse etwas passieren. &bdquo;Ich wünsche mir, dass sich die Zuständigen dort auch durchsetzen, so ähnlich wie diejenigen, sich im Sinne der Bundeswehr durchgesetzt haben.“ Doch den Vater zweier erwachsener Kinder drückt die Sorge um die nächsten beiden Generationen. Diese könnten doch die Schulden des Staates nie und nimmer zurückzahlen. &bdquo;Mein liberales Gewissen ist aufgebraucht“, sagt der Paderborner. Deshalb habe das von der Bundesregierung beschlossene Bürgergeld &bdquo;das Fass zum Überlaufen gebracht“. Zu viele Vorschriften? Die FDP habe sich &bdquo;in der Regierungsverantwortung von dem entfernt, was ich unter liberal verstehe“, bilanziert Rolf Zubler. Der Staat bevormunde seine Bürger, mache ihnen zu viele Vorschriften, statt ihnen Eigenverantwortung zuzubilligen. &bdquo;Politik muss hilfesuchenden Bürgern den Weg zeigen, aber nicht den Weg für sie machen“, findet er und zitiert den alten Leitsatz der Liberalen: &bdquo;So viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich“. Lesen Sie auch: Als FDP-Ratsherr Karsten Grabenstroer zur CDU wechselte Auch wenn Rolf Zubler jetzt der FDP den Rücken gekehrt hat, politikverdrossen ist er nicht. &bdquo;Ganz im Gegenteil. Für mich ist es ein Ansporn weiter Politik zu machen.“

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