Paderborn. Kurz vor der Vollendung seines 90. Lebensjahres ist in der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober der frühere Paderborner Theaterintendant Friedrich Bremer gestorben. Der gebürtige Düsseldorfer wird in der kommenden Woche in seiner alten Heimatstadt beigesetzt.
Viele ältere Paderborner Theaterfreunde werden sich noch gut an den mit seiner offenen und herzlichen Art einnehmenden Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter erinnern, der 1981 von dem damaligen Vorsitzenden des Kammerspiel-Trägervereins, Uwe Jürgens, aus Kassel an die Pader gerufen wurde. Bremer gelang es, das durch Querelen mit Teilen der Stadtgesellschaft und dem Trägerverein sowie interne Streitigkeiten unter seinen beiden Vorgängern Siegfried Bühr und Stefan Horn ins Trudeln geratene Theaterschiff wieder auf Kurs zu bringen. Der Theatermacher sorgte mit einem völlig neu zusammengesetzten Spielensemble, einem attraktiven Spielplan und solider finanzieller Arbeit für einen unerwartet raschen Wiederaufschwung der damals noch im alten Haus der Volksbank hinter dem Rathaus beheimateten Westfälischen Kammerspiele.
Friedrich Bremer, der die Geschicke der kleinen Bühne mit Stadttheater-Funktion insgesamt 13 Jahre lang führte, sah sich nicht nur dem klassischen Fach verbunden – zum Auftakt und Ende seiner Paderborner Amtszeit inszenierte er jeweils Goethes „Faust“ -, sondern öffnete sein Haus auch für das zeitgenössische Theater und das Musical. Mit Theaterauslastungen von deutlich über 90 Prozent eroberte der neue Chef sein Publikum im Sturm zurück.
37 Mal führt er Regie
Schon früh hatte Bremer Bühnenluft geschnuppert. Bereits als Schüler wirkte er als Statist im Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Leitung des legendären Intendanten Gustaf Gründgens mit. Seine Schauspielausbildung erhielt der oft im Fach „jugendlicher Liebhaber“ eingesetzte Mime an der Essener Folkwang-Schule. Erste Engagements folgten schnell. Seine Karriere als Theaterleiter begann 1972 in Schleswig. Über die Komödie Kassel führte ihn der Weg dann nach Paderborn.
Hier übernahm er in seinen 13 Wirkungsjahren allein 37 Mal die Regie bei den Inszenierungen und trat in einigen Stücken auch selbst auf. Ihm gelang es, das kleine Haus auch für das jüngere Publikum zu öffnen und zu einem markanten kulturellen Leuchtturm in der Region werden zu lassen. Bei seinem Abschied im Jahr 1994 konnte Friedrich Bremer seiner Nachfolgerin Merula Steinhardt Unseld ein geordnetes Haus übergeben. Seinen Ruhestand verbrachte er in Quickborn bei Hamburg.