Richtfest an Paderborner Pflegeschule

Paderborn. Vom Pflegenotstand ist seit Jahren die Rede. Ob in der Kranken- oder Altenpflege - es fehlt Personal. Ein neues Ausbildungsangebot soll helfen, die Situation in Paderborn und der Region zu verbessern: die Schule für Pflege und Gesundheit. Am Freitag wurde das Richtfest gefeiert. Bauherr des 6,3-Millionen-Projekts ist das Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn, Partner ist die In-Via-Akademie. Beide schließen ihre bisherigen Pflegeschulen im Brüderkrankenhaus sowie an der Giersmauer und führen ihre Ausbildungsangebote mit einer mehr als verdoppelten Kapazität zusammen. Bis zu 500 Schülerinnen und Schüler sollen an der Lise-Meiter-Straße, gegenüber der Lise-Meiter-Realschule und in der Nähe des SCP-Trainingszentrums, ab Sommer 2023 zeitgleich zur Pflegefachkraft (drei Jahre) und Pflegeassistenz (ein Jahr) unterrichtet werden - was in Vollzeit sowie in Teilzeit (mit verlängerter Ausbildungsdauer) möglich ist. Bisher hatte die Pflegeschule des Brüderkrankenhauses 150 Schülerinnen und Schüler, im Fachseminar für Altenpflege an der In-Via-Akademie mit dem Schwerpunkt Weiterbildung waren es 75. Wie Christoph Robrecht, Hausoberer des Brüderkrankenhauses und Jörg Meyer, Geschäftsführer der In-Via-Akademie - beide sind Geschäftsführer der neuen Schule - sagten, habe die Einführung einer generalistischen Ausbildung im Pflegebereich vor zwei Jahren beide Partner zusammengeführt. Ein Umbau auf dem Krankenhaus-Campus mit wenig Fläche wäre eine Herausforderung gewesen. Für die ab Ende September frei werdenden Räumlichkeiten im Krankenhaus werde nun geschaut, welche Nachnutzung komme, sagte Robrecht. Der Raumbedarf sei groß. Die In-Via-Seminarräume wurden bereits zu Wohnräumen für ukrainische Flüchtlinge umgebaut. Ausgebildet werden an der neuen Schule Pflegekräfte für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Insgesamt sind es 70 sogenannte Anstellungsträger im gesamten Kreis Paderborn, Kreis Höxter und Marsberg (das dortige St.-Marien-Hospital gehört wie das Brüderkrankenhaus zur Trierer BBT-Gruppe). Das 8.000 Quadratmeter große Gelände wurde von der Stadt Paderborn angeboten. Es sei die passende Stelle, da nebenan auch eine Therapieschule entstehen soll. Das Ganze soll ein kleiner Gesundheitscampus werden. 17 Kurse zeitgleich "Die Kurse starten immer im April, Juni und Oktober", sagt Matthias Hansjürgens, der die Schule gemeinsam mit Vivien Seidensticker leitet. Im kommenden April soll das Gebäude bezogen werden, der Start mit den ersten Ausbildungskursen ist für den Sommer nächsten Jahres geplant. Im Vollbetrieb werden es 17 Kurse sein. Die Volllast von 500 Pflegeschülerinnen und -schülern wird jedoch zunächst noch nicht erreicht, so Hansjürgens. Er geht zum Beginn von Kursgrößen von 22 bis 28 Personen aus. Es gäbe auch schon etliche Interessierte, sagte Seidensticker. Bewerbungen seien aber weiter möglich "und wir nehmen sie noch gerne entgegen". Die Gruppen seien gemischt, viele Bewerber kämen nicht direkt aus der Schule, so Seidensticker. Der Bedarf ist da. Laut Berechnungen aus dem vergangenen Jahr, die das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt hat, fehlen in Deutschland mindestens 35.000 Pflegekräfte. Üben in realer Atmosphäre Das Schulgebäude wird eine Nutzfläche von 2.800 Quadratmetern haben. Geplant sind zehn Klassenräume, Besprechungsräume, eine Bibliothek, Flächen für Gruppenarbeiten - und zwei sogenannte Skillslabs: Dies sind Lernlabore, die wie ein Krankenzimmer eingerichtet sind und wo Szenarien simuliert werden wie etwa der Ausfall der Sauerstoffzufuhr oder des Stroms. Die Auszubildenden üben in realer Atmosphäre und alles per Video aufgezeichnet und besprochen. Zur Energieversorgung des nicht unterkellerten Baus sollen eine Luftwärmepumpe und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach beitragen. Auf energieintensive Klimaanlagen wird verzichtet, im Sommer werden die Klassenräume durch eine Fußbodenheizung gekühlt. Die Fassade wird verklinkert: Farbe: Beige/Sand. Auf dem Gelände sind 60 Autoparkplätze vorgesehen und 150 Fahrradabstellplätze geplant. Von den Gesamtkosten für die Pflegeschule von 6,3 Millionen Euro kommen 5,5 Millionen vom Land NRW. Außer der neuen Schule für Pflege und Gesundheit gibt es in Paderborn bereits die beiden Pflegeschulen des St.-Vincenz-Krankenhauses und des St. Johannisstifts. Das neue Angebot werde jedoch größer, so Robrecht.

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