Paderborns neuer Ordnungsamtsleiter: "Gewisse Lautstärke im PQ gehört dazu"

Haben Sie Angst vor Ihrer ersten Bombe? Nein. Ich habe in allen Bereichen gute Mitarbeiter mit Erfahrung und kann mich auf sie verlassen. In Paderborn ist es fast Tagesgeschäft, dass man mal eine Bombe hat. Das sind mal kleinere, mal größere. Die kleineren kriegen viele gar nicht mit. Sie haben in den vergangenen drei Jahrzehnten an verschiedenen Stellen in der Stadtverwaltung gearbeitet. Welchen Reiz sahen Sie darin, jetzt die Spitzenposition im Ordnungsamt zu besetzen? Ich habe vorher fast zwölf Jahre Rechnungsprüfung gemacht, das war eine rein interne Geschichte. Dort kann man selber den Tagesablauf bestimmen. Ich hatte jetzt Lust auf eine Herausforderung, bei der Dinge auf einen zukommen und wo man reagieren muss. Als Ordnungsamtsleiter erlebt man oft Überraschendes, an das man morgens nicht denkt. Ihr Vorgänger Udo Olschewski leitete 18 Jahre das Ordnungsamt. Er war durchaus eine Marke und als Mann der Bombe bekannt. Wie groß sehen Sie die Fußstapfen, in die Sie treten? Udo und ich sind relativ unterschiedliche Leute. Ich werde einiges ganz anders machen als er. Und das hat nichts damit zu tun, dass das, was er gemacht hat, schlecht war, oder dass das, was ich mache, besser ist. Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen. Ich werde nicht wie er an vorderster Front stehen. Ich sehe meinen Job mehr darin, Sachen zu strukturieren und Abläufe zu verbessern. Da merkt man die Rechnungsprüfung, aus der ich komme. Was möchten Sie verbessern? Das sind interne Abläufe. Ein Beispiel, das auch ein bisschen nach außen geht: Wenn wir Veranstaltungen haben, schicken wir bis zu vier Genehmigungen von unterschiedlichen Stellen raus. Das müssen wir hier zentralisieren und zusammen rausgeben. Kaum gestartet hatten Sie aufseiten des Ordnungsamtes direkt das Liborifest in Ihrer Verantwortung. Wie lief das für Sie ab? Das war völlig entspannt, wir hatten kaum Beschwerden. Die Montage nach normalen Wochenenden sind schlimmer, wenn die ganzen Beschwerden auf dem Tisch liegen. Ich würde mir wünschen, dass es an normalen Wochenenden ein so großes Verständnis füreinander wie an Libori gibt. Apropos Beschwerden: Die Anwohner im Paderquellgebiet haben zuletzt über Lärm geklagt. Wie sehen Sie aus Ordnungsamtssicht die Situation im PQ? Eine schwierige Lage, wie wir sie während der Corona-Pandemie schon einmal hatten, sehen wir im Moment nicht. Natürlich ist das Paderquellgebiet an sonnigen und warmen Tagen bevölkert und da wird es dann auch eine gewisse Lautstärke geben. Das muss nicht einmal laute Musik sein. Denn wenn dort viele Menschen beisammen kommen und reden oder rufen, ist das natürlich eine Belastung für die Anwohner. Aber es handelt sich um einen Innenstadt-Park und da findet so etwas natürlich auch mal statt. Das gehört dazu. Wie geht das Ordnungsamt im PQ vor und was können Sie sich künftig vorstellen? Wir sehen da keine andere Chance als das, was wir im Moment machen. Wir gehen dorthin, sind aber nicht ständig da. Wenn Störungen auftreten, die ahndungswürdig sind, sprechen wir die Leute an. In den allermeisten Fällen, wie ich es von den Kollegen und von der Polizei gehört habe, ist das auch gut gelaufen. Die Leute sehen das ein. Wenn dies nicht der Fall ist, müssten Platzverweise bis hin zu Bußgelder verhängt werden. Aber das hatten wir so noch nicht. Auch im Zusammenhang mit dem PQ wird über einen Nachtmanager diskutiert. Halten Sie eine solche Stelle für sinnvoll? Wir haben den politischen Auftrag, das zu prüfen und ein Konzept zu machen. Generell halte ich das für nicht verkehrt. Das hat nicht nur den Sicherheitsaspekt, da Ruhe reinzubringen. Ich habe mich schlaugemacht, wie andere Kommunen damit umgegangen sind. Bei ihnen geht es auch um die Belebung des Nachtlebens oder dieses zu steuern und zu kanalisieren. Weil eins klar ist: Es wird immer schwieriger für viele Leute, sich Diskotheken und Clubs zu leisten. Sie weichen dann aus. Da muss man überlegen, ob man nicht andere Dinge, die kostengünstiger sind, anbietet. Das ist auch eine Aufgabe eines solchen Nachtmanagers oder Nachtbürgermeisters. Eine Problemzone ist der Bereich vor der Herz-Jesu-Kirche. Auch hier gab es Beschwerden von Anwohnern. Können Sie sie verstehen? Ich kann mir vorstellen, dass das für einige Menschen nicht angenehm ist, dort entlangzugehen, ich finde das auch nicht angenehm. Aber es handelt sich um eine Situation, die es in allen Großstädten gibt und die wir auch nicht loswerden. Gewisse Leute halten sich in der Öffentlichkeit auf, trinken vielleicht zu viel Alkohol und werden dann automatisch laut. Das ist für diejenigen, die betroffen sind, natürlich nicht schön, das weiß ich auch. Ich habe zum Beispiel mit Jonas Vorbohle von Dean & Davids ein offenes Gespräch geführt. Wir sind jeden Tag mindestens ein bis zwei Mal vor Ort, das habe ich zugesagt und das machen wir auch weiterhin. Aber wir können nur ein paar Nadelstiche setzen. Müssen die Paderborner, insbesondere die Anwohner, eine solche Brennpunkt-Situation dulden, da es sie, wie Sie sagen, in allen größeren Städten gibt? Schwierig. Ich will nicht sagen "Das ist halt so". Aber man hat nur begrenzt Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Wir können Platzverweise aussprechen. Wenn die nicht eingehalten werden, können wir Bußgelder und Erzwingungshaft anwenden. Das sind Eskalationsstufen, bei denen es schon einiges bürokratischen Aufwands bedarf. Und letztendlich: Man ärgert die Leute und vielleicht gehen sie dann weg, aber dann tauchen sie woanders auf. Sie werden ihr Verhalten dadurch nicht unbedingt ändern. Was halten Sie von baulichen Änderungen an den Fahrradständern, wie Anwohner vorgeschlagen haben? Ich habe den Kontakt zu unserem technischen Bereich hergestellt, das muss an der Stelle geklärt werden. Die Fahrradständer werden dort gebraucht, aber vielleicht kann man baulich ein bisschen etwas ändern, sodass es nicht eine solche Aufenthaltsqualität hat. Blicken wir raus aus der Stadt zu den Seen. An heißen Tagen kommt es dort immer wieder zu chaotischen Parkszenen, zudem sehen Anwohner durch Grills eine Waldbrandgefahr. Wie weit können Sie dem begegnen? Fangen wir mit dem Habichtsee an. Dort sind Grillen, Feuer und Schwimmen verboten. Unsere Leute von B.O.S.S. schauen regelmäßig vorbei und weisen darauf hin. Aus dem Wasser ziehen können wir aber keinen. Im Moment ist an den Seen wegen der Trockenheit auch das Grillen ein Problem. Da wir dafür aber nicht zuständig sind, können wir nur darauf hinweisen, die Bußgelder müssen vom Forstamt verhängt werden. Dieses Jahr haben wir zudem einen Sicherheitsdienst beauftragt, der sich abwechselnd am Habichtsee, Lippesee und Nesthauser See die Verhältnisse anschaut. Er kann aber nur als Telefonzelle, wie wir das genannt haben, dienen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes können die Menschen auf Verfehlungen hinweisen. Wenn darauf nicht reagiert wird, müssen sie die Polizei oder uns rufen. Wie viele Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind im Einsatz? Wenn gutes Wetter ist, sind insgesamt sechs Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes unterwegs: an den Seen, in der Innenstadt - etwa im Paderquellgebiet und an der Westernmauer - sowie in Parks, zum Beispiel dem Bürgerpark an der Borchener Straße, und auf Schulhöfen, bei denen wir wissen, dass es dort zu Problemen kommen kann. Warum greift das Ordnungsamt auf den privaten Sicherheitssektor zurück und ist das eine Strategie, die Sie langfristig verfolgen werden? Wir haben einen Personalmangel. Die Politik will uns zwar die Stellen zur Verfügung stellen, aber man findet derzeit nur schwer Leute. Die Polizei hat auch massiv Personalprobleme. Solange das nicht anders ist, wird das mit den Sicherheitsdiensten weiterlaufen. Abhängig vom Wetter und wie wir die Einsätze planen, wird das bis Ende des Jahres durchaus 70.000 Euro kosten. Dann werden wir auswerten, wie gut das gelaufen ist. In der letzten oder vorletzten Ratssitzung hatte ich gehört, dass es wohl schon Probleme mit den Sicherheitsdiensten gab, weil die sich nicht so verhalten hätten, wie unsere Leute das tun. Sie sind dann wohl auch mal etwas harscher. Man kann aber nicht sagen: Jeder Sicherheitsdienst ist verkehrt. Da hängt es auch an einzelnen Personen. Manch einer hat mit dem Ordnungsamt zu tun, wenn es um Parkknöllchen und Blitzer-Bußgelder geht. Wie ist der Stand bei den neuen Blitzern, die kommen sollen? Wahrscheinlich im Herbst erhalten wir die zwei neuen, stationären Blitzer an der B68 Höhe B64, weil dort ein Unfallschwerpunkt ist. Beim Blitzanhänger, auch Dana genannt, nehme ich an, dass wir ihn erst Mitte oder Herbst nächsten Jahres haben werden. Das größere Problem wird sein, dass wir ein Auto bekommen müssen, das ihn ziehen kann. Denn an Autos ist im Moment überhaupt nicht dranzukommen, habe ich gehört. Im Zweifel rüsten wir ein vorhandenes Fahrzeug mit einer Anhängerkupplung aus. Und wir benötigen zusätzliches Personal. Denn wir gehen von mehr Fällen aus und die müssen intern abgearbeitet werden. Wir kalkulieren mit Mehreinnahmen von 400.000 Euro. Haben Sie schon einmal von Ihrem eigenen Amt ein Parkknöllchen ausgestellt bekommen? Seitdem ich hier bin nicht. Davor aber schon? Natürlich habe ich schon einmal ein Knöllchen bekommen, aber selten, da ich wenig Auto fahre und meistens mit dem Fahrrad unterwegs bin.

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