
Paderborn. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum neuen Paderborner Hauptbahnhof ist erreicht: Mit zahlreichen Gästen wurde am Freitag das Richtfest offiziell gefeiert. Es sei ein großer Tag für Paderborn, betonten die Redner unisono. Von einer städtebaulichen und verkehrlichen Aufwertung sprach etwa Bürgermeister Michael Dreier.
Zu Beginn des Jahres waren die Arbeiten für den Neubau des Bahnhofsgebäudes mit Hotel gestartet. Inzwischen ist der Rohbau fertig, es folgt der Innenausbau. Im Inneren des Gebäudes haben die Handwerker bereits mit ersten Trockenbauarbeiten begonnen. In der ersten Etage entstehen Büroflächen und ab dem zweiten Geschoss ein Intercity-Hotel mit 190 Zimmern und Platz für 380 Gäste. Hier werden als Nächstes die Nasszellen eingebaut.
Auch wenn allerorten von Lieferschwierigkeiten und Personalengpässen zu hören ist, liegen die Arbeiten nach Angaben des Generalunternehmers Bremer AG bisher voll im Zeitplan. Bis Herbst nächsten Jahres soll das gesamte Gebäude fertiggestellt und eingeweiht werden.
Heinz Hillebrand, Geschäftsführer der Bremer-AG-Tochter PB1, die als Investor fungiert, erinnert sich anlässlich des Richtfestes an die Anfänge der Planungen zurück: Im Oktober 2015 habe er ein erstes Gespräch mit Bürgermeister Dreier zu den Neubauplänen geführt und damals gedacht, dass das Gebäude bis 2019 zu seinem Ruhestand stehen würde. "Da habe ich mich ordentlich verschätzt", gibt Hillebrand rückblickend offen zu.
Abriss war "allerhöchste Eisenbahn"
Besonders aufwendig und zeitintensiv seien die vielen Verträge zwischen den unterschiedlichen beteiligten Partnern - Stadt Paderborn, Deutsche Bahn, Bremer und PB1 sowie Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) - gewesen. Viel Papier, etwa 50 Aktenordner seien es am Ende gewesen. Unterschrieben wurden die Verträge Ende Januar 2021.
Im Herbst des vergangenen Jahres konnte dann endlich der Abriss des bisherigen Bahnhofsgebäudes aus den 1950er Jahren beginnen. "Das war allerhöchste Eisenbahn - es gab keinen Raum, in dem es keine Wasserschäden gab", sagt Hillebrand.
Seitdem hat sich auf der Baustelle einiges getan. Monat für Monat und Stockwerk um Stockwerk wuchs das Gebäude. "Ein paar Steine fehlen oben noch und noch nicht alle Dachpfannen sind angebracht", sagt Hillebrand, doch jetzt sei richtige Zeitpunkt ,um den Richtkranz zu hissen.

Beim Bau werde auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. Dach und die Südseite zu den Gleisen hin werden mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, die Wärmedämmung erfolgt nach dem Energiestandard Kfw-Eiffizienzhaus 40, eine Grundwasserwärmepumpe ist im Einsatz - geheizt und gekühlt wird das Bahnhofsgebäude mit Wasser aus der Pader. Der Gasanschluss ist nur zur Reserve und er sei "guter Hoffnung, dass der nie gebraucht wird", so Hillebrand.
Von einem "Jahrhundertprojekt" sprach die neue Bahnhofsmanagerin für OWL, Claudia Heck, beim Richtfest. Paderborn sei ein Beispiel dafür, wie ein Bahnhof für die Zukunft fit gemacht werde. Bahnhöfe seien Visitenkarten für Städte. "Daher war es uns sehr wichtig, den Hauptbahnhof Paderborn rundum zu erneuern und zu einer Mobilitätsdrehscheibe von Stadt und Bahn zu entwickeln", sagt Heck.
Aufwertung fürs Bahnhofsumfeld erhofft
So soll im August der neue Aufzug an Gleis 4/5 in Betrieb genommen werden. Zudem wird die Stadt Paderborn in Bahnhofsnähe im nächsten Jahr beginnen, ein Parkhaus mit rund 500 Stellplätzen und eine Radstation für Fahrräder zu errichten. "Die Anbindung und Attraktivität von Bahnhöfen spielen eine Schlüsselrolle für die Nutzung der Bahn und Entlastung der Straßen", betonte Daniel Sieveke, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Bauen, Heimat, Kommunales und Digitalisierung, aus Paderborn in diesem Zusammenhang.
Durch das Gesamtpaket all dieser Maßnahmen sei nicht nur für das Bahnhofsumfeld eine Aufwertung zu erwarten, sondern auch ein Impuls zur Entwicklung der umliegenden Quartiere, hofft Bürgermeister Dreier. Mit dem Neubau des Bahnhofs gelinge es endlich, ein "angemessenes, lebendiges und nachhaltiges" Eingangstor für die Stadt zu schaffen.