Brennpunkt vor Herz-Jesu-Kirche in Paderborn: "Irgendwas muss geschehen"

Paderborn. Das Eingangstor der Innenstadt sorgt seit Jahren für Schlagzeilen. Drogenkriminalität, Vandalismus, Lärmbelästigung und mehr sorgen für Ärger und Unverständnis von Anwohnern und Geschäftsleuten. Seit geraumer Zeit gerät dabei auch der Platz vor der Herz-Jesu-Kirche in den Fokus. "Seit 22 Jahren bin ich mit meiner Gaststätte im Riemekeviertel. Sowas habe ich noch nicht erlebt", sagt Bernhard Queren, Inhaber der Gaststätte "Bei Bernie". "Das Viertel ist mir entglitten, sage ich immer." Erst letzte Woche habe ein Mann nur in Unterhose bekleidet vor der Kirche gelegen und geschlafen. Eine Szene, die von Obdachlosen und Junkies geprägt ist, belagert Querens Einschätzung nach das Areal rund um die Herz-Jesu-Kirche. Dem stimmt Jonas Vorbohle, Geschäftsführer der Filiale "Dean & David" am Westerntor, zu. Kunden würden in der Außengastronomie von Szeneangehörigen angesprochen, kürzlich habe jemand eine seiner Mitarbeiterinnen verbal belästigt. Es werde aggressiv gebettelt, raue Mengen an Alkohol und Drogen sollen konsumiert sowie gedealt werden. "Man blickt hier jeden Tag in den Abgrund der Gesellschaft", meint Vorbohle. Lothar Vollbach, Geschäftsführer von Hörakustik Vollbach, beobachtet zudem, dass die Menschen häufig gegen die Mauer der Kirche urinieren. Dass die Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei verstärkt wurden, haben die Geschäftsleute registriert: "Der neue Leiter des Ordnungsamtes kümmert sich, da fühlt man sich nicht so allein gelassen wie früher. Auch die Polizei hilft, wo sie kann", findet Vorbohle deutliche Worte. Doch es löse das Problem nicht. Auch Pfarrer Thomas Stolz, Leiter des Pastoralverbundes Paderborn Nord-Ost-West, kennt die Problematik vor der Herz-Jesu-Kirche. Alkoholisierte Menschen und der Konsum von Drogen sei für viele Passanten "nicht nur störend, sondern verstörend". Er berichtet aus dem Alltag: "Die Menschen stellen auch Unfug in der Kirche an, urinieren in Ecken oder schlafen ihren Rausch aus." Probleme habe es an dem Ort immer gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei würden das Problem nicht langfristig lösen, "die Menschen müssen ja irgendwo hin". Er spricht sich für Streetworker an der Stelle aus. "Es ist schlecht, Menschen aus der Gesellschaft auszuschließen. Sie brauchen Hilfe, sie sind krank: alkohol- und drogenkrank." Nehmen auf Fahrradständern Platz Vorbohle beobachtet, dass viele der Szeneangehörigen auf den Fahrradständern Platz nehmen. Wenn der Ort weniger Sitzgelegenheiten böte, unattraktiver für einen Aufenthalt werden würde, dann könnte sich die Lage verbessern, hofft er. Er spricht sich für neue Fahrradständer aus, auf denen niemand bequem Platz nehmen kann. Daher hat er Kontakt zur Stadtverwaltung aufgenommen. "Irgendwas muss geschehen", fordert auch Bernhard Queren. Margit Hoischen, Leiterin des Straßen- und Brückenbauamts, hält neue Fahrradständer für eine Verschiebung des Problems. Zwar sehe sie die "spezielle Problematik" des Platzes, doch baulich könne man da nichts machen. Langfristig werde überlegt, das Areal um den Herz-Jesu-Kirchplatz und das Westerntor neu zu gestalten, doch konkrete Planungen gibt es noch nicht. "Wir müssen Radfahrern ein Angebot machen an der Stelle und neue Fahrradständer würden das Problem nicht lösen", sagt Hoischen. In der letzten Ratssitzung stand das Thema ebenfalls auf der politischen Agenda. Dort wird es wohl auch noch eine Weile bleiben.

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