Steigende Kosten und Zinsen: Kommt endlich die Trendwende beim Bauboom?

Kreis Paderborn. Wer derzeit ein Haus bauen möchte, braucht starke Nerven und viel Geld: Materialknappheit, Lieferprobleme, steigende Preise, steigende Zinsen. Von Kommunen aus ganz Deutschland ist zu lesen, dass die Nachfrage nach Baugrundstücken sinkt und zum Teil reservierte Baugrundstücke wieder zurückgegeben werden. Steigende Kosten verunsichern die Bauherren oder führen sogar dazu, dass der geplante Bau schlicht nicht realisierbar ist. Zeichnet sich hier eine Trendwende beim Bauboom der vergangenen Jahre ab? Im Kreis Paderborn kommt es immer mal wieder vor, dass Baugrundstücke zurückgegeben werden. Das zeigt eine NW-Umfrage unter den Kommunen. Als Gründe werden unter anderem steigende Baukosten, die Erhöhung der Zinsen bei den Banken und auch fehlende Baumaterialien genannt. Allerdings sei das Interesse an Baugrundstücken überall weiterhin sehr hoch. In Paderborn etwa habe es nur in Einzelfällen Rückgaben gegeben; dass diese zunähmen, sei jedenfalls nicht zu beobachten. In wenigen Fällen habe es eine leichte Verzögerung des Baustarts gegeben, weil Handwerker fehlten. Insbesondere auch bei Grundstücken für Mehrfamilienhäuser, etwa auf dem Alanbrooke-Quartier sei noch eine gute Nachfrage zu beobachten. "Die Reservelisten sind übervoll" In Borchen seien von 18 vermarkteten Bauplätzen zwei zurückgegeben worden. In Bad Wünnenberg waren es von zuletzt 70 verkauften Grundstücken im Baugebiet "Auf der Iserkuhle" fünf Stück. Jetzt laufe die Neuvermarktung. "Wir gehen davon aus, dass die Grundstücke schnell wieder verkauft sind", sagt Stadtsprecherin Nora Wieners. Die Nachfrage sei unverändert hoch: Derzeit gebe es rund 100 offene Anfragen nach Baugrundstücken. Auch in Borchen macht man sich diesbezüglich keine Sorgen: "Die Reservelisten sind übervoll." Gleiches Bild in Lichtenau: Vier Grundstücke seien zuletzt zurückgegeben worden, allerdings seien diese bereits wieder an andere Interessenten vermarktet. Auch in Büren sei es nicht untypisch, dass Bauplätze zurückgegeben werden. Die Zahl bewege sich auf dem Niveau der Vorjahre. "Wir stellen vielmehr fest, dass überdurchschnittlich viele Bauwillige jetzt so schnell wie möglich den Kaufvertrag beurkunden und die Finanzierung abschließen möchten", heißt es von der Stadt. Banken sehen großen Beratungsbedarf Ähnlich wird das auch bei der Verbundvolksbank OWL wahrgenommen: "Wir merken, dass bei unseren Kunden ein hoher Informationsbedarf zur Finanzierbarkeit des Vorhabens und zur Zinsabsicherung besteht", sagt deren Sprecher Thorsten Heggen. Bei Neubauprojekten führten neben den steigenden Zinsen und den erhöhten Preisen für Baumaterialien auch Lieferengpässe zu Planungsschwierigkeiten, so dass in Einzelfällen auch schon Vorhaben aufgegeben oder zeitlich verschoben worden seien. Schon von einer Trendwende beim Bauboom zu sprechen, sei aus seiner Sicht aber verfrüht. Ebenso sieht das Oliver Bekiersch, Sprecher der Sparkasse Paderborn-Detmold: Nur in seltenen Fällen komme es vor, "dass variabel vorfinanzierte Grundstücke rückabgewickelt worden sind, nachdem sich der Bauherr oder die Bauherrin intensiv mit uns, aber auch dem Bauträger oder Architekten, über die aktuellen Baukosten und Finanzierungsbelastungen ausgetauscht haben". "Wohnträume werden auch bei höherem Zinsniveau realisiert" Wer vielleicht gehofft hatte, dass sich die Nachfragesituation auf dem Immobilienmarkt nun ein wenig entspannen könnte, wird also - bislang jedenfalls - enttäuscht. Im Herbst werden in Büren-Steinhausen Bauplätze vermarktet, "dann wird sich in der Praxis zeigen, wie und ob sich die Nachfrage im Bewerbungsverfahren verändern wird", sagt Sprecherin Kerstin Salerno. Zwar deuten Zinsentwicklung und Preissteigerungen nach Einschätzung von Experten an, dass sich der Markt in Zukunft verändert wird. Für einige wird die eigene Immobilie unter diesen Umständen wohl nicht bezahlbar sein. Doch nach wie vor würden "Wohnträume auch bei einem höheren Zinsniveau realisiert", sagt Sparkassen-Sprecher Bekiersch, "das war in früheren Hochzinsphasen so und das wird auch zukünftig so sein".

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