Unions-Politiker kommen mit Hebammen und Heilpraktikern ins Gespräch

Paderborn. Das neue Hebammen-Gesetz ist seit Januar 2020 in Kraft. Wer jetzt Hebamme werden will, muss ein Bachelor-Studium absolvieren. Einige Studentinnen des neuen Studienganges "Angewandte Hebammenwissenschaft" der FH-Bielefeld haben im Frühjahr in Paderborn ihre Praxisphase begonnen. Für viele Bewerberinnen klingt das Studium verlockend, es löse aber nicht alle Probleme, die es bei der Geburtshilfe gibt, geben die Paderborner Hebammen an. Emmi Zeulner, Gesundheitsexpertin der CSU und Berichterstatterin der CDU/CSU-Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestags, kam auf dem St.-Vincenz-Campus für Gesundheitsberufe in Paderborn mit Hebammen und der Geschäftsführung ins Gespräch. Ziel war es, sich nach dem aktuellen Stand des Studiengangs zu erkundigen. Schnell entwickelte sich das Gespräch aber in eine Diskussion darüber, was die Politik für die Geburtshilfe ändern sollte. Der Paderborner CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann begleitete Zeulner bei ihrem Besuch. Zeulner setze sich stark in der Gesundheitspolitik ein und stelle sich mit ihrer Meinung auch schon mal quer, sagt Linnemann. Die examinierte Krankenschwester sei dabei gewesen, als die akademisierte Ausbildung der Hebammen verhandelt wurde. "Das Hauptargument für die Reform war, dass überall, wo es ein Ausbildungsangebot gibt, der Fachkräftemangel niedriger ist. Deswegen haben wir uns dafür eingesetzt, dass es in jedem Regierungsbezirk Ausbildungsangebote gibt", sagt Zeulner zu Beginn. Vor allem der Kampf um eine Ausbildungsvergütung sei hart gewesen, da das für ein Studium eher untypisch sei. Die Vergütung für das Hebammen-Studium sei daher einzigartig. Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen Durch die Reform sollten zudem mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden. Laut Michaela Bremsteller, Vorsitzende des Kreises Paderborn im Landesverband der Hebammen in NRW, sei das auch eingetreten. "Vorher hatten wir in NRW 180 bis 250 Auszubildende. Jetzt können wir jährlich 400 bis 450 Studentinnen ausbilden." In den St.-Vincenz-Kliniken werden derzeit 26 der insgesamt 46 Studentinnen der Fachhochschule Bielefeld betreut. Auch die Qualität der Studentinnen habe sich verbessert, sagt Lena Steinbeck, eine der anwesenden Hebammen. "Das liegt daran, dass jetzt immer eine Hebamme als Praxisanleiterin eingesetzt werden muss. Darauf sind die Auszubildenden, die vorher angefangen haben, ein bisschen neidisch", sagt Steinbeck. Doch die anwesenden Hebammen bemängeln, dass es damit noch nicht getan sei. Eine Akademisierung verhindere nicht, dass viele Auszubildende den Kreißsaal nach wenigen Jahren wieder verließen, weil sie unter schlechten Bedingungen arbeiten würden. "Ich mache den Beruf sehr gerne und würde mich auch immer wieder dafür entscheiden", sagt Andrea Gebertshan, ebenfalls Hebamme. "Aber ich komme immer wieder an meine Grenzen." Da viele Geburten nicht planbar seien, würde jede Hebamme deutlich mehr arbeiten, als die Stelle hergebe. Durch die Dauerbelastung gebe es viele langfristige Krankheitsausfälle, was nur mit "kollegialem Miteinander" zu stemmen sei. Die Geburtshilfe sei außerdem deutlich unterfinanziert, sagt Bremsteller. Dass Geburten ebenfalls über das DRG-System - der Finanzierung über Fallpauschalen - abgerechnet werden, können die Hebammen nicht verstehen. Auch Zeulner stellt klar, dass "Pflege nicht das Sparschwein der Krankenhäuser" sein dürfe. Sie setze sich schon länger für eine Stand-Alone-Finanzierung ein, bei der Geburtshilfen alleinstehend finanziert werden und nicht aus dem großen Krankenhaus-Topf. Heilpraktiker sehen sich komplementär zur Schulmedizin Zum Abschluss spricht Oberarzt Wael Al Abssi von einer hohen Fachkompetenz des St.-Vincenz-Krankenhauses. "Wir sind eine der wenigen Klinken Deutschlands, bei der natürliche Drillingsgeburten möglich sind. Wir machen das alles mit Herzblut", sagt der Oberarzt. Zeulner und Linnemann zeigten sich beeindruckt und sagten ihnen weiterhin große Einsatzbereitschaft in der Politik zu. Früher am Tag kamen Zeulner und Linnemann mit Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern über die Perspektiven ihres Berufs ins Gespräch. Die Politiker seien sich einig, dass der Beruf des Heilpraktikers auch zukünftig eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen spielen werde. Die Heilpraktiker machten bei dem Treffen deutlich, dass sie ihren Beruf nicht als Gegensatz oder Alternative, sondern komplementär zur Schulmedizin sehen. &bdquo;Es geht nicht mehr oder weniger um das Ansehen und den Fortbestand des Heilpraktikerberufes. Deshalb bin ich gern nach Paderborn gekommen, um ein Zeichen für den Berufsstand der Heilpraktiker zu setzen", sagt Emmi Zeulner abschließend.

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