80 Prozent der ukrainischen Geflüchteten in Paderborn privat untergebracht

Paderborn. Der Krieg in der Ukraine und die hohe Anzahl an Flüchtlingen ist eine Herausforderung für Paderborn. Daran ließ der Beigeordnete Wolfgang Walter in seinem Überblick über die Auswirkungen im Haupt- und Finanzausschuss keinen Zweifel. Doch genauso versicherte er: "Wir werden das bewältigen." Wohin er auch schaue, sehe er großes Engagement: im Privaten wie bei der Kirche oder der Stadt Paderborn. Vorhandene Hilfsstrukturen seien wiederbelebt oder verstärkt worden. Vielseitig ist das Netzwerk der Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge: Bei einer Videokonferenz versammelten sich jetzt 172 Vertreter aus den verschiedenen Bereichen der Paderborner Gesellschaft und Institutionen vor den Bildschirmen, um über Unterstützungsprojekte zu sprechen, so Walter. Von den ukrainischen Flüchtlingen in Paderborn seien derzeit 80 Prozent privat untergebracht, hinzu kämen einige in städtischen Unterkünften oder in Mietwohnraum. In den Unterkünften der Stadt Paderborn lebten aktuell 708 Menschen in 87 Objekten. Davon sind 165 Personen Flüchtlinge aus der Ukraine. Zwei Wohnangebote mit 60 bis 65 Plätzen gebe es im kirchlichen Bereich. Überdies führe die Stadt Gespräche mit zwei Hotels, um Geflüchteten Platz zu bieten. Die Bima bietet 120 Wohneinheiten an Außerdem würden weitere Platzreserven geschaffen. Wie Sozialdezernent Walter sagte, seien die 43 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) angemieteten ehemaligen Briten-Häuser an der Rathenau- und Arndtstraße kurz vor der Bezugsfähigkeit. Die Bima habe zudem angeboten, weitere 120 Wohneinheiten zur Verfügung zu stellen. Zudem sei die Reaktivierung einer großen Gemeinschaftsunterkunft mit 250 Plätzen in Planung. Insgesamt befänden sich 1.300 bis 1.400 vor dem Krieg in ihrer Heimat Geflüchtete in Paderborn, sagte Walter. Unbekannt sei jedoch der tägliche Zustrom. Im Einwohneramt und beim Ausländerzentralregister seien aktuell 982 Personen gemeldet.Unterteilt in Altersgruppen ergibt sich folgendes Bild: 139 sind 0 bis 6 Jahre alt, 7 bis 12 Jahre sind 149 Menschen, 105 sind in der Gruppe der 13- bis 17-Jährigen und 589 sind älter als 18 Jahre. Bisher wurden 33 Jungen und Mädchen in einer Kindertageseinrichtung angemeldet, davon besuchen 15 bereits eine Kita. Zu einer Grundschule gehen gegenwärtig 60 Kinder. Integration in den Arbeitsmarkt steht bevor Die Hilfe kann dabei viele Gesichter haben: So seien von Mitarbeitenden der Stadt Paderborn am Donnerstag an weit über 600 ukrainische Flüchtlinge Schecks ausgegeben worden, sagte Walter. Er habe mit Verwaltungskräften ebenso gesprochen wie mit Flüchtlingen.Unterstützung kann aber auch Dolmetschen bedeuten, so wie sie 57 Menschen per Helfersteckbrief anbieten, kurz-, mittel- oder langfristige Patenschaften (92 Personen) oder Angebote im Bereich Kinderbetreuung (17). Über das Projekt "Türöffner" wird Wohnraum vermittelt. Und ab dem 5. April gibt es im Multicult jeden Dienstag ab 10 Uhr Eltern-Kind-Cafés.Bald wird wohl auch die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt beginnen. Das Jobcenter und die Agentur für Arbeit bereiteten sich auf arbeitssuchende Menschen aus der Ukraine vor. Trotz aller Hilfe, die sie bekämen, gingen die meisten Geflüchteten jedoch davon aus, "dass sie nicht allzu lange hier sind", sagte Walter. "Der Rückkehrwille ist aktuell ziemlich hoch." 599.000 Euro an Spenden Von der Bezirksregierung Detmold wird derzeit die Dempsey-Kaserne in Schloß Neuhaus für bis zu 1.000 ukrainische Flüchtlinge hergerichtet. Sie soll eine Art "Überlaufpool" für Städte sein, die akut keine Unterkunftsmöglichkeit bieten können, so Walter. Um die federführend von den Johannitern betreute Kaserne herum formierten sich bereits Hilfsangebote von Neuhäuser Vereinen. "Wir müssen alles daran setzen, dass wir die Menschen hier entsprechend betreuen können", sagt Bürgermeister Michael Dreier. An Spenden für Paderborns Partnerstadt Przemysl, ein Hauptziel für ukrainische Flüchtlinge in direkter Nähe zur Grenze, seien bei der Stadt bisher 599.000 Euro eingegangen - für Medikamente, Kleidung oder Hygieneartikel. Wöchentlich führen Lkw mit Hilfsgütern ins dortige Grenzgebiet. Unterstützung gebe es auch für die ungarische Partnerstadt Debrecen, die ebenfalls recht nahe an der Grenze zur Ukraine liegt. Inwiefern ein Nachtragshaushalt zur Finanzierung der Hilfe notwendig werde, konnte Wolfgang Walter noch nicht sagen. Derzeit gehe Paderborn - wie alle Kommunen - in Vorleistung für das Land. Gegebenenfalls könnte dies jedoch im Sommer etwa aufgrund der Bereitstellung von Kita-Plätzen für Flüchtlinge der Fall sein. Zur Zeit spiele sich aber "alles noch im überschaubaren Rahmen ab".

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