
Paderborn. Bisher ist der Neubau des Paderborner Hauptbahnhofs eine Punktlandung, die sich viele Bahnkunden auch von den Zügen wünschen. "Wir sind auf die Minute im Zeitplan", sagt Steven Peeters von der Bremer AG. Er ist Oberbauleiter für die Fertigteilmontage, mit der am Montag vergangener Woche begonnen wurde. Seitdem wächst der neue Hauptbahnhof mit einem Intercity-Hotel jede Woche um etwa 100 Fertigteile der Firma Bremer, die mit ihrem Tochterunternehmen PB 1 zugleich Investor ist.
Auch wenn der Hochbau aktuell nach Drehbuch laufe und der bis Dezember erfolgte Abriss samt Rückbau problemlos über die Bühne gegangen sei, so habe es dennoch Herausforderungen gegeben, sagt Thomas Behnisch (Projektleiter Bremer AG). Diese betreffen die Einrichtung der Baustelle selbst.
Durch die innerstädtische Lage sei es "eine schwierige Baustellen-Logistik". So musste genau ermittelt werden, welcher Kran nötig ist und auch in die knappen freien Flächen passt. Es wurde ein 300-Tonnen-Kran - und wenn der ausschwenkt, dann ist Richtung Bauzaun kaum Luft.
Lkw-Schlange vom Autobahnkreuz Haaren bis Mönkeloh
Bis Juli wird der Riesenkran - komplett ausgefahren ist er fast 80 Meter hoch - das Bild der Bahnhofstraße mit prägen. Bis dahin werden insgesamt 1.250 Fertigbetonteile verbaut sein. Um sie zu liefern, sind laut Planung 681 Lkw-Fahrten erforderlich. "Das ist die Strecke vom Autobahnkreuz Haaren bis zur Abfahrt Mönkeloh", liefert Peeters ein anschauliches Bild. Durch den zeitgleich laufenden Neubau der Bahnbrücke am Ende der Bahnhofstraße und der Umleitung steuern täglich 10 bis 15 Lkw die Baustelle über den Heinz-Nixdorf-Ring, die Neuhäuser Straße und die Rathenaustraße an.
Alle Betonelemente zusammen bringen 13.500 Tonnen auf die Waage. Das Gesamtvolumen beträgt 5.400 Kubikmeter. Schwer vorstellbar? "Das entspricht zwei olympischen Schwimmbädern mit einer Länge von 50 und einer Breite von 25 Metern", sagt Peeters. Das leichteste Teil wiegt 220 Kilo, das schwerste Stück 60 Tonnen. Dabei handelt es sich um einen 12,5 Meter breiten sogenannten Wandunterzug, der von einer Seite der Empfangshalle zur anderen geht.
Höher als das Finanzamt
Das fertige Gebäude wird 80 Meter breit und 40 Meter tief. Mit einer Höhe von knapp unter 30 Metern wird der Bahnhofs-Hotel-Bau das gegenüber liegende Finanzamt etwas überragen, sagt Behnisch. Die komplette Grundfläche füllen jedoch nur das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Im mittleren Teil wird die neun Meter hohe Empfangshalle über beide Ebenen gehen. In den Seitenbereichen sind im Erdgeschoss unter anderem Flächen für verschiedene Mieter vorgesehen. Im ersten Obergeschoss werden Konferenzräume (links, stadteinwärts) und das Hotelrestaurant (rechts) errichtet.
Die darüber liegenden Obergeschosse zwei bis sechs für die insgesamt 190 Betten haben nur eine Tiefe von 15 Metern, sie springen nach vorn und hinten zurück. Darauf kommt noch ein Staffelgeschoss für Technik.
Eine interessante Zahl wird nicht verraten
Vor 14 Monaten war das Vorhaben von der PB 1 als Investor, der Stadt Paderborn und der Deutschen Bahn besiegelt worden. Die Fertigteilarbeiten sollen im Juli abgeschlossen sein. Bis zum Jahresende sollen auch die Fassade und das Dach angebracht sein. Parallel dazu wird im dritten Quartal dieses Jahres mit dem Innenausbau begonnen. In den Hochphasen werden 50 bis 130 Arbeiter mit der Baustelle beschäftigt sein, aktuell sind es etwa 20.
Wie viel PB 1 investiert, wird weiterhin nicht verraten. Klar ist nur, dass die Stadt Paderborn 1,9 Millionen Euro in die Hand nimmt, zudem kommen 5,2 Millionen Euro von der Deutschen Bahn. Die Inbetriebnahme des Hotels soll im dritten Quartal 2023 erfolgen. Der Hotelbetreiber wird jedoch bereits einige Zeit vorher für Probeläufe des Betten-Bereichs und der Küche vor Ort sein. Inwiefern es durch den Krieg in der Ukraine zu Verzögerungen kommen könnte, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, so Behnisch.
INFORMATION
Unsichtbare Photovoltaik-Anlagen auf der Fassade
Auf der rückwärtigen Fassade zu den Gleisen sowie an den Stirnseiten der fünf reinen Hotelgeschosse werden auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern Photovoltaik-Anlagen angebracht. Das Besondere: Die Technik wird als solche nicht erkennbar sein, da sie eine glasähnliche und sandsteinfarbene Oberfläche haben wird. Damit passt sie zur Stein-Optik der Fassade. Nachhaltigkeit und Design würden zusammengeführt, sagen Thomas Behnisch und Steven Peeters von der Bremer AG. Damit und mit weiteren Flächen für Solarenergie auf den Dächern des ersten und siebten Obergeschosses werde ein Teil des benötigten Stroms selbst produziert. Geheizt und gekühlt wird mit einer Grundwasserwärmepumpe und Pader-Wasser. (hko)