Mit vielen Fotos: Spektakulärer Transport sorgt im Kreis Gütersloh für Aufsehen

Verl. Es ist in jedem Moment Millimeterarbeit. Schon bei der Anlieferung, wenn der fast 27 Meter lange Lkw, am Deutschen Haus beinahe entlang schrammend, in den Kühlmannweg einbiegen muss. Und am Ende, wenn der 32,7 Tonnen schwere und 40 Zentimeter breite Betonbinder in die gerade einmal 44 Zentimeter Platz bietende Auflagertasche einschwebt. Für die Arbeiter auf der Baustelle der Verler Gesamtschule sind Lieferung und Einbau der großen Fertigbauteile, die später einmal die Decke der Veranstaltungshalle tragen werden, allerdings weit weniger aufregend als für die zahlreichen interessierten Beobachter am Straßenrand. Holger Berwing, der zuvor lediglich mit der Unterstützung von zwei Einweisern und den Außenspiegeln seinen Lkw durch die hier abgesperrte Verler Innenstadt bugsiert hat, fasst die Gelassenheit mit seinem T-Shirt-Aufdruck zusammen: &bdquo;Für uns ein Leichtes“, leuchtet in weißen Buchstaben auf schwarzem Stoff von seinem Rücken. &bdquo;Problem sind nicht Lastwagen mit Betonteilen“, sagt ein Architekt Einzig der böige Wind sorgt bei Bauleiter Jannik Sträter vom Gütersloher Architekturbüro GJL für ein wenig Nervosität. Elf Betonbinder sollen an diesem Tag geliefert und eingebaut werden. Bis zum Mittag passt der Zeitplan, dann wird es zunehmend windiger. Ab einer bestimmten Windstärke wird es für die Arbeiter zu gefährlich, wenn die tonnenschweren Fertigbauteile am Haken des Autokrans unkontrolliert in Bewegung geraten. Jeweils zwei Lastwagen fahren samt Begleitfahrzeug etwa alle 90 Minuten die Baustelle im Schulzentrum an. Insgesamt werden am Dienstag elf Betonbinder vom Werk der Firma Betont in Halle geliefert. Sie sind 1,74 Meter hoch, 40 Zentimeter breit und 21,60 Meter lang. Ein Binder kommt sogar auf 22,50 Meter. An ihm soll später die mobile Trennwand aufgehängt werden, welche die Veranstaltungshalle in zwei Räume aufteilen kann. Bis zu 32,7 Tonnen wiegen die Binder pro Stück. Der Einmündungsbereich des Kühlmannwegs in die Hauptstraße ist seit Montag mit dicken Stahlplatten ausgelegt. Ebenso der Bereich des Kühlmannplatzes, auf dem die Lastwagen warten, ehe sie zum Entladepunkt vorfahren können. &bdquo;Das eigentliche Problem aber sind nicht die Lastwagen mit den Betonteilen“, sagt Jannick Sträter. &bdquo;Es ist das Eigengewicht des Autokrans.“ Stahlplatten sollen verhindern, dass der Kran das Pflaster beschädigt Das achtachsige Fahrzeug mit der wenig eingängigen Bezeichnung LTM 1650-8.1, deshalb auf der Baustelle &bdquo;der 700-Tonner von Liebherr“ genannt, kann an seinem 80 Meter langen Teleskopausleger bis zu eben diesen 700 Tonnen heben – es bringt allerdings selbst 110 Tonnen auf die Straße, so viel wie 73 durchschnittliche VW Golf. Und das ohne seinen Ballast. Lesen Sie auch: Schwertransporter umgekippt: Osningstraße in Werther voll gesperrt Die ausgelegten Stahlplatten sollen verhindern, dass der Kran bei An- und Abfahrt das Pflaster und die Bordsteine der Hauptstraße beschädigt. Während die Betonbinder über die Brücke an der Alten Dorfmühle angeliefert werden können, musste der Liebherr am Montag sicherheitshalber den Weg über die Gütersloher Straße nehmen. Dafür müssen Holger Berwing und seine Fahrerkollegen mit ihren überlangen Lastwagen jetzt die Engstelle am Deutschen Haus meistern. Fast 20 Minuten benötigen sie, um in den Kühlmannweg einzubiegen. Der Rangier-Platz reicht aus, wenn auch nur knapp. Weniger Straßenbaum und Laterne sind im Weg als ein am Rande des Gehwegs einbetoniertes Hinweisschild zur benachbarten Gaststätte. 20 Minuten dauert es, bis die Ladung entladen und eingebaut ist Als sehr praktisch erweist sich deshalb, dass der frühere Eingang zur Metzgerei Ameling am Deutschen Haus etwas zurückspringt und die Gebäudekante in 45-Grad-Winkel bricht. Lastwagen und Betonbinder passen hier genau unter die Hausecke. &bdquo;Ansonsten wäre das Haus eben jetzt abgeschrägt“, witzelt ein Beobachter am Straßenrand. Ebenfalls nur etwa 20 Minuten dauert es dann, bis die Ladung mit dem Kran entladen und über den Wänden der künftigen Veranstaltungshalle eingebaut ist. Je zwei Arbeiter sorgen an den Enden der Betonbinder dafür, dass der Kranführer sie passgenau am Bestimmungsort ablegen kann. Links und rechts gibt es im Wandeinschnitt jeweils nur zwei Zentimeter Platz. Ein 28 Millimeter starkes und fast 30 Zentimeter langes Eisen, das unten aus dem Betonteil ragt, muss exakt in die Aufnahme eingeführt werden. Hier liegt der Betonbinder, wenn er fertig ausgerichtet ist, auf einem Elastomere, die Fugen werden später dauerelastisch versiegelt. Aufwendiges Verfahren spart letztlich Zeit und Geld ein Genauigkeit ist auch aus optischen Gründen gefragt. Denn die Köpfe der Binder gucken bündig aus einer Sichtbetonwand. Sie sind später von den Fluren der neuen Unterrichtsräume der Gesamtschule, die oberhalb der Veranstaltungshalle gebaut werden, sichtbar. Beim Einbau abgestoßene Kanten machten sich da nicht gut. Lesen Sie auch: Neue Event-Halle für Hunderte Besucher – Pläne im Kreis Gütersloh lösen Skepsis aus So groß der technische Aufwand auch ist, und selbst wenn der Einsatz des Autokrans am Tag mehrere Tausend Euro kostet: Das Verfahren spart Zeit. Und damit am Ende auch Geld. Sollten keine besonderen Probleme auftreten, können die elf Betonbinder an einem einzigen Tag geliefert und eingebaut werden. Alternativ hätten sie in sogenanntem Ortbeton direkt auf der Baustelle hergestellt werden müssen. Dafür wären pro Binder wohl zwei Tage erforderlich gewesen. Nun aber können die Betonarbeiten für die Decke bereits Anfang kommender Woche beginnen. Und wenn nach der Abfahrt des Krans die Stahlplatten auf der Hauptstraße wieder eingesammelt sind, erinnert nichts mehr an die Millimeterarbeit dieses Dienstags.

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