Wie groß ist das Blackout-Risiko im Kreis Paderborn?

Paderborn. Auf einen längeren Stromausfall ist Deutschland nicht ausreichend vorbereitet, warnen Versicherer. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) befürchtet potenziell katastrophale Folgen im Falle eines Blackouts, berichtete die Deutsche Presseagentur. Beschäftigen sich Paderborner Netzbetreiber, Stromerzeuger und die Politik mit diesem Szenario? Ursache für einen Blackout können dem GDV zufolge Hackerangriffe, Terroranschläge oder Extremwettereignisse sein. Doch auch unabhängig von möglichen kriminellen oder terroristischen Attacken gibt es die Befürchtung, dass die Stabilität des Stromnetzes in Deutschland und Nachbarländern unter der Energiewende leiden könnte. Denn mit steigendem Anteil wetterabhängiger Sonnen- und Windenergie werde die Stromversorgung schwankungsanfälliger und weniger planbar. Dieser Aussage widerspricht Westfalenwind-Geschäftsführer Johannes Lackmann: "Mit der Energiewende ist das Netz sicherer geworden. Je dezentraler ein System ist, desto sicherer wird es." Wenn beispielsweise ein großes Kraftwerk ausfallen würde, gebe es mehrere kleinere Stromerzeuger, die weiter liefern würden. Insgesamt seien Ausfälle in der Stromversorgung weniger geworden, sagt Lackmann.Einfallstore für Hacker Er sieht eine andere Gefahr als erneuerbare Energien für einen Blackout: "Auf unsere Anlage haben wir als Betreiber, Westfalen Weser Netz als Netzbetreiber, der Hersteller der Anlagen und die Direktvermarkter Zugriff. Über so viele Kanäle schafft man Einfallstore für Hacker." Hier müssten seiner Ansicht nach Sicherheitselemente eingebaut werden. Doch insgesamt bestehe in Bezug auf einen möglichen Blackout in Deutschland "überhaupt kein Anlass für Alarmstimmung", resümiert Lackmann. Die Aussagen des GDV hält er für überzogen. Zwar sei es wichtig, Notfallpläne für einen Blackout zu haben, doch in puncto Stromausfälle "leben wir im Vergleich zu den USA auf der Insel der Seligen". Drängender ist seiner Meinung nach der großflächige Netzausbau durch ein europäisches Verbundnetz. Dieses gibt es bereits, es sei jedoch zu wenig ausgebaut. Investitionen im zweistelligen Millionenbereich Wie blickt der Netzbetreiber auf mögliche Blackout-Szenarien? Westfalen Weser investiert jährlich Summen im hohen zweistelligen Millionenbereich in die Erneuerung und den Ausbau der Netze, teilt Angelika Schomberg, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der Westfalen Weser Energie mit. Da Energienetzbetreiber ein wichtiger Bestandteil der kritischen Infrastruktur sind, müssten die Versorgungsnetze besonderen Sicherheitsstandards gerecht werden.Alle technischen Einheiten seien mehrfach abgesichert. So gebe es beispielsweise zwei eigenständige Leitstellen, aus denen das Strom- und Erdgasnetz zentral gesteuert und überwacht werden kann. Sie könnten sich im Krisenfall gegenseitig ersetzen. Zudem ist das Netzgebiet laut Schomberg zu fast 100 Prozent unterirdisch verkabelt und daher weniger anfällig für äußere Einwirkungen wie Wetterwidrigkeiten. "Stetig steigende Zahl der Cyber-Angriffe" Gegen die "stetig steigende Zahl der Cyber-Angriffe" ergreift Westfalen Weser Maßnahmen: Bereits vor mehreren Jahren habe das Unternehmen ein Informationssicherheitsmanagement (ISMS) eingeführt und zertifizieren lassen. Dieses beinhalte diverse IT-Sicherheitsmaßnahmen, die kontinuierlich verbessert, überprüft und angepasst werden. "Top-aktuelle Informationen zu Gefährdungen im IT-Bereich werden direkt vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bezogen", berichtet Schomberg. Zudem lässt Westfalen Weser Schwachstellenanalysen von externen IT-Spezialisten durchführen. Falls doch einmal der &bdquo;Fall der Fälle“ eintreten sollte, verfüge das Unternehmen über eine Krisenstabsorganisation, die durch Krisenszenario-Übungen trainiert und optimiert werde. Eine gemeinsame Katastrophenschutzübung mit Krisenstab und Kreiseinsatzleitung plant auch der Kreis Paderborn in diesem Jahr. Das Szenario wurde allerdings noch nicht festgelegt. In der vergangenen Sitzung des Paderborner Kreistags stand das Thema Blackout auf der Agenda, nachdem die AfD eine Anfrage stellte. Die Kreisverwaltung beschrieb, dass sie seit 2009 mit dem Thema &bdquo;flächendeckender Stromausfall“ befasst ist. In dem Jahr wurde ein Workshop mit dem Krisenstab durchgeführt, auch in den folgenden Jahren habe es Seminare und Übungen gegeben.Als konkrete Vorbereitungen für einen Blackout zählt der Kreis Paderborn auf: Notstromversorgung des Kreishauses, Notstromaggregate als Anhänger und für digitale Alarmierung, Kraftstoffbevorratung mit Notstromeinspeisung für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz und mobile Tankanlagen. Zudem befinde sich ein Konzept zur Sicherstellung der Kommunikation zwischen allen Beteiligten aktuell in der Erarbeitung.

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