Paderborner Cannabis-Händler hat möglichen Genuss-Markt im Blick

Paderborn. Die Ankündigung im Vertrag zur Ampelkoalition über eine kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken an Erwachsene hat für einiges Aufsehen gesorgt. Auch in Paderborn bei Four-20-Pharma wurde dieser Punkt sehr positiv registriert. Das Unternehmen ist seit drei Jahren im Markt für medizinisches Cannabis als Großhändler und Produzent aktiv und seitdem auf Wachstumskurs. In Deutschland darf Cannabis seit 2017 zur medizinischen Therapie Patienten auf Rezept verschrieben werden. Unternehmer Thomas Schatton sah in dem Marktsegment Potenzial und gründete im Jahr 2018 Four-20-Pharma als Großhändler und Produzent für medizinische Cannabisprodukte. Mit Erfolg, wie sich zeigt, im vergangenen Jahr wuchs die Belegschaft von 16 auf knapp unter 40 Mitarbeitende, berichtet der Geschäftsführer. "Wir konnten unseren Umsatz um 400 Prozent (EBID) steigern und unser Marktanteil ist zwischen zehn und 15 Prozent gewachsen."Derzeit entsteht am hiesigen Standort ein eigenes Analyselabor, weitere Produktionsbereiche und eine Extraktionseinheit werden folgen. Gespräche über mögliche geschäftliche Partnerschaften seien angestoßen und auch ein Börsengang werde beim selbstbezeichneten "Qualitätsführer in Europa" angestrebt.Gleichbleibende Qualität nur unter Laborbedingungen Die Verarbeitung der Rohware, die aus Kanada und bald auch aus Neuseeland und Portugal importiert wird, erfolgt gemäß der Zertifizierung für pharmazeutische Produkte, den dazugehörigen gesetzlichen Vorgaben sowie den strengen Regulierungen des Betäubungsmittelgesetzes. So findet die Produktion hinter code-gesicherten Türen statt und die Ware lagert hinter dicken Tresorwänden. An den sterilen Produktionsplätzen werden die Blütenstände veredelt und zum Weiterversand an Apotheken vorbereitet. Regelmäßig wird der THC-Gehalt kontrolliert, denn eine gleichbleibende Konzentration ist hinsichtlich der Dosierung einer ärztlichen Verordnung für Patienten notwendig. Der Fokus liegt aktuell auf den Cannabis-Blüten, die in der Regel per Vaporizer geraucht werden. Die Entwicklung ziele inzwischen aber vermehrt auf Extrakte ab, deren Rauch ebenfalls inhaliert wird. Weitere Schritte würden dann in Richtung bekannter medizinischer Präparate wie etwa Tabletten gehen, prognostiziert Großhändler Schatton ein Fortschrittsfeld, das von der weiteren Entwicklung profitieren werde. Der legale Cannabis-Anbau für den medizinischen Gebrauch wird in Deutschland aktuell erprobt. Das sächsische Unternehmen Demecan hat eine Lizenz für die Produktion von zwei Tonnen über vier Jahre erhalten und einen ehemaligen Schlachthof zur hochgesicherten THC-Hanffarm umgebaut. Wobei hochgesichert sowohl für die Schutzmaßnahmen als auch die Anbaubedingungen gilt, denn die Pflanzen wachsen unter streng kontrollierten sterilen Bedingungen. "Nur so kann eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden", erklärt Schatton. Beim Freilandanbau könne eine natürliche Kontamination nicht verhindert werden und in den mittleren Breitengraden gibt es beim einfachen Gewächshausanbau zu starke Schwankungen, die die Qualität beeinflussen. "Da ist auch nichts Anrüchiges beim Kauf mehr dabei" Die Entscheidung der Koalition zur weiteren Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken über kontrollierte Abgabe "in lizenzierten Geschäften" mit der Begründung, dass damit die "Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet" werde, bewertet Thomas Schatton als positives Signal. Aus wirtschaftlicher Perspektive werde man den Prozess genau im Auge behalten. "Im medizinischen Bereich steigt die Akzeptanz bereits an, dieser Schritt richtet sich nun an die Mitte der Gesellschaft." Coffeeshops wie in den Niederlanden werde es aller Voraussicht nach wohl nicht geben. Neben den speziellen lizenzierten Verkaufsstellen könnten auch Apotheken in Frage kommen, blickt Schatton voraus. "Neben dem fachgerechten Umgang kann so auch die entsprechende fachliche Beratung erfolgen." Orientierung böte dabei besonders Kanada, wo entsprechende Stores bereits existieren. "Da ist auch nichts Anrüchiges beim Kauf mehr dabei", einzig dass man seinen Einkauf nur in neutralen Tüten transportieren dürfe, falle letztlich auf. "Man muss den Leuten erklären, was passiert und es entsprechend vermitteln", sieht Schatton als wichtigen Aspekt für verantwortungsbewussten Cannabis-Konsum. Eine klare Position bezieht er hinsichtlich einer möglichen Altersgrenze. "Die Jugendschutzaspekte sind besonders wichtig, meine Empfehlung wäre eine Freigabe ab 21 Jahre", beurteilt er mit Verweis auf die neurologischen Erkenntnisse, dass Cannabis-Konsum in jüngeren Jahren negativ auf das noch in der Entwicklung befindliche Gehirn wirkt. Eine eindeutige und sichere rechtliche Grundlage sei für ihn unabdingbar was den Genuss-Konsum anbetrifft.

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