Paderborn

Paderborner Erzbischof: Christliches Handeln sichtbar machen

Hans-Josef Becker beschwört in seinen Weihnachtspredigten das "Christuslicht von Bethlehem". Er geht dabei auch auf Zeitgeist-Vorwürfe gegen die Kirche und deren "lange Schatten" ein.

Erzbischof Hans-Josef Becker bei einer Weihnachtspredigt im Paderborner Dom. | © Archivbild: Besim Mazhiqi

25.12.2021 | 25.12.2021, 11:57

Paderborn (ber). In seinen Predigten in der Christmette an Heiligabend und am ersten Weihnachtstag hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zur Hinwendung zu Welt und Mensch aufgerufen und die Gläubigen aufgefordert, auch in einer dunklen Welt das Licht von Bethlehem sichtbar zu machen.

„Die Kirche bleibt nur dann die Kirche Jesu Christi, wenn sie sich – wie er – hinauswagt in die Fremde, die doch zugleich sein Eigentum ist“, betonte Erzbischof Hans-Josef Becker in der Christmette, die er laut Pressemitteilung mit zahlreichen Gläubigen im Dom und per Livestream feierte. Es sei die wesentliche Botschaft der Christnacht, dass Gott zu den Menschen gehe und das Leben aus menschlicher Perspektive lebe, stellte der Paderborner Erzbischof heraus.

Gott begegne auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch. Wer nach dem Besonderen schiele und ganz exklusiv dieses hochachte, werde durch die Menschwerdung Gottes zurückverwiesen auf das gewöhnliche Leben.

"Sollen wir uns abriegeln?"

Im Hinblick auf den Vorwurf, die Kirche lasse sich viel zu sehr auf die Welt ein, fragte Becker: „Sollen wir uns abriegeln gegen diese Welt, wie immer sie sein mag, um hinter verschlossenen Türen weiter zu glauben?“. Der Erzbischof verwies auf die Gefahr einer naiven modischen Anpassung an den Zeitgeist und eines liberalistischen Minimalismus – auch im Glauben: „Wer auf dieser Welle mitschwimmt, darf sich nicht wundern, wenn er abdriftet. Unverbindlichkeit und Grau-in-Grau haben wir in unserer Erlebnis- und Unterhaltungsgesellschaft zuhauf.“

Und auch im „vielbeschworenen Pluralismus“ diene es niemandem, wenn alle zum Verwechseln ähnlich seien, erklärte Erzbischof Becker weiter. Es komme vielmehr darauf an, Farbe zu bekennen, „und dies nicht nur im Wort, sondern im Lebenszeugnis, mitten in der Welt“.

Von Kuschel-Events und blauem Dunst

Im Pontifikalamt am ersten Weihnachtstag rief Becker die Gläubigen im Dom und vor den Bildschirmen dazu auf, in einer Welt voller Hunger, Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit das „Christuslicht von Bethlehem“ zum Leuchten zu bringen und damit christliches Handeln sichtbar zu machen. Er warnte davor, Weihnachten nur als „eingefahrenes Ritual“ zu feiern.

Der Gehalt des Festes gerate oft in den Hintergrund, kritisierte der Paderborner Erzbischof: „Unsere Erlebnisgesellschaft inszeniert Weihnachten zum Kuschel-Event. Statt dass Gott Mensch wird und zur Welt kommt, statt dass Weihnachten unter die Haut geht, hebt Weihnachten ab in so manchem blauen Dunst.“ Es dürfe an Weihnachten nicht allein darum gehen, ein bestimmtes Inventar aus der Schublade zu holen und sofort nach Neujahr wieder einzupacken.

Kirche? "Viele sehen schwarz"

Das Christuslicht müsse in der Welt und in den Menschen sichtbar werden, forderte Becker. Zwar sei die Welt auch nach rund 2.000 Jahren Christentum nach wie vor zerrissen durch Hunger, Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit: „Das Christentum selbst hat lange Schatten geworfen. Viele sehen schwarz, wenn sie ‚Kirche‘ hören“, räumte der Paderborner Erzbischof ein.

Trotz allem ziehe sich allerdings die Lichtspur Christi durch die Jahrhunderte: „Das Christuslicht hat Geschichte gemacht. Jeder Mensch ist Mensch, nicht der eine mehr, der andere weniger. Jeder Mensch hat nicht nur einen Wert, sondern eine unantastbare Würde. Das ist das Licht von Bethlehem. Das ist christliches Implantat in der Menschheitsgeschichte“, betonte der Erzbischof Hans-Josef Becker.