
Paderborn. Es ist Halbzeit beim Abriss des Hauptbahnhofgebäudes. Das erklärt Heinrich Hillebrand, Geschäftsführer der Bremer-AG-Tochter PB 1 GmbH, in Bezug auf den Zeitplan. Mit Blick hinter den Bauzaun verwundert diese Einschätzung, denn vom Bahnhofsgebäude steht nur noch das Empfangsgebäude - und auch das soll bis Anfang nächster Woche abgerissen sein.
"Beim Abriss geht es vor allem ums Sezieren des Gebäudes", erklärt Hillebrand. So rückten nicht nur Bagger an, auch das Material müsse sortiert und abtransportiert werden. Einige zehntausend Tonnen sind laut Projektleiter Thomas Behnisch bereits abtransportiert worden.
Böse Überraschungen habe man bislang noch nicht entdeckt während des Abrisses, der seit August läuft. Dass nicht immer alles glatt laufe, gehört laut Martin Nowosad, Bahnhofsmanager Ostwestfalen-Lippe, dazu. Beispielsweise wurde im Paderborner Bahnhofsgebäude ein Stück weit Asbest verarbeitet, das entsorgt werden musste.
Und es gebe auch hin und wieder Beschwerden der Bahnkunden, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie Nowosad es von anderen Baustellen gewohnt sei. "Wir machen nicht immer alles hundertprozentig richtig.Die Wegeleitung war beispielsweise ein großes Thema", räumt er ein.

Ein weiterer Knackpunkt in den Verhandlungen sei der sogenannte Basaraum gewesen. Dieser Betriebsraum liegt größtenteils im Keller, ragt aber teilweise auch mehrere Meter ins Erdgeschoss des neuen Bahngebäudes hinein. "Das mussten wir geschickt umplanen", berichtet Hillebrand. In diesem Raum seien beispielsweise Zugleitsysteme untergebracht. Die Bahntechnik und auch der Publikumsverkehr machen den Neubau des Bahnhofs laut dem Investor zu einer "sehr sensiblen Baustelle".
Der Zeitplan sieht vor, bis zum Jahresende die Abrissarbeiten abzuschließen. Ein nächster wichtiger Arbeitsschritt sei die Neuverlegung des Bentelerkanals, ein dickes Regenrohr, das unter den Gleisen verläuft.
Wie viel der neue Hauptbahnhof inklusive des Hotels kostet, bleibt unklar. Die Stadt investiert 1,9 Millionen Euro, die Deutsche Bahn 5,2 Millionen Euro, doch wie viel Geld nimmt PB 1 in die Hand? "Das sage ich nicht, da werden Sie keine Summe von mir hören", antwortet Hillebrand.

An dem Konzept eines Tagungshotels wolle man auch nach der Pandemie - und der damit verbundenen Neubewertung von Dienstreisen - festhalten. "Wir haben aus unserer Sicht den richtigen Hotelbetreiber dafür gefunden", sagt Hillebrand und meint die Deutsche Hospitality mit einem Hotel ihrer Intercity-Kette. Auch Nowosad geht davon aus, dass auf das Geschäfts- und Tagungshotel eine wachsende Nachfrage zukommt.
"Je höher die Digitalisierung, desto höher ist auch das Reiseaufkommen", ist er sich sicher. Menschen, die in Paderborn arbeiten und in München leben, würden sich dank des hybriden Arbeitens möglicherweise gegen eine Zweitwohnung und für Übernachtungen im Hotel entscheiden. Der Investor plant, das Hotel Mitte 2023 in Betrieb nehmen zu können.