Anwohner beklagen sich über heftige Erschütterungen beim Hotel-Abriss im Kreis Gütersloh

Versmold. Rainer Knaeblein ärgert sich. Seit Beginn der Abriss-Arbeiten am ehemaligen Altstadthotel ist es mit der Ruhe in der Nachbarschaft vorbei. Immer wieder kommt es zu &bdquo;Erdbeben“ in der Innenstadt. Die Anwohner machen sich große Sorgen. &bdquo;Seit Beginn der Abrissarbeiten klappert das Geschirr in den Schränken, sitzt man auf dem Sofa, vibriert dieses“, schreibt Knaeblein in einem Beschwerdebrief an das Bauamt der Stadt Versmold. &bdquo;Risse in den Wohnungen werden größer und neue entstehen“, sagt der Anwohner. Auch in seiner Wohnung sind die Schäden deutlich erkennbar. Knaeblein mutmaßt, dass dies mit den Abrissarbeiten zusammenhängt. Andere Anlieger bestätigen Knaebleins Einschätzung. &bdquo;Wir mussten in den vergangenen Wochen sehr häufig die Leuchtstoffröhren wechseln“, beschreibt Sylke Hasankale. Sie ist Inhaberin von &bdquo;Mega-Textilmode“. &bdquo;Alles klirrt“, erzählt die Betreiberin eines Geschenke-Ladens &bdquo;Manchmal ist es so schlimm, dass man es kaum aushält. Die Kunden haben schon gefragt, ob die Nachbarn oben drüber so laut seien.“ Auch an den Wänden des Ladens habe es bereits Beschädigungen gegeben, die mutmaßlich auf den Altstadt-Hotel-Abriss zurückzuführen sind. Auch bei Frank Oehl von der LVM-Versicherungsagentur Alteilges haben die Wände bereits gewackelt. &bdquo;Bei uns sind drei Lampen kaputt gegangen“, sagt er. Anfangs dachten er und sein Team noch, die Mitmieter im Haus seien laut. Das habe sich aber rasch zerschlagen. Die Erschütterungen lassen sich seiner Ansicht nach eindeutig der Baustelle zuordnen. Lesen Sie auch: Hotel-Abriss steht bevor: Neue Pläne für Wohngebiet im Kreis Gütersloh Sicherheitsmaßnahmen hat auch Rosi Dieckmann-Rose getroffen. Sie betreibt den Geschenke-Laden in der Innenstadt. &bdquo;Alles klirrt. Wir haben Flaschen und Ballons weiter hinten ins Regal gestellt“, erklärt die Geschäftsfrau. Noch habe sie keine Schäden zu verbuchen gehabt und versucht Verständnis aufzubringen. &bdquo;Es ist halt eine Baustelle. Da kann es eben zu Lärm und Einschränkungen kommen.“ Beschwerden der Nachbarn sind dem Kreis Gütersloh nicht bekannt Dennoch: Für die Anlieger ist die Situation derzeit nur schwer erträglich. Rainer Knaeblein hat deshalb die Stadt Versmold informiert, hat auch auf möglichen Denkmalschutz hingewiesen. Er sorgt sich um weitere Schäden in Fassaden oder bei alten Heizungsrohren. Knaeblein will erreichen, dass gehandelt wird. Für die Genehmigung der Baustelle ist aber zunächst der Kreis Gütersloh zuständig. &bdquo;Im Fall des Abbruches des Altstadthotels sind uns aktuell keine Nachbarbeschwerden bekannt“, sagt Lena Baron aus der Pressestelle im Gütersloher Kreishaus. Grundsätzlich sei die Behörde auch nicht dafür verantwortlich, dass etwaige Schäden behoben werden. Baron: &bdquo;Sofern an den angrenzenden Wohnhäusern Schäden auftreten, ist das zivilrechtlich zu klären.“ Ganz ohne Störungen geht es bei einer solchen XXL-Baustelle nicht Der Kreis hat Erfahrungen mit Baustellen ähnlicher Größe. Ganz ohne Störungen der Nachbarschaft funktioniert es eben nicht, sagen die Behörden-Mitarbeiter. Trotzdem seien Bauherren dazu angehalten, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. Das könne zum Beispiel beinhalten, dass sandige Böden angefeuchtet werden. Außerdem sollte mit angepassten Maschinen so lärmreduzierend wie möglich gearbeitet werden - dass bei einer XXL-Baustelle wie der in Versmolds Innenstadt große Bagger zum Einsatz kommen, liegt nahezu auf der Hand. Lesen Sie auch: Tipps: Das sind die außergewöhnlichsten Hotels und Unterkünfte im Kreis Gütersloh Der Abbruch des Altstadthotels musste bei der Bauaufsicht, die eben der Kreis führt, angezeigt werden. Das sei ordnungsgemäß erfolgt, sagt Lena Baron. In dem Bestätigungsschreiben wurde darauf hingewiesen, dass sämtliche Emissionen so gut wie eben möglich reduziert werden müssen. Tobias Nagel ist Investor des Großprojekts in Versmold Der Kreis als Genehmigungsbehörde ist bei den genehmigungsfreien und nur noch anzeigepflichtigen Abbrüchen dann übrigens raus und prüft nicht mehr, wie die Sprecherin erklärt. Tätig werde die Bauaufsicht, wenn konkrete Gefahr vorliegt. Das sind zum Beispiel Einsturzgefahr von Gebäudeteilen an den Nachbargrenzen oder an der Straße, beispielsweise durch unsachgemäß ausgeführte Arbeiten. Sofern Verstöße in Bezug auf die Getrennthaltung von Abfällen oder auf die Abfallentsorgung festgestellt werden, kann die Abfallbehörde des Kreises tätig werden. Wenn Beschwerden wegen Lärm oder Staubbelästigung vorliegen, wäre die Immissionsschutzbehörde zuständig. Zuständig für die Planung und Umsetzung des ambitionierten Projektes ist das Architekturbüro Archwerk im Auftrag des Investors Tobias Nagel. Eine Anfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Praxen sowie ein Café sind unter anderem vorgesehen Auf dem Areal an der Wiesenstraße entstehen in mehreren Abschnitten vier Gebäudekörper mit insgesamt 47 Wohneinheiten. In zentraler Lage lautet die Vorgabe, dass ein Teil der Erdgeschossflächen gewerblich genutzt werden müssen. Das können Büros genauso wie Geschäfte oder Gastronomie sein. Laut aktuellem Plan sind in den beiden zur Wiesenstraße hin gelegenen Gebäuden zum einen zwei Praxen sowie ein Café vorgesehen. In den beiden anderen Häusern ist hingegen kein Gewerbe im Erdgeschoss geplant.

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