Personal fehlt nicht nur in der Gastro - auch im Paderborner Einzelhandel

Paderborn. Die Kunden wollen wieder shoppen. Diesen Eindruck teilen die Paderborner Werbegemeinschaft und der Handelsverband Ostwestfalen-Lippe. Zwar sei die Nachfrage noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau, steige aber kontinuierlich. Mit Blick auf die Klagen aus der Gastronomie-Branche stellt sich die Frage: Hat auch der Einzelhandel mit Personalmangel zu kämpfen? Die Pressestelle der Arbeitsagentur Paderborn bestätigt auf NW-Anfrage, dass die Tendenz der offenen Stellen im Einzelhandel steigend ist. Während hier im Juni 84 Stellen offen waren, sind es nach Zahlen der Arbeitsagentur im September 129. "Ja, auch wir suchen händeringend Mitarbeiter", sagt Daniel Lükel, Geschäftsleiter im Modehaus Klingenthal. Das betreffe alle Bereiche: Im Verkauf und an der Kasse, in der Gastronomie, im E-Commerce und in der Hausmeisterei. In den vergangenen anderthalb Jahren seien viele Klingenthal-Angestellte in Rente gegangen, das Nachbesetzen der Stellen sei durch die angemeldete Kurzarbeit erschwert worden. Gleichzeitig kommen nun laut Lükel die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter. "Und während der Pandemie sind weniger Leute bereit, in eine Branche zu wechseln, die coronabedingt gebeutelt ist", führt er als weiteren Grund an, der die Nachbesetzungen erschwert. Zudem würden normalerweise viele Werkstudenten eingestellt werden, doch "viele von den Studenten sind noch nicht in der Stadt". In den nächsten Wochen hofft Lükel auf Bewerbungen von Studierenden, die aufgrund der startenden Präsenzveranstaltungen nun nach Paderborn ziehen. Dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Uwe Seibel, wird der Personalmangel im Paderborner Einzelhandel ebenfalls gespiegelt. "Es ist nicht so dramatisch wie in der Gastronomie, aber auch wir merken, dass beispielsweise Studierende fehlen." Das Abwandern und Umorientieren einiger Mitarbeiter käme noch erschwerend hinzu. Diejenigen, die aufgrund der Corona-Pandemie, dem Lockdown und der Kurzarbeit in die Lebensmittel- oder Drogeriebranche abgewandert sind, fehlen nun im Einzelhandel. Und es ist laut Seibel nicht leicht, diese Mitarbeiter zurückzugewinnen. Gleichzeitig überwiege die Freude, dass die Nachfrage in den Geschäften wieder steigt. "Ich habe wegen des verkaufsoffenen Sonntags nachgefragt, ob das personell zu stemmen sei", berichtet Seibel von einem Gespräch mit Einzelhändlern, "und die Antwort war: Das müssen wir und das kriegen wir auch hin." "Der Einzelhandel ist da nicht immer der Sieger" Kai Buhrke, Hochstift-Geschäftsführer des Handelsverbands OWL, sieht den Fachkräftemangel als bleibendes Problem im Einzelhandel. "Branchenübergreifend wird der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter nicht besser werden. Der Einzelhandel ist da nicht immer der Sieger", sagt er. Als Gründe führt er den demografischen Wandel und sinkende Zahlen bei der Ausbildung an. Bei jungen Menschen würde die Work-Life-Balance eine wichtige Rolle spielen, die Sechs-Tage-Woche wirke da nicht reizvoll. Doch es gibt auch Einzelhändler in Paderborn, die andere Erfahrungen machen. "Personalmangel? Den haben wir nicht", konstatiert Michael Stauber, Geschäftsführer der Paderborner Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale. Seine Stammbelegschaft von insgesamt 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe sich während der Corona-Pandemie nicht verändert. Auch die Aushilfen für das Weihnachtsgeschäft von Oktober bis Dezember habe er größtenteils schon eingestellt. Als mögliche Gründe dafür nennt Stauber unbefristete Arbeitsverträge und eine starke Bindung ans Unternehmen: "Manche arbeiten schon seit Jahrzehnten bei uns." Hermann Sittig, Geschäftsführer des gleichnamigen Modehauses, sieht sich in einer ähnlich komfortablen Lage: "Wir haben keinen Personalmangel. Im Gegenteil: Wir führen eine Warteliste für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Dennoch seien Initiativbewerbungen jederzeit willkommen, betont Sittig. Personalmangel durch Renteneintritte ist seiner Meinung nach vermeidbar: "Wir wissen ja, wann unsere Mitarbeiter in Rente gehen und dann planen wir langfristig."

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