Gewaltiger Anstieg: Paderborner entscheiden sich öfter für Briefwahl

Paderborn. Mirabell Nöltker liegt voll im Trend. Die Paderbornerin hat ihren Stimmzettel für die Bundestagswahl bereits am Montagmittag im Briefwahlamt unter den Arkaden der Stadtverwaltung am Abdinghof eingeworfen. Bei der Kommunalwahl vor einem Jahr habe sie am Wahlsonntag in einer Schlange anstehen müssen. Das wolle sie diesmal vermeiden. Wie sie denken offenbar sehr viele Menschen in Paderborn. Um genau zu sein 46.684. So viele Anträge auf Briefwahl sind bisher bei der Stadt Paderborn eingegangen, sagt Heribert Zelder, Wahlleiter und Leiter des Einwohner- und Standesamts. Immer mehr Paderbornerinnen und Paderborner nutzen die Briefwahl. Mit den 46.684 liegt ihre Zahl noch einmal um 16.000 über der vor einem Jahr bei der Kommunalwahl. Bei einer Gesamtzahl von 111.650 Wahlberechtigten in Paderborn beträgt ihr Anteil diesmal fast 42 Prozent. Doch nicht nur in Paderborn, auch in den anderen Kommunen im Kreisgebiet wird die Briefwahl immer beliebter. Im gesamten Wahlkreis 137 Paderborn, der alle zehn Kommunen im Kreisgebiet umfasst, haben bisher 89.757 Menschen (Stand 20. September) ihre Briefwahlunterlagen beantragt, sagt Kreis-Sprecherin Michaela Pitz auf Anfrage. Dies sind 38,6 Prozent aller 232.265 (Stand 6. September) wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es kreisweit 28,6 Prozent, 2013 lag der Wert bei 24,5 Prozent. Für das Auszählen wird viel Platz benötigt - unabhängig davon, dass die Rücklaufquote bei den Briefwahlunterlagen nie bei 100 Prozent liege, wie Wahlleiter Zelder sagt. 2020 war die Maspernhalle gebucht worden, doch selbst die wäre diesmal zu klein, um ausreichend Abstand zu halten. Deshalb geht es in den Schützenhof, wo gleich drei Hallen zur Wahlarena werden. Um 16 Uhr geht es hier los. Dann wird zunächst der rote Umschlag geöffnet, in dem sich der Wahlschein und der blaue Brief mit dem Stimmzettel befinden. Ist der Wahlschein unterschrieben, geht der blaue Brief in die Urne. Ab 18 Uhr wird dann in mehreren Schritten ausgezählt. Zweite Wahl unter Corona-Bedingungen Coronabedingt hatte es mit der Stimmabgabe zur Kommunalwahl im September 2020 überall länger gedauert. Warteschlangen waren eine Folge - auch noch gegen Ende der Wahl. Letztlich durfte jeder ins Wahllokal, der bis 18 Uhr vor Ort war. So solle es auch diesmal wieder laufen. Zelder rechnet jedoch nicht mit einer Wiederholung. Einerseits sei die Zahl der Briefwählerinnen und Briefwähler durch die Erfahrungen der Kommunalwahl unter Corona-Bedingungen stark gestiegen. Außerdem sei die Anzahl der Stimmbezirke wieder verdoppelt. Im Gegensatz zur Kommunalwahl, als coronabedingt Stimmbezirke zusammengelegt wurden und anstatt 2.500 Wahlberechtigten 5.000 pro Bezirk zulässig waren, sind es diesmal wieder 64 Urnenwahlbezirke. Für jeden einzelnen gibt es einen Vorstand mit Vorsteher, Schriftführer und Beisitzer. Hinzu kommen 64 Vorstände für die Briefwahl - einer pro Bezirk - die in der Schützenhalle auszählen. Besetzt werden diese mit Vertretern der Parteien, Mitarbeitern der Stadtverwaltung und vielen ehrenamtlichen Helfern. Wann das vorläufige Endergebnis erwartet wird Bei den Wahllokalen gibt es gegenüber der Kommunalwahl eine Änderung: Für das Kreishaus ist die Georgschule an der Erzberger Straße einer der Orte für die Stimmabgabe. Wie Zelder sagt, seien nur wenige Wahllokale komplett barrierefrei, bis auf zwei aber alle rollstuhlgerecht. Auf den Wahlbenachrichtigungen stehe eine Telefonnummer, unter der man sich über die Verhältnisse im Wahllokal informieren kann. Dann könne unter anderem ein Wahlschein für ein anderes Wahllokal beantragt werden. Betroffene können auch eine Hilfsperson mitbringen. Wer am Wahltag plötzlich erkrankt, ist dennoch nicht von der Wahl ausgeschlossen. Die Briefwahlunterlagen können in diesem Fall noch am Wahltag bis 15 Uhr bei der jeweiligen Stadt- oder Gemeindeverwaltung abgeholt werden. "Ich glaube, dass die Urnenwahl etwas schneller ist als die Briefwahl", sagt Zelder. Er sage jedoch allen immer: "Es kommt nicht auf Schnelligkeit an, sondern auf Genauigkeit." Laufe alles gut, dann erwartet er das vorläufige Endergebnis für die Stadt Paderborn gegen 20.30 Uhr.

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