Nächtlicher Lärm im Paderquellgebiet sorgt erneut für Ärger

Paderborn. Im Paderquellgebiet ist es an den vergangenen Wochenenden insgesamt zwar ruhiger gewesen und es gab nicht mehr die Vielzahl von Polizeieinsätzen wie im Juni und Juli. Dennoch war es auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder so laut, dass eine gemeinsame Boss-Wache von Polizei und Ordnungsamt gegen 0.26 Uhr 20 Platzverweise aussprach, wie Polizei-Sprecherin Corinna Koptik auf nw.de-Nachfrage sagte. Außerdem rufen die jüngsten Aussagen von Paderborns Ordnungsdezernenten Carsten Venherm im Stadtrat erneut einen Anwohner auf den Plan. Venherm hatte gesagt, dass die nächtlichen Feiern im Freien und Ruhestörungen in dieser Dimension wohl auch coronabedingt erstmalig waren und er im nächsten Jahr nicht mit einer Wiederholung rechnet. "Was ich ganz stark kritisiere, ist eine Bagatellisierung dieser Problematik", sagt der Anwohner, der unbenannt bleiben möchte. Es sei auch nicht so, dass das Problem im Paderquellgebiet - kurz PQ - erst durch Corona größer geworden sei. Schon seit Jahren habe sich die Lage zugespitzt. Es seien trotz einer gewissen Schnittmenge auch nicht nur Menschen, die nicht mehr in die Clubs konnten. "Besucher sind teilweise krawallig" Die Parkbesucher seien auch nicht nur freundlich, sondern teils "krawallig drauf". So habe es kürzlich in einem Innenhof auch eine Prügelei gegeben. Insgesamt fahre die Polizei zwar mehr Streife, sei aber nicht dauerpräsent. Haben die Ordnungsamtskräfte als Teil der Boss-Wache Feierabend, ist die Polizei allein unterwegs. Zuletzt hatte die Stadt zusätzlich einen Sicherheitsdienst beauftragt, für mehr Ruhe zu sorgen. Der Anwohner sieht hinter den in diesem Jahr deutlicher gewordenen Problemen grundsätzliche Versäumnisse der Stadt Paderborn. Für Jugendliche gäbe es zu wenig Plätze zum Aufhalten. Das Gleiche gelte für Menschen, die mit ihren Autos posen wollten und dafür Bereiche wie den Abdinghof, die Detmolder Straße und den Pohlweg nutzten. Auch die Drogenszene sei seiner Meinung nach größer geworden und verteile sich auf mehrere Stellen im PQ, den Bürgerpark Borchener Straße und den Riemekepark. "Polizei und Ordnungsamt bemühen sich nach Kräften" Mit anderen Betroffenen steht der Anwohner hinter der losen Initiative "paderquellgebiet.de": Es ist die Adresse der früheren Interessengemeinschaft Paderquellgebiet. Eine Friseurin sammele gerade Unterschriften, damit endlich etwas passiere. "Polizei und Stadt Paderborn betreiben Schönfärberei", sagt der Anwohner. Sobald sich der Konflikt zwischen Anwohnern und der späten bis nächtlichen Nutzung des PQ durch junge Menschen abgezeichnet habe, "hat die Stadt Paderborn im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten reagiert", erklärt Lea Giesen, Pressesprecherin der Stadt Paderborn, auf Anfrage. Polizei und Ordnungsamt hätten "sich nach Kräften bemüht, vor Ort präsent zu sein". "Ich kann verstehen, dass man das nicht toll findet" "Gemeinsam mit der Polizei hat die Stadt Paderborn die Situation beurteilt und als mögliche Option auch ein Verweilverbot in den Blick genommen und vorbereitet. Auch personell hat die Stadt Paderborn alles in die Wege geleitet, um ihren Beitrag zu leisten und mit dem Büro für Ordnung, Schutz und Sicherheit auch zu späterer Stunde als üblich, vor Ort präsent zu sein", so Giesen. Sie wiederholt, dass sich der Großteil der jungen Leute völlig vernünftig verhalte und es nur wenige Ruhestörer seien. "Aber es gab natürlich Auswüchse im Paderquellgebiet, die so auch nicht tolerierbar sind." Generell sei festzuhalten, dass die Stadt "auch nur bedingt ausgerüstet oder ausgebildet ist, um solch nächtlichen Auswüchsen wirksam gegenüber zu treten". Auch Polizei-Sprecherin Koptik sagt, dass sich die Lage klar entspannt habe. Die PQ-Besucher seien ein Teil der Gesellschaft und in einer warmen Sommernacht sei es überall im erweiterten Innenstadtbereich so, dass sich Menschen treffen und es zu solchen Störungen kommen könne. Dann seien Ansprachen und Verweise das normale Vorgehen. "Ich kann aber verstehen, dass man das nicht toll findet", sagte Koptik. Problemzone Riemekepark Auch den Riemekepark - eine weitere Problemzone - versuche die Stadt Paderborn nach Kräften im Blick zu behalten, wobei auch dort keine städtischen Mitarbeiter rund um die Uhr abgestellt werden könnten, sondern nur kurz patrouilliert werde, sagte Lea Giesen aus der Pressestelle. Sie verweist jedoch darauf, dass die Stadtverwaltung für Ordnungswidrigkeiten zuständig sei, nicht für das Ahnden von Straftaten. Riemekepark-Anwohner Pascal Deutschmann machte gegenüber nw.de auf Ruhestörungen, Vandalismus und Drogenhandel aufmerksam. Wie im Paderquellgebiet treffen sich hier vor allem bei schönem Wetter Besucher jeden Alters auf. Manche würden leider pöbeln, grölen, spät laute Musik hören, wildpinkeln und ihren Müll nicht wegräumen. Besonders samstag- und sonntagmorgens würden kaputte Flaschen herumliegen. Hinzu kämen Radfahrer, die auch im Dunkeln ohne Licht durch den Park heizten, und Hundebesitzer, die ihre Tiere ohne Leine laufen ließen. "Die Zustände sind echt nicht mehr schön für die spielenden Kinder, Hunde und friedlichen Menschen", sagt Deutschmann. Der Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb (ASP), das Ordnungsamt und die Polizei wüssten um die Probleme. Das Ordnungsamt habe verstärkte Kontrollen angekündigt, doch was tatsächlich laufe, sei ein Witz. Und nach einem Wochenende sei der ASP laut Deutschmann jüngst erst am Dienstag gekommen. Der stellvertretende Betriebsleiter Dietmar Regener bestätigt, dass der ASP am Wochenende nicht reinige, im Normalfall aber sonst täglich unterwegs sei. Er beobachte, dass die Vermüllung an mehreren Stellen in der Stadt zugenommen habe. Was auch an der Corona-Zeit liege und dass die Leute Plätze aufsuchten.

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