Paderborn Mit Online-Tickets wird Busfahren in Paderborn billiger

Paderborn. Der Padersprinter schaltet einen Gang höher: Mit einem veränderten Tarifmodell und neuen Schnupperangeboten will der Paderborner Stadtbusbetreiber attraktiver werden, um so neue Kunden für den ÖPNV zu gewinnen und frühere Nutzer zurückholen, die den Bussen während der Corona-Pandemie fern blieben und bleiben. Ein Fokus liegt auf der Stärkung von Abos. Zeitgleich mit der zum August 2022 startenden Umstellung der Tarifstruktur sollen auch einige Angebote enden, die nach einem Stadtratsbeschluss erst zum August 2020 gestartet waren. Dazu zählt das kostenlose Fahren an jedem ersten Samstag im Monat. Über die Pläne wurde am Mittwochabend auch der zuständige Mobilitätsausschuss informiert. "Was wir da gemeinsam entwickelt haben ist ein richtiges Pfund, mit dem wir Paderborn beim ÖPNV nach vorn bringen wollen", sagte Padersprinter-Geschäftsführer Peter Bronnenberg. Das ist auch notwendig, denn Corona hat die Branche arg gebeutelt. Die Zahl der Fahrgäste sei um fast die Hälfte eingebrochen. Doch statt das Angebot einzudampfen, setze man auf Ausbau und Verbesserung. "Der ÖPNV ist der klare Verlierer der Corona-Pandemie", sagte Paderborns Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Viele Menschen seien vorsichtiger geworden, wodurch sich ihr Mobilitätsverhalten geändert habe. Gegenüber 2019 mit 20 Millionen Fahrgästen waren es 2020 11,5 Millionen. Dies entspricht einem Minus von 43 Prozent und Mindereinnahmen, die zwar vom Staat ausgeglichen werden, von 2,5 Millionen Euro. Noch schlechter sieht es im ersten Halbjahr 2021 aus: Gegenüber 2020 gab es einen weiteren Rückgang bei den Fahrgästen um 15 Prozent und bei den Einnahmen um 9,5 Prozent. Anreize reichen nicht für eine Kundenbindung Basis der neuen Tarife ist eine seit Herbst 2020 laufende Untersuchung der vergangenen Maßnahmen seit 2015, bei der Stadt und Padersprinter auf das Wissen von Probst & Consorten Marketing und Beratung setzen. Berater Ferry Quast hält zunächst fest, dass Busfahren in Paderborn vergleichsweise günstig sei. Mit den Sondertarifmaßnahmen wie dem kostenlosen Busfahren an den ersten Samstagen im Monat würden zwar Anreize für ein Ausprobieren des ÖPNV geschaffen, eine dauerhafte Kundenbindung werde jedoch verfehlt. So seien an den Freifahr-Samstagen 2.500 zusätzliche Personen eingestiegen, an den anderen Samstagen waren es im Schnitt 25.000. Allerdings gäbe es Mitnahmeeffekte von zahlungswilligen Fahrgästen. Auch würde die Attraktivität von Zeitkarten leiden - vor allem bei einem potenziellen Ausbau des Gratisangebots. Mit dem zuerst stark angelaufenen, dann rückgängigen 1-Euro-Kurzstrecken-Ticket, mit der bis zu vier Stationen weit gefahren werden darf, und dem recht gut angenommenen Funticket Einzel - dies gilt 90 Minuten für alle bis 20 Jahre - betreibe der Padersprinter eine Kannibalisierung des Einzeltickets beziehungsweise des höherwertigen Funtickets Westfalen. Karten sind im Bus teurer Das künftige Tarifsystem steht auf drei Säulen. Hinter dem Begriff "Aufwärtskompatibilität" steckt die Idee, dass jede Ticketart - je nach Nutzungsverhalten - attraktiv ist: Etwa durch günstige 4er-Tickets. Gesteigert werden soll auch die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Erreicht werden soll dies durch eine Entlastung des Buspersonals, indem die Fahrkarten beim Direktkauf teurer sind als online. 25 bis 30 Sekunden gehen für jeden Verkauf im Bus drauf. Da von den Einzeltickets, die einen Gesamtanteil von etwa 25 Prozent haben, 70 bis 80 Prozent im Bus gekauft werden, besteht hier ein hochgerechnetes Einsparpotenzial. Der Padersprinter rechnet mit bis zu 31 Prozent weniger Käufen im Bus. Insgesamt wird eine um elf Prozent gestiegene Ticketnachfrage erwartet sowie ein dreiprozentiges Einnahmeplus. Punktuelle Preissteigerungen soll es künftig nur geben, wenn sie im Sinne der ersten beiden Säulen wirken und attraktive Alternativen für Vielfahrer existieren. "Wir holen heraus, was möglich ist" "Mit diesen Maßnahmen sind wir in Paderborn schon ziemlich weit und holen heraus, was möglich ist", sagt Ferry Quast. Für weitere Maßnahmen - wie einen Fahrgastanstieg durch Gratis-ÖPNV - müsste weiter investiert werden. Für weiteren Aufschub soll dabei die geplante Taktverdichtung beitragen, deren Details vermutlich im kommenden Frühjahr vorgestellt werden. Auch die sich im Bau befindende und voraussichtlich Anfang 2023 fertige neue Zentrale Omnibushaltestelle (ZOH) mit dem neuen Kundencenter an der Westernmauer soll den ÖPNV attraktiver machen. In diesem Monat wird das künftige Tarifmodell der Verbundgesellschaft Paderborn/Höxter (VPH), dem Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) und den Verkehrsunternehmen präsentiert. Abschließend muss die Bezirksregierung Detmold dem Tarifmodell zustimmen.

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