Paderborn

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Das Ende des Paderborner Hauptbahnhofs steht bevor

Nach fast sieben Jahrzehnten wird der Bau am 2. August für immer geschlossen.

Der Paderborner Hauptbahnhof ist ab Montag, 2. August, geschlossen. | © Holger Kosbab

Holger Kosbab
02.08.2021 | 02.08.2021, 11:34

Paderborn. In Kürze wird die Stadt Paderborn ihren wohl bekanntesten 68er verlieren: den Hauptbahnhof. Im Sommer 1953 - also vor 68 Jahren - eröffnet, war er der Nachfolgebau des im Krieg zerstörten Vorgängerbahnhofs. Jahrzehnte prägte der typisch-funktionale Kasten die Bahnhofstraße. Doch seine Zeit ist gekommen.

An diesem Sonntag, 1. August, ist das Gebäude mit der Eingangshalle das letzte Mal geöffnet. Schon am Montag beginnen die vorbereitenden Innenarbeiten für den danach folgenden Abriss. Für die Paderborner steht also die Zeit des Abschieds an, bevor der Neubau samt Eingangshalle und einem Intercity-Hotel mit 190 Zimmern kommt.

Vor einem halben Jahr hatten die Paderborner Bremer AG mit ihrem Tochterunternehmen PB 1 als Investor, die Stadt Paderborn und der Deutschen Bahn einen Vertrag über das Vorhaben geschlossen. Dieses sieht einen Bau mit der Bahnhofshalle sowie fünf Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss für Technik vor. Die Fertigstellung ist für September 2023 geplant. Die Stadt ist an dem Projekt mit gut 1,9 Millionen Euro beteiligt, die Bahn zahlt mehr als 5,2 Millionen Euro. Zuvor hatten die Stadt Paderborn und die Deutsche Bahn Jahrzehnte lang um eine Neubauplanung gerungen, auch im Stadtrat wurde über den Entwurf diskutiert.

Für Bürgermeister Michael Dreier ist die Sache klar: „Mich freut es ganz besonders, dass wir nunmehr nach vielen Jahren mit dem jetzt beginnenden Neubau eine deutliche Aufwertung für unser Oberzentrum bekommen. Großzügig, hell, transparent und nachhaltig – so soll das neue Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes zur Mobilitätsdrehscheibe für die Region werden."

Umzug in einen Übergangsbahnhof

Vom Ende am Gleis 1 müssen die Reisenden künftig zum Empfangsgebäude und von da aus weiter zu den Zielgleisen. - © Holger Kosbab
Vom Ende am Gleis 1 müssen die Reisenden künftig zum Empfangsgebäude und von da aus weiter zu den Zielgleisen. | © Holger Kosbab

Paderborns Technische Beigeordnete Claudia Warnecke sieht es genauso: „Ich sehe die neue Lösung als Gewinn für unsere Stadt. Die Gesamtplanung des zukünftigen Bahnhofsgebäudes wird mit ihrer städtebaulichen Präsenz, der Integration einer großzügigen Empfangshalle für Reisende sowie eines Hotels an dieser Stelle zu einem gelungenen Eintrittstor in die Stadt werden."

Der Zugang zum Gleis 1 am westlichen Ende des Übergangsbahnhofs aus Containern. - © Holger Kosbab
Der Zugang zum Gleis 1 am westlichen Ende des Übergangsbahnhofs aus Containern. | © Holger Kosbab

Während der Arbeiten ziehen alle Geschäfte und Service-Angebote der Bahn in einen Übergangsbahnhof am direkt angrenzenden Busbahnhof. Neben dem Bahn-Reisezentrum sind dies die Bäckerei Lange, der Bahnhofskiosk Schenke und die Bahnhofsbuchhandlung. Auch ein öffentliches WC und ein Geldautomat befinden sich in der mehrteiligen Container-Interimslösung.

Ein Aufzug wird erst in mehr als einem Jahr fertig

Der Zugang zu den Gleisen und zur Bahnhofsmission erfolgt von der Bahnhofstraße aus an der Interimsampel. Von da aus geht es über den Zebrastreifen am westlichen Ende des Bahnsteigs zum Gleis 1, dessen historische Überdachung kein Bestandteil des Neubaus ist und laut Bahn erhalten bleibt. Von hier gelangen die Fahrgäste zum Empfangsgebäude und über die Treppenanlage und den Aufzug zu den Gleisen 2 bis 5. Laut einer Bremer-Pressemitteilung befinden sich dort auch die barrierefreien Zugänge. Der Aufzug zu den Gleisen 4 und 5 befindet sich allerdings noch im Bau und wird nach Auskunft der Bahn im vierten Quartal 2022 fertiggestellt.

Der alte Hauptbahnhof hat für viele Diskussionen gesorgt. Kaum jemand fand ihn wirklich schön. Für viele war er gar potthässlich. Andere hingegen entwickelten eine Art Hassliebe zu dem Gebäude. Auch jetzt noch gehen die Meinungen der Bahnreisenden auseinander: "Ich finde den Bahnhof weder gut noch schlecht", sagt Isabel Horn aus Paderborn. Jonas Lappe habe zu dem Bau keine besondere Beziehung. "Aber wenn er größer und besser ausgebaut und sauberer wird, ist das schon gut."

"Es wurde Zeit, dass er abgerissen wird"

Fotos vor der Schließung des Bahnhofsgebäudes am Montag, 2. August 2021. Christian Schenke, Betreiber des Bahnhofskiosks, bereitet den Container vor, in dem ab Montag verkauft wird. - © Holger Kosbab
Fotos vor der Schließung des Bahnhofsgebäudes am Montag, 2. August 2021. Christian Schenke, Betreiber des Bahnhofskiosks, bereitet den Container vor, in dem ab Montag verkauft wird. | © Holger Kosbab

"Ich finde ihn schon hässlich und positiv, dass neu gebaut wird", meint Anna Reuter. Auch Niklas Bräutigam findet einen Neubau grundsätzlich positiv. "Aus meiner Heimat - Viersen - kenne ich aber schlimmere Bahnhöfe. Da wäre ein Neubau notwendiger", sagt der seit mehreren Jahren in Paderborn lebende Bräutigam. Die deutlichste Meinung zum Bahnhof hat Thomas Pieper aus Bielefeld: "Es wurde Zeit, dass er abgerissen wird, der war schon immer schäbig."

INFORMATION


Ungewissheit bei den Geschäftsleuten

Für die Betreiber der Geschäfte im Bahnhof bedeutet der Umzug Arbeit - und Ungewissheit, ob die Leute weiterhin vorbeikommen. "Das wird sich zeigen", sagt Christian Schenke, Inhaber des gleichnamigen Bahnhofskiosks. Vielleicht kämen durch den Busbahnhof auch neue Kunden. Er rechnet wie alle anderen mit anderthalb bis zwei Jahren in den Container-Verkaufsräumen. Für diese Zeit wurden mit der Bahn extra Verträge geschlossen. Reiner Brockmann, Inhaber von Presse & Buch im Bahnhof, wird ab Montag mit weniger Platz auskommen müssen. Daher könnte es sein, dass sein Angebot etwas reduzieren muss. Schon jetzt berichtet er von Kunden, die über die schlechte Beschilderung der Wege schimpfen.