Paderborn

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Möglicher Blindgänger am Bahnhof? 37 Bohrlöcher sollen Klarheit bringen

Bis zum Wochenende soll der Verdachtsfall in der Bahnhofstraße geklärt sein. Dafür ist eine Vollsperrung zwischen Gruningerstraße und Rathenaustraße nötig.

37 Bohrlöcher auf der Bahhofstraße sollen Aufschluss gaben, ob sich unter dem Pflaster ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg verbirgt. | © Ralph Meyer

Ralph Meyer
27.07.2021 | 27.07.2021, 11:10

Paderborn. 37 erschütterungsarme Bohrungen in einem präzisen Raster, die bis zu einer Tiefe von sieben Metern abgeteuft werden, sollen Aufschluss geben, ob unter dem Straßenbelag der Bahnhofstraße noch ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg schlummert.

Am frühen Dienstagmorgen begannen Mitarbeiter der Tauber-Unternehmensgruppe aus Münster mit ihren Arbeiten. Beginnend vor dem Gebäude eines Fahrradhandels an der Bahnhofsstraße arbeitete sich der Bagger mit dem Schneckenbohrer des Spezialunternehmens langsam in Richtung Süden vor. Die Bohrlöcher werden anschließend mit Kunststoffrohren ausgekleidet, in die dann Sonden herabgelassen werden, die Veränderungen im Magnetfeld aufspüren. Jeder metallische Körper im Boden, und dazu zählen auch Kampfmittel, verändert das natürliche Magnetfeld.

Die Untersuchung eines Baufeldes auf Kampfmittel ist heute Standard. In der Regel geben hochauflösende Luftbilder, die von den Alliierten nach jedem Angriff aufgenommen wurden, einen ersten Anhalt. Geschulte Luftbildauswerter untersuchen seit 1958 Quadratmeter für Quadratmeter die Aufnahmen. Dabei interessieren sie nicht die spektakulären Bombenkrater, denn von denen geht ja keine Gefahr mehr aus. Wichtiger sind die feinen, unauffälligen Punkte auf den Bildern, die darauf hindeuten, dass dort ein Blindgänger bis zu acht Meter tief ins Erdreich eingedrungen sein könnte, ohne zu detonieren.

Anschließend werden diese Verdachtsflächen näher sondiert. Erschwert werden die Arbeiten an der Bahnhofstraße durch eine Vielzahl von Rohren und Leitungen, die längs und quer zu Straßenrichtung im Untergrund verlegt sind. Die Suche konzentriert sich vor allem auf den nördlichen Bereich der Straße, denn im südlichen Abschnitt fanden bereits vor etlichen Jahren umfangreiche Kanalarbeiten statt.

Erhärtet die Suche den Verdacht, muss im Bereich der Fundstelle ausgeschachtet werden, und der Kampfmittelbeseitigungsdienst kam zum Zuge. Gerade in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden nicht alle Kampfmittelbeseitigungen umfassend dokumentiert. Hin und wieder blieben neben Metallschrott der Luftangriffe auch bereits entschärfte Bomben im Boden, und die Gruben wurden einfach zugeschüttet. Bis zum Wochenende soll Klarheit herrschen, was den Verdachtsfall in der Bahnhofstraße angeht.