Paderborn/Helgoland

Neues Ziel: Paderborner Extremschwimmer zieht es in die Nordsee

Nachdem er die sieben Meerengen der "Ocean's Seven" durchschwommen hat, will André Wiersig jetzt die einzige deutsche Hochsee-Insel Helgoland erreichen.

Der Paderborner Extremschwimmer André Wiersig bereitet sich auf sein nächstes Abenteuer vor, er will schwimmend Helgoland erreichen. | © Dennis Daletzki

06.07.2021 | 07.07.2021, 12:09

Paderborn/Helgoland. Der Paderborner Extremschwimmer André Wiersig ist mit dem Durchschwimmen der sieben Meerengen der "Ocean's Seven" deutschlandweit bekannt geworden. Jetzt plant der 49-Jährige ein neues Schwimm-Projekt im offenen Meer. Er will als erster Schwimmer die Distanz vom Festland zur Hochseeinsel Helgoland schaffen. Damit wolle er sich einen lang gehegten Traum erfüllen, erklärt Wiersig: „Bei Helgoland kam mir immer dieser Gedanke: Kann man da hin schwimmen?"

Er schwimmt mit großer Leidenschaft dort, wo kein anderer Mensch zu sehen ist. „Weit draußen, wo man kein Land mehr sieht, bei meterhohen Wellen und Eiseskälte, den Strömungen ausgesetzt und in Begleitung aller Lebewesen, die dort zu Hause sind, zu schwimmen – das ist meine große Passion", wird der Ozeanschwimmer in einer Pressemitteilung zitiert.

Für die Tour zum roten Felsen in der Nordsee plant er den Start vom weiten Sandstrand vor dem nordfriesischen St. Peter-Ording. Die Distanz von dort zur Hochseeinsel beträgt 48,5 Kilometer. „Neben der langen Distanz und den Wassertemperaturen sind die starken Strömungen und Gezeiten der Nordsee die größte Herausforderung", sagt Wiersig.

„Mein Team sucht in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie nach einem passenden Zeitfenster, um Ende August oder Anfang September den Versuch zu starten." Für mindestens zwölf Stunden wird Wiersig im Wasser sein, wenn er Helgoland erreichen will.

Einzig die Nahrung darf angereicht werden

Wiersig schwimmt nach den traditionellen Regeln der englischen Channel Swim Association, die seit 1927 das Ärmelkanalschwimmen organisiert. Demnach darf er lediglich Badehose und Schwimmbrille tragen, auch darf er sich zu keiner Zeit an einem Boot festhalten oder fremde Hilfe annehmen.

Ein Offizieller an Bord des Begleitschiffes, das die Navigation sicherstellt, wird auf die Einhaltung der Regeln achten. Eskortiert wird der Schwimmer außerdem von seinem Schwager Jürgen Peters, der ihm von einem Kajak die hochkalorische Nahrung anreicht. Für die Sicherheit des Athleten bei dem waghalsigen Projekt ist also hinreichend gesorgt.

Wiersig hat als erster Deutscher und 16. Mensch überhaupt die "Ocean’s Seven" komplettiert. Diese anspruchsvollste Herausforderung des Freiwasserschwimmens orientiert sich an den Seven Summits im Extrem-Bergsteigen. Den Auftakt machte 2014 die erfolgreiche Querung des Ärmelkanals danach folgten der Kaiwi-Channel vor Hawaii, der North Channel vor Schottland, der Catalina-Channel vor Los Angeles, die Tsugaru-Straße in Japan, die stürmische Cook Strait in Neuseeland und zum Finale ging es im Jahr 2019 durch die Straße von Gibraltar.

Ursprünglich die Idee eines Nordfriesen

„Nachts allein im Ozean" heißt das Buch, in dem André Wiersig seine langen und außergewöhnlichen Abenteuer schildert. Sämtliche Meerengen meisterte Wiersig im ersten Versuch – als bisher einziger aller 21 Ocean’s Seven-Finisher. Doch diese Bestleistung war ursprünglich gar nicht sein Vorhaben. Ihn zieht es aus anderen Gründen hinaus: „Nirgends kann man den Meeren näher sein als dort, weit draußen, nur in Badehose und Schwimmbrille, puristisch", sagt der Botschafter der deutschen Meeresstiftung. „Wo Jahrmillionen alte Gesetze gelten, bin ich gerne zu Gast."

Die Idee, die Distanz nach Helgoland als Schwimmer zu überbrücken, entwickelte 1927 zuerst der Nordfriese Otto Kemmerich (1886-1952). Bis heute hat jedoch kein Schwimmer diese Strecke realisiert. Doch geht es Wiersig, der sich als Sprecher der Meere sieht, keineswegs um den Eintrag in die Rekordlisten. „Ich liebe das Meer und sehe mich als Teil davon", sagt er. „Ich sehe meine Aufgabe darin, zu erzählen, wie es dort draußen ist."