Paderborn Mordprozess Sennelager: Polizisten schildern grausame Details vom Tatort

Paderborn-Sennelager. Es war alles andere als ein gewöhnlicher Einsatz, den zwei Polizeibeamte am späten Abend des 3. November in Sennelager wahrnehmen mussten. Ein Mann hatte einen Notruf abgesetzt und gesagt, die Polizei müsse rasch kommen. Als sie später die Information erhielten, der Anrufer habe erklärt, seine Frau &bdquo;geschlachtet" zu haben, ahnten sie Böses. Am sechsten Verhandlungstag vor dem Schwurgericht Paderborn müssen sie ihre Ereignisse Revue passieren lassen. &bdquo;Es war surreal", erinnert sich ein Beamter. Denn beim Eintreffen in der kleinen Straße hielt sich ein Mann nahe an einem Wagen mit belgischen Kennzeichen auf, während zwei andere vor der Eingangstür des benachbarten Hauses standen. Niemand habe ein Wort gesprochen, sagt der Zeuge, nur merkwürdige Laute seien zu hören gewesen, die er und sein Kollege zunächst als Lachen gedeutet hätten, aber dann doch recht schnell als Schluchzen erkannten – mit Blick auf die blutigen Hände Damir T.s, die die Beamten erst wahrnahmen, als der 29-Jährige seine Arme hob. Ganz ruhig habe sich dieser nach entsprechender Aufforderung auf den Boden gelegt und fesseln lassen. &bdquo;Ich bin dann zum Auto gegangen", erinnert sich der Beamte, und daran, dass er fast sofort die Frau sah, die im Fußraum des Wagens lag. Ihr Oberkörper sei ihm entgegen gefallen, als er die Beifahrertür öffnete, weiß er noch genau. Er habe die Frau aus dem Auto gezogen und festgestellt, dass &bdquo;ihre Verletzungen nicht mit dem Leben vereinbar waren". Während Damir T. dieses Geschehen in der kleinen Wohnstraße ruhig verfolgte, zeigte er ein paar Stunden später im Gewahrsam der Polizei Emotionen, als ihm eine Polizistin auf seine Frage hin mitteilte, dass seine Ehefrau tot sei. Er habe geweint, erinnert sich diese Zeugin, und sich einen Kugelschreiber geschnappt, um sich diesen zwei Mal in die Brust zu rammen. Der Kuli sei zerbrochen, so die Beamtin. Daraufhin sei Damir T. fixiert worden, &bdquo;damit er sich nicht mehr selbst verletzen kann". Pflegemutter: "Die Kinder waren dabei" Dass das blutige Geschehen im Auto vor den Augen der drei kleinen Kinder, ein heute sechs Jahre altes Zwillingspärchen und ein vier Jahre altes Mädchen, stattfand, dafür gibt es bislang keinen objektiven Anhaltspunkt. Die Pflegemutter indes, die noch in der Tatnacht die Kinder in ihrem Haushalt aufnahm, ist sicher: &bdquo;Die Kinder waren dabei." Nach ihrer Ankunft hätten die drei nur geweint, doch in den Tagen danach sei es aus ihnen &bdquo;herausgesprudelt", und die Kinder hätten auch immer wieder &bdquo;Schneidebewegungen" gemacht. Dass ihre Mutter tot sei und nicht mehr zurückkehre, das wüssten die Geschwister, so die 55-Jährige, die ihr Gesicht auch während ihrer Aussage hinter einer Sonnenbrille und ihr Haar unter einer Kappe verbirgt, um nicht erkannt zu werden. Sie seien &bdquo;schon traurig". Doch häufiger würden die Kinder nach dem Vater fragen und sich erkundigen, wann dieser denn zurückkehre. Wie das Gericht diese Aussage bewertet, wird sich erst zeigen, wenn es zum Abschluss des Prozesses sein Urteil verkünden und begründen wird. Damir T. droht im Fall eines Schuldspruchs eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der nächste Verhandlungstag findet am Dienstag, 6. Juli, statt. Dann werden zwei Gutachter und eine weitere Zeugin gehört.

Mehr zum Thema