Von Paderborn in die Welt: Das Erzbistum als katholische Kaderschmiede

Paderborn. Das Erzbistum Paderborn hat in der vergangenen Woche gleich mit zwei Personalien Schlagzeilen gemacht. Nach neunmonatiger Suche ist mit Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte ein dritter Weihbischof gefunden worden. Einer seiner zwei Kollegen hingegen bleibt zwar in Paderborn, wird aber künftig auch Aufgaben in Rom erfüllen müssen. Weihbischof Dominicus Meier ist von Papst Franziskus zum Richter am Obersten Gericht der Apostolischen Signatur ernannt worden. Seine Berufung unterstreicht die Bedeutung des Paderborner Erzbistums als Karriere-Sprungbrett für Weihbischöfe und andere Geistliche. Für mehrere von ihnen ging es direkt von Paderborn nach Rom oder an die Spitze anderer Bistümer. Zuletzt ereilte den Moraltheologen Peter Schallenberg der Ruf aus Rom. Seit 2018 berät er den Vatikan als außerordentlicher Mitarbeiter in Wirtschafts- und Sozialfragen und informiert über aktuelle wirtschafts- und sozialethische Entwicklungen im deutschen Sprachraum. Lesen Sie auch das Interview: Paderborner Weihbischof über sein Richter-Amt im Vatikan Dominicus Meier und Peter Schallenberg sind aber nicht die ersten Paderborner, die im Vatikan tätig sind. Der mittlerweile emeritierte Kurienkardinal und ehemalige Paderborner Weihbischof Paul Josef Cordes wurde 1980 zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Rates für die Laien ernannt. Mit der Aufnahme der Tätigkeit im Dienst des Heiligen Stuhls erhielt er damals auch die vatikanische Staatsbürgerschaft. 1995 wurde Cordes zum Präsidenten des Päpstlichen Rates &bdquo;Cor Unum" ernannt. 2007 wurde er wie zuvor der 2002 verstorbene Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt ins Kardinalskollegium aufgenommen.Mehr als drei Jahrzehnte lang wirkte der aus dem Erzbistum stammende Kurienbischof Josef Clemens in Rom. 19 Jahre als war er Privatsekretär von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., in der Glaubenskongregation. Später war er Sekretär des Päpstlichen Laienrates und gehörte dem Präsidenten-Komitee des Familienrates an. Clemens bereitete unter anderem den Weltjugendtag 2005 in Köln vor. Paderborner wählen den Papst Zwei Paderborner haben auch schon darüber mitentschieden, wer der neue Papst wird: 2013 nahm Paul Josef Cordes ebenso wie der 2010 zum Kardinal ernannte Reinhard Marx am Konklave zur Wahl von Papst Franziskus teil. Marx ist der wohl mit Abstand prominenteste und prägendste Vertreter einer Reihe von Weihbischöfen, die von Paderborn aus an die Spitze anderer Diözesen gewechselt sind. Zunächst wurde er 2001 Bischof in Trier, 2007 dann Erzbischof in München und Freising. Sieben Jahre später 2014 wurde Marx sogar Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, trat 2020 aber nicht zur Wahl für eine zweite Amtszeit an. Zuletzt sorgte er für Aufsehen: Als Konsequenz aus dem jahrelangen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche reichte er seinen Rücktritt ein, der aber von Papst Franziskus nicht angenommen wurde. Bischöfe in Deutschland Neben Marx stehen noch in drei weiteren deutschen Bistümern derzeit ehemalige Paderborner an der Spitze: Franz-Josef Bode in Osnabrück (seit 1995), der zudem stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz ist, sowie Karl-Heinz Wiesemann in Speyer (seit 2007). Und Paderborns seit 2003 amtierender Erzbischof Hans-Josef Becker ist bekanntlich auch ein Eigengewächs: Der Sauerländer arbeitete seit 1995 im Generalvikariat und wurde 1999 zum Weihbischof. Heinz Josef Algermissen führte das Bistum Fulda von 2001 bis 2018, zwischenzeitlich war Manfred Grothe von 2014 bis 2016 Apostolischer Administrator im damals krisengeplagten Bistum Limburg. Leopold Nowak steht derweil in den kirchlichen Geschichtsbüchern als erster katholischer Bischof des wieder errichteten Bistums Magdeburg (1994 bis 2004). Bischöfe im Ausland Auch im Ausland stehen beziehungsweise standen Paderborner einem Bistum vor: Oblatenmissionar Heinz Wilhelm Steckling wurde 2014 zum Bischof von Ciudad del Este in Paraguay ernannt. Der Ordensgeistliche Karl Hesse war Erzbischof von Rabaul in Papua-Neuguinea, der in Paderborn geborene Dieter Stöckler wurde 1985 zum Bischof der argentinischen Diözese Goya und blieb bis 2011 im Amt. Bernhard Hombach war von 2004 bis 2010 Bischof des Bistums Granada in Nicaragua.

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